Risikogruppen, Menschen in Pflegeeinrichtungen und Hochbetagten wird künftig eine vierte Impfung empfohlen. Auch zum Novavax-Impfstoff hat sich die Stiko geäußert.
BERLIN. Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat sich für die Corona-Impfung mit dem Vakzin des Herstellers Novavax für Menschen ab 18 ausgesprochen. Zudem befürwortet sie eine zweite Auffrischimpfung für gesundheitlich besonders gefährdete und exponierte Gruppen. Das teilte das Expertengremium am Donnerstag zu zwei Beschlussentwürfen mit. Der Novavax-Impfstoff solle neben den bisherigen Covid-19-Impfstoffen zur Grundimmunisierung mit zwei Dosen im Abstand von mindestens drei Wochen bei volljährigen Menschen eingesetzt werden. Für Schwangere und Stillende werde der Impfstoff aktuell jedoch nicht empfohlen.
Es handelt sich noch nicht um finale Stiko-Empfehlungen, es läuft nun noch ein Abstimmungsverfahren mit Fachgesellschaften und Ländern. Änderungen seien noch möglich.
Bei dem Präparat Nuvaxovid des US-Herstellers Novavax, das seit Ende Dezember in der EU zugelassen ist, handelt es sich – anders als bei den anderen zugelassenen Vakzinen – um einen Proteinimpfstoff mit einem Wirkverstärker. "In den Zulassungsstudien zeigte der Impfstoff eine mit den mRNA-Impfstoffen vergleichbare Wirksamkeit", erklärte die Stiko. Zur klinischen Wirksamkeit gegen die Omikron-Variante könnten aber noch keine Aussagen getroffen werden.
Viele Experten halten es für denkbar, dass einige noch ungeimpfte Menschen bislang auf Alternativen zu den in Deutschland vorhandenen Corona-Vakzinen von Biontech/Pfizer, Astrazeneca, Moderna und Johnson & Johnson warten. Weil Nuvaxovid auf einer anderen Technologie beruht, gilt das Präparat daher auch als weitere Hoffnung im Kampf gegen die Impflücke in Deutschland. Experten betonen aber dennoch immer wieder, dass das Zögern wenig Sinn ergebe.
Start der Impfungen wohl Ende Februar
In Deutschland könnte es Ende Februar oder Anfang März mit den Novavax-Impfungen losgehen. Das Bundesgesundheitsministerium erwartet die erste Lieferung von 1,4 Millionen Dosen in der Woche ab dem 21. Februar. Für Beschäftigte in der Pflege und in Kliniken greift ab Mitte März die Impfpflicht. Die Gesundheitsminister der Länder hatten sich dafür ausgesprochen, den Impfstoff von Novavax prioritär an bisher nicht geimpfte Beschäftigte in den betroffenen Einrichtungen zu verimpfen, hieß es in einem Beschluss der Ministerinnen und Minister vom 22. Januar.
Das Novavax-Vakzin, das in Deutschland ab dem 21. Februar verfügbar sein soll, könne zu ähnlich ausgeprägten Impfreaktionen führen wie die anderen zugelassenen Vakzine gegen das Coronavirus. "Die Zulassungsstudien ergaben keine Sicherheitsbedenken hinsichtlich schwerer unerwünschter Wirkungen nach Impfung", schreibt die Stiko. Allerdings sei die Datenlage zu Nuvaxovid noch begrenzt.
Für Menschen ab 70 Jahren, Menschen in Pflegeeinrichtungen, Menschen mit Immunschwäche ab fünf Jahren sowie Beschäftigte in medizinischen Einrichtungen und Pflegeeinrichtungen soll es aus Sicht der Stiko zudem eine zweite Auffrischimpfung mit einem mRNA-Impfstoff nach abgeschlossener Grundimmunisierung und der ersten Auffrischimpfung geben. Bei gesundheitlich gefährdeten Menschen solle diese frühestens drei Monate nach der ersten Auffrischimpfung erfolgen, Personal in medizinischen und pflegerischen Einrichtungen solle den zweiten Booster frühestens nach sechs Monaten erhalten.
Gegen Omikron nicht ausreichend geschützt
Zur Begründung teilte das Gremium mit, dass aktuelle Daten einen schwindenden Infektionsschutz nach der ersten Auffrischimpfung gegen die Omikron-Variante binnen weniger Monate zeigten. Das sei besonders für Menschen ab 70 und Menschen mit Immunschwäche, die am gefährdetsten für einen schweren Verlauf bei einer Infektion seien, ein Risiko. Der zweite Booster solle nun den Schutz verbessern.
Abschließende Klarheit über die Dauer des Immunschutzes nach der ersten Auffrischimpfung gibt es nicht – und Experten betonen, wie wichtig es sei, hier zwischen immungesunden und immunschwachen Menschen zu unterscheiden. Sie verweisen auf die Impf-Situation in Israel, wo bereits Hunderttausende eine vierte Impfung erhalten haben. Nach Menschen über 60, Immungeschwächten und medizinischem Personal können dort inzwischen alle Erwachsenen mit Vorerkrankungen den zweiten Booster in Anspruch nehmen.
Für Menschen, die nach der ersten Auffrischimpfung eine Corona-Infektion durchgemacht hätten, werde aber kein weiterer Booster empfohlen, hieß es. Die Stiko geht beim zweiten Booster von einer ähnlichen Verträglichkeit aus wie beim ersten. Das Gremium erklärte aber auch, "dass die Datenlage zur Effektivität und zur Sicherheit einer zweiten Auffrischimpfung noch limitiert ist".
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) schrieb via Twitter: "Die Entscheidung der Stiko zur vierten Impfung bei Älteren und Risikopatienten ist richtig und gibt zusätzliche Sicherheit für diese Menschen. Trotzdem müssen weiterhin Erstimpfungen und Booster unsere Priorität bleiben."
Von dpa