Zehn Jahre Kinderzeitung: „Schön, dass wir Kruschel haben“

aus Kruschel feiert Geburtstag

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VRM-Geschäftsführer Joachim Liebler im Kruschel-Interview. Foto: Sascha Kopp

Warum macht ein Verlag eine Zeitung extra für Kinder und was sind die Herausforderungen – darüber spricht Joachim Liebler, VRM-Geschäftsführer und Vater von zwei Töchtern...

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. Die VRM hat 2012 als erster regionaler Tageszeitungsverlag eine Kinderzeitung auf den Markt gebracht – eine gute Entscheidung? Absolut, wenn sie damals nicht getroffen worden wäre, müsste man sie heute so treffen. Ich halte es für eine wichtige Sache, für junge Menschen – unsere nachwachsende Zielgruppe – journalistisch etwas zu tun. Insofern freue ich mich, dass wir „Kruschel“ haben.

Lohnt es sich für einen Verlag, eine Kinderzeitung zu machen? Ich glaube, dass man eine Marke wie „Kruschel“ nicht ausschließlich als Geschäftsmodell sehen kann. Umso besser ist es natürlich, dass es sich tatsächlich lohnt – wir verkaufen unsere Kinderzeitung und unsere journalistischen Inhalte für Kinder auch an andere Verlage.

Guter Journalismus für Kinder – was macht diesen aus Ihrer Sicht aus? Einmal, dass man die richtigen Themen findet und diese altersgerecht, aber auch unterhaltsam und spannend für die Kinder aufbereitet – sonst schwindet das Interesse sehr schnell. Ich glaube auch, man kann nicht früh genug damit anfangen, das Thema Medienkompetenz – neudeutsch: Media Literacy – anzugehen. Es ist wichtig, dass schon Kinder verstehen, was Nachrichten sind. Vor Kurzem habe ich eine 3. Klasse besucht: Die Schülerinnen und Schüler konnten mit Begriffen wie Fake News alle schon was anfangen. Sie wussten, was glaubwürdige Informationen sind und welche Gefahr auch im Thema Social Media steckt. All das gehört für mich zum Thema Journalismus für Kinder dazu.

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Die Tageszeitungen erleben und leben den digitalen Wandel. Kinder wachsen auf in einer Welt, in der Nachrichten zunehmend digital konsumiert werden. Auch Schulen setzen immer mehr auf digitale Medien: Was heißt Medienkompetenz für Kinder heute? Man darf sich nichts vormachen – Kinder werden in die digitale Welt hineingeboren und sie werden Social Media nutzen: Kurznachrichten, ohne Interpunktion, Abkürzungen – das werden alle Kinder und Jugendlichen zukünftig machen. Wissenschaftlich bewiesen ist aber auch, dass Print anders rezipiert wird und anders haften bleibt. Dass Informationen anders verstanden werden, wenn sie gelesen werden. Außerdem ist es sehr wichtig, dass Kinder verstehen, was Informationen sind, auf die man sich verlassen kann, und welche kritischer hinterfragt werden müssen. All das subsumiert sich unter diesem Begriff Medienkompetenz. Ich glaube, das kann man Kindern schon relativ früh beibringen.

"Medienkompetenz kann man Kindern schon früh beibringen"

VRM-Geschäftsführer Joachim Liebler spricht im Interview über Kruschel. Foto: Sascha Kopp
VRM-Geschäftsführer Joachim Liebler spricht im Interview über Kruschel. (© Sascha Kopp)

Welchen Stellenwert hat eine gedruckte Kinderzeitung für Grundschüler im beschriebenen Kontext? Die gedruckte Zeitung ist für mich immer noch der Kern einer Marke. Das mag mit meinem eigenen Alter zusammenhängen, weil ich noch gut mit Print sozialisiert bin, aber ich glaube, der Kern einer Medienmarke ist immer noch Print – und das wird sicher auch eine ganze Zeit lang noch so bleiben. Aber drumherum werden sich immer mehr digitale Darreichungsformen etablieren, gerade auch für Kinder. Print ist und wird sehr wichtig bleiben, denn erwiesen ist: Werden Nachrichten auf Papier konsumiert, bleiben sie anders haften. Wer auf Papier liest, kann mit der Kulturtechnik Lesen anders umgehen, als wenn Lesen nur über digitale Medien geübt wird.

Wie sehen Sie Kruschel und die Kinderzeitung im digitalen Wandel? Mir würde eine Art Markenfamilie vorschweben rund um diesen Print-Kern, aber in Zeiten wie diesen muss man solche Entwicklungen kritisch hinterfragen. Womit kann ich Geld verdienen? Meine Idealvorstellung wäre: Kruschel wendet sich an die 7- bis 11-Jährigen. Toll wäre, wenn man Kinder in ihrer Lesekompetenz begleitet bis zum Erwachsenenalter – bis man sie irgendwann in die weite Welt der Mediennutzung entlässt, als mündige Leser und User. Wichtig ist, dass man sie an unsere Marken heranführt, dass sie wissen: Wer macht denn eigentlich Nachrichten? Nicht Herr Google oder Frau Facebook, die kommen von Medienmarken mit ausgebildeten Journalisten, die ihr Handwerk gelernt haben. Auch auf Social Media kommen Nachrichten vor – aber halt anders. Auch da sollten sie unterscheiden können: Was sind Fake News und was sind gute Nachrichten.

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Wie würden Sie Kindernachrichten im Entwicklungsprozess von Kindern positionieren? Was können Kinder von und mit „Kruschel“ lernen? Es geht um Lese – und Medienkompetenz in einem entscheidenden Entwicklungsschritt.

Lesen und Vorlesen sind wichtig, sagen Experten. Sie haben selbst kleine Kinder – wie erleben Sie es: Wie wichtig ist das Vorlesen? Ich lese unheimlich gerne vor, ich mag dieses Ritual abends. Im Moment lesen wir mit der Großen „Elliot und Isabella“, die Kleine liest seit Monaten „Die Weihnachtsbäckerei“ – es ist ihr dabei ganz egal, dass Weihnachten schon lange vorbei ist ...

Und was war Ihr Lieblingsbuch als Kind? Mein Lieblingsbuch ist über 100 Jahre alt. Erst hat es mir meine Großmutter vorgelesen, dann meine Eltern und dann habe ich es selbst gelesen. Es heißt „Wir sind ganz unter uns“ – da geht es um lustige Tiergeschichten, warum die Schwanzspitze des Fuchses weiß ist oder warum die Hasen gespaltene Lippen haben. Das Buch ist großartig. Es steht heute in meinem Arbeitszimmer, total zerfleddert.

Joachim Liebler spricht über die Kinderzeitung Kruschel. Foto: Sascha Kopp
Joachim Liebler spricht über die Kinderzeitung Kruschel. (© Sascha Kopp)

Nehmen wir mal die aktuelle Ausgabe der Kinderzeitung zur Hand: Was würden Sie als Erstes darin lesen? Da ich ein großer Tierfreund bin und mich sehr für Artenschutz stark mache, würde ich zuerst bei den Tieren hängen bleiben. Dann würde ich über das Thema Ukraine stolpern, weil einen das heutzutage beschäftigt.

Nennen Sie drei gute Gründe, warum eine Familie „Kruschel“ für ihre Kinder abonnieren sollte! Einmal ist es eine Investition in die Bildung des Kindes, dann auch eine Investition in die Lese- und Medienkompetenz. Und auch, um die Fantasie anzuregen. Das funktioniert nur beim Lesen: Geschichten, egal, ob das Nachrichten oder Erzählungen sind, lassen der Fantasie freien Lauf. Aus meiner Sicht sind das drei ganz tolle Investitionen!