E-Scooter sind für viele Menschen ein Ärgernis. Verleihfirmen versprechen zwar, Auswüchse bei der Nutzung zu bekämpfen. Doch den betroffenen Städten in der Region reicht das nicht.
. So kann es nicht weitergehen: Elektrisch angetriebene Tretroller werden von vielen Menschen vor allem als Ärgernis wahrgenommen. Städte, in denen sie zum Ausleihen angeboten werden, wollen die E-Scooter deshalb an die Leine legen. Einen ersten Erfolg haben sie bereits erzielt: In einer Absichtserklärung verpflichten sich die großen Anbieter, ihre Rollerflotte technisch so auszurüsten, dass Fußgänger nicht gefährdet werden, und dafür zu sorgen, dass Roller „nicht ungeordnet auf Gehwegen, in Fußgängerzonen, auf öffentlichen Plätzen“ oder an „Zugängen von Bus- Straßen- und U-Bahnen“ herumstehen.
In Frankfurt sind mittlerweile vier Anbieter aktiv, die gut 2000 Roller im Stadtgebiet verteilt haben. In Mainz und Wiesbaden stehen jeweils etwa 100 Scooter zum Leihen bereit. Überall ist zu beobachten, dass die Nutzer recht sorglos mit den Scootern auch dort herumfahren, wo es eigentlich verboten ist: vor allem auf Gehwegen und in Fußgängerzonen. Dabei gab es schon schwere und schwerste Unfälle.
Frankfurts Verkehrsdezernent Klaus Oesterling (SPD) sieht vor allem in der großen Geschwindigkeitsdifferenz eine Gefahrenquelle. Er fordert deshalb, die Höchstgeschwindigkeit der Scooter von 20 auf 15 km/h herabzusetzen. „Das ist immer noch die dreifache Geschwindigkeit eines Fußgängers“, sagte er. Überdies verlangt Oesterling die Schaffung einer gesetzlichen Grundlage, damit die Städte Satzungen erlassen und die Nutzung der Roller regeln könnten. Dafür sind der Bund oder die Länder zuständig. Einstweilen müssen die Städte darauf vertrauen, dass die Verleihfirmen ihre Zusagen einhalten, damit die Nutzer der Roller Sicherheit und Ordnung im Verkehr nicht gefährden. Dazu gehört auch die Respektierung von „Verbotszonen“, in denen die Scooter nicht fahren dürfen. Mithilfe der eingebauten GPS-Systeme soll das gewährleistet werden.
Ob die Roller tatsächlich, wie erhofft, einen Anreiz schaffen, auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen, ist zwei Monate nach deren Zulassung noch nicht zu beurteilen. Erfahrungen aus den USA und Frankreich sprechen eher dagegen. Die Denkfabrik „Agora Verkehrswende“, die Auswirkungen der Leihroller auf Klima, Umwelt, Verkehr und Stadtraum untersucht, sieht problematische Tendenzen. Das Ziel, im Innenstadtverkehr Autos zu ersetzen, werde kaum erreicht. Wer einen E-Roller nutzt, ist dieselbe Strecke vorher meist zu Fuß gegangen und nicht mit dem Auto gefahren.
Gleichwohl plädieren die Verkehrsexperten dafür, den Scootern eine Chance zu geben. Verleihsysteme mit E-Tretrollern könnten „insbesondere für kürzere Einwegfahrten“ ein nachhaltiges urbanes Mobilitätssystem sinnvoll ergänzen. Dazu müsse das Angebot allerdings eng mit dem Personennahverkehr verzahnt werden. Daran aber fehlt es derzeit noch. Auch halten die Autoren der Analyse die hohen Preise der Verleihfirmen für ein Nutzungshindernis. In Hamburg will man das ändern. Dort läuft ein Pilotprojekt, um die Eignung der Roller als Zubringer zur S-Bahn zu testen. Jeden Morgen werden die Roller in den Wohngebieten zweier Stadtteile aufgestellt; an den Bahnhöfen gibt es dann Parkflächen für die Scooter. Vor allem: Die Anwohner in den Pilotgebieten müssen nicht jedes Mal ein Euro Grundgebühr für die Nutzung der Roller zahlen.
Von Rainer H. Schlender