Veranstalter wollen Mallorca-Urlaub an Ostern ermöglichen

aus Coronavirus-Pandemie

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Nach einer siebenwöchigen Corona-Zwangsschließung dürfen die Gastwirte auf Mallorca wieder Gäste empfangen. Foto: dpa/ Clara Margais

Reiseveranstalter hoffen auf einen baldigen Start der Mallorca-Frühjahressaison; Tests und Hygiene sollen die nötige Sicherheit schaffen. Das sagen Politik und Behörden dazu.

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DEUTSCHLAND. Tui will Urlauber ab den Osterferien wieder nach Mallorca bringen. "Die Hotellerie hat sich intensiv vorbereitet, sicheren und verantwortungsvollen Urlaub anzubieten", sagte Tui-Deutschland-Chef Marek Andryszak am Montag vor dem Start der Online-Ausgabe der Reisemesse ITB. Präzise Hygienekonzepte gäben Zuversicht, die Abstimmung mit den Behörden sei eng. Daher wolle man den Kunden "Osterurlaub auf Mallorca ermöglichen", so der Manager.

Tui-Vorstand Sebastian Ebel versicherte bei einem Treffen mit der balearischen Ministerpräsidentin Francina Armengol in Palma nach Angaben der Regionalregierung, Mallorca werde "eines der vorrangigen Ziele" des Konzerns im Sommer sein. Nach Aufhebung der Reisebeschränkungen sei ein sofortiger Anstieg der Buchungen zu erwarten - und Tui sei bereit darauf zu reagieren, so Ebel.

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Zuletzt wurde Spanien vom Robert Koch-Institut noch als Risikogebiet eingestuft - aber ohne außergewöhnlich hohe Corona-Neuansteckungen. Tui wies darauf hin, dass die Werte auf Mallorca "weit unter denen der meisten deutschen Bundesländer" lägen. Auf der Insel habe die 7-Tage-Inzidenz die Schwelle von 50, teils von 30 unterschritten, sagte Andryszak. Er erhoffe sich deshalb weitere offizielle Signale wie ein Ende der Reisewarnung, eventuell noch in der laufenden Woche.

Balearen und Kreta sind gefragt

Einige Veranstalter planen bereits für die Zeit rund um Ostern (4./5. April). Reisen zu den übrigen Balearen-Inseln Ibiza, Menorca und Formentera sowie in den Großteil Festland-Spaniens sagte Tui noch bis Mitte April ab. Nun soll es vor allem auf Mallorca eine vorsichtige Öffnung geben, etwa mit dem Start eines Robinson-Clubs und ersten Flügen der Konzern-Airline Tuifly ab der zweiten März-Hälfte.

Das Angebot soll im Sommer weiter ausgebaut werden. Spanien bleibe mit Blick auf die aktuellen Buchungen der größte Markt, hieß es - vor Griechenland, der Türkei und Italien. Gerade sei Kreta am stärksten nachgefragt, das könne sich aber ändern, sagte Andryszak: "Ich hoffe, dass Mallorca aufholen wird zu den griechischen Inseln, vielleicht daran vorbeizieht." In der Ägäis waren Tui-Reisen zu Beginn dieser Woche vorerst bis zum 14. April ausgesetzt - für Griechenland wie für die Türkei ausgenommen Antalya. Auf Ziele wie Tunesien, Marokko oder Ägypten müssen Kunden wohl noch bis mindestens Ende April warten.

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Andryszak nimmt an, dass viele Urlauber erneut auch ihre Ferien in Deutschland verbringen: "Der Trend zum Urlaub im eigenen Land wird sich fortsetzen." Gefragt seien die Ostseeküste und Ostfriesischen Inseln sowie Schwarzwald, Bayerischer Wald und Allgäu. Sollte es in Schleswig-Holstein demnächst "belastbare Informationen" zu weiteren Lockerungen geben, werde Tui auch dort sein Angebot erweitern.

Noch nicht ganz klar ist, in welche Richtung sich die Preise in diesem Jahr entwickeln. Zumindest Frühbucher könnten wegen der noch gering ausgelasteten Kapazitäten günstiger wegkommen, hieß es. Übers gesamte Jahr gesehen dürften die Durchschnittspreise aber steigen - auch weil viele Urlauber bereit seien, Hochwertigeres zu buchen.

Forderungen nach Wiedereröffnung

Hinter den Kulissen liefen bereits Gespräche über eine Wiederöffnung Mallorcas. Auch Interessenvertreter außerhalb des Tourismus machen Druck auf die Politik. So schrieb etwa der Immobilienunternehmer Lutz Minkner an den deutschen Botschafter in Madrid. Er forderte, wegen der recht stabilen Lage auf den Balearen die Quarantänevorschrift in Deutschland für Reiserückkehrer von den Inseln "sofort aufzuheben".

Laut Andryszak führt die noch geringe Impfquote in Deutschland dazu, dass Tests "das wichtigste Standbein für den Sommer 2021" in der Touristik bilden - "es sei denn, das Impfen nimmt deutlich an Geschwindigkeit zu". Tui-Konzernchef Fritz Joussen hatte sich ebenso für mehr Corona-Schnelltests ausgesprochen. Der Staat und private Geldgeber stützen die Gruppe mit Milliarden, die Nachfrage muss 2021 nun spürbar anziehen. Parallel dazu fährt Tui einen harten Sparkurs.

Minister will Vorkasse abschaffen

Urlaubsreisen stehen bei den Menschen in Deutschland einer Studie zufolge weiter hoch im Kurs, die Corona-Pandemie bremst allerdings die Planung. Für Ärger sorgt oft die Rückerstattung von Vorauszahlungen für Reisen, die wegen der Pandemie storniert werden müssen. Geht es nach dem saarländischen Verbraucherschutzminister Reinhold Jost (SPD), sollen Urlauber künftig beim Buchen von Flügen oder Reisen nicht mehr im bisherigen Umfang vorab zu Kasse gebeten werden. Darüber soll beim nächsten Treffen der Ressortchefs der Länder beraten werden.

"100 Prozent Vorkasse geht gar nicht", sagte Jost der Deutschen Presse-Agentur. Er setzt sich für eine deutliche Verringerung der Vorab-Zahlungen ein - und für eine automatische Rückerstattung, wenn die Reise nicht stattfindet.

Josts Vorschlag stieß bei Verbraucherschützern auf offenen Ohren. "Das Beste wäre: Das Geld wird genau in dem Moment abgebucht, wenn ich die Reise antrete", sagte der Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv), Klaus Müller. Der vzbv fordert schon seit längerem ein Ende der Vorkasse bei Reisen.

Nur geringe Verteuerung?

Dazu notwendig sei ein Systemwechsel - von der Vorkasse zur Bezahlung bei Check-In, sagte Müller. Ein neues Gutachten der Hochschule Luzern zeige, dass eine Umstellung für alle Beteiligten wirtschaftlich "gut umsetzbar" und für Verbraucher nur mit "moderaten Preiserhöhungen" verbunden sei. Ohne Vorkasse müssten die Flug- und Reiseanbieter für Vorleistungen Eigen- oder Fremdkapital aufnehmen.

Wegen der extra Kosten dafür würden nach dem Gutachten die Preise für Flugbuchungen um maximal 3,3 Prozent, die für Pauschalreisen um 1,1 Prozent teurer. Nach Angaben Müllers werden für Flüge 100 Prozent des Flugpreises im Voraus verlangt, bei Pauschalreisen sind es zwischen 20 und 40 Prozent.

Von dpa