Der Messenger-Dienst Telegram hat Kanäle von Verschwörungsideologe Attila Hildmann gesperrt. Die Betreiber scheinen auf Druck der Politik zu reagieren – allerdings nur bedingt.
BERLIN. „Dieser Kanal kann nicht angezeigt werden, weil er gegen lokale Gesetze verstößt“ - mit dieser Meldung werden seit wenigen Tagen Nutzer des Kurznachrichtendienstes Telegram konfrontiert, die bestimmte Kanäle des Verschwörungsideologen Attila Hildmann aufrufen wollen. Nachdem das Bundesinnenministerium Anfang Februar bekannt gab, in Gesprächen mit der Telegram-Konzernspitze zu sein, scheint der politische Druck nun erste Auswirkungen zu zeigen.
Weil die Plattform mit weltweit mehr als 500 Millionen Nutzern leicht zur Verbreitung von beispielsweise rechtsextremen oder verschwörungsideologischen Inhalten und Aufrufen zur Gewalt genutzt werden kann und wird, hatte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) für Deutschland bereits die „Abschaltung“ des Dienstes ins Gespräch gebracht.
Die Sperre von Hildmanns Kanälen wirkt wie ein erstes, allerdings auch nur eingeschränktes Entgegenkommen vonseiten der Plattform-Betreiber. Wie der Politikwissenschaftler Josef Holnburger vom nicht staatlichen „Center für Monitoring, Analyse und Strategie“ (CeMAS) bei Twitter schreibt, hätten die sieben betroffenen Kanäle teils weniger als 1000 Abonnenten, während ein Hildmann-Kanal mit 63.000 Mitgliedern, der jedoch nicht unter dessen Namen läuft, weiterhin online sei.
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Dort soll der als Autor von Kochbüchern veganer Gerichte bekannt gewordene Hildmann, der eine Galionsfigur der Corona-Leugner-Bewegung wurde, auch Falschinformationen zur Schutzimpfung teilen, zudem Gewaltaufrufe und antisemitische Inhalte verbreiten. Außerdem scheint sich die Sperre bisher nur auf Deutschland auszuwirken, Nutzer aus anderen Ländern berichten etwa bei Twitter davon, weiter auf alle Kanäle zugreifen zu können.
Anders als beim Messenger-Konkurrent WhatsApp, bei dem maximal 256 Personen in einer Gruppe sein können, sind bei Telegram Chaträume mit bis zu 200.000 Mitgliedern möglich. Wie sehr sich Menschen dort auch im Zuge der Corona-Pandemie radikalisieren können, zeigte Anfang Januar eine Recherche der „Tagesschau“. Demnach soll es in Telegram-Chatgruppen im Zeitraum der Recherche täglich zu Tötungsaufrufen gegen Menschen aus unter anderem Politik, Medien und Wissenschaft gekommen sein. Für ein härteres Vorgehen gegen die Plattform plädierte derweil auch Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP), der den Betreibern bereits mit Bußgeldern in Millionenhöhe drohte.