Die Pflegekräfte im Kreis Bad Kreuznach gehen zu Corona-Zeiten mit besonderer Sorgfalt bei alten und Kranken Menschen vor. Es fehlt besonders an Desinfektionsmitteln.
Von Norbert Krupp
Das Team der Sozialstation Nahe lässt zum Schutz vor Corona-Infektionen bei häuslichen Besuchen von Patienten besondere Sorgfalt walten.
(Foto: Norbert Krupp)
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KREIS BAD KREUZNACH - Die Sozialstation Nahe, die mit rund 250 Frauen und Männern im Außendienst mehr als 2000 Kunden in 97 Gemeinden des Landkreises mit Pflegeleistungen versorgt, zählt zu jenen Unternehmen, die während der Corona-Pandemie weiterhin geöffnet haben. Dessen sind sich Pflegedienstleiterin Corinna Wirth und ihre Kollegen bewusst, die rund um die Uhr dafür sorgen, dass alte und kranke Menschen in vertrauter Umgebung gepflegt werden und nicht in Krankenhäuser oder Pflegeheime umziehen müssen.
„Unser Vorrat an Desinfektionsmitteln ist bereits deutlich geschrumpft und wird allenfalls noch 14 Tage reichen. Unsere Lieferanten haben signalisiert, dass sie wohl vor Mitte April keinen Nachschub liefern können. Wir hoffen also, dass uns die zuständigen Stellen in Land und Bund rechtzeitig mit den für unsere Einsätze unverzichtbaren Desinfektionsmitteln versorgen werden“, erklärt die Pflegedienstleiterin. Dank eines persönlichen Kontaktes zu einem Förderer der Sozialstation bestehe zumindest die Aussicht, an ebenfalls dringend benötigte FFP2-Mundschutzmasken heranzukommen. „Dafür sind wir sehr dankbar“, erklärt Corinna Wirth, denn ohne diese Masken dürfe kein Corona- Patient behandelt werden. Sie wundere sich, dass der Staat nicht einschreitet, dass für solche Schutzartikel und für Desinfektionsmittel derzeit drastisch höhere Preise verlangt werden.
Die Pflegekräfte der Sozialstation blieben bislang ausnahmslos vom Coronavirus verschont. Bei allen Hausbesuchen befolgen sie akribisch die Hygienevorschriften, also desinfizieren vorher und nachher ihre Hände. Zudem haben sie stets Handschuhe dabei. Zum Schutz von besonders gefährdeten Patienten werden zusätzlich Gesichtsmasken getragen. Dennoch sollen einige Kunden den Pflegedienst abbestellt haben, weil sie Angst haben, mit Corona angesteckt zu werden oder weil sie bedingt durch den Virus von nicht arbeitenden Angehörigen gepflegt werden können. „Kurzarbeit müssen wir nicht anmelden, wir haben weiterhin genug zu tun“, erklärte Pflegedienstleiterin Wirth. „Wir sagen auch Betreuungen und Putzleistungen ab, wenn diese nicht unbedingt erforderlich sind.“ Sicherheitshalber hat die Sozialstation sogar ihre Tagespflege-Gruppen in Hargesheim und Bad Sobernheim geschlossen, um kein erhöhtes Infektionsrisiko einzugehen.
Das Team der Sozialstation Nahe lässt zum Schutz vor Corona-Infektionen bei häuslichen Besuchen von Patienten besondere Sorgfalt walten. Foto: Norbert Krupp
Corinna Wirth Foto: Norbert Krupp
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Neue Aufträge werden an die Sozialstation auch in solchen Fällen herangetragen, in denen ein alter oder kranker Mensch bislang durch eine osteuropäische Hilfskraft versorgt wurde. Doch viele davon sind inzwischen in ihre Heimatländer zurückgereist und ihre Nachfolgerinnen können und dürfen wegen geschlossener Grenzen nicht nach Deutschland einreisen. Das führt aktuell zu erheblichen Engpässen in der häuslichen Pflege.
„Wir achten bei der Annahme neuer Fälle sehr genau darauf, dass kein erhöhtes Corona-Risiko besteht. Wir müssen uns vergewissern, dass die zu pflegende Person nicht infiziert ist und auch keinen Kontakt zu Verwandten oder Bezugspersonen hatte, die zuvor in einem Risikogebiet waren“, sagt die Pflegedienstleiterin. Denn das Risiko wäre zu groß, dann Corona bei anderen Patienten einzuschleppen. „Wenn nur eine Schwester erkranken würde und weiter ihre feststehende Tour absolviert, wären die Folgen dramatisch“, gibt Wirth zu bedenken. Dieser Verantwortung seien sich auch die Pfleger bewusst, die nach dem Dienst die gleichen Einschränkungen des Privatlebens zu beachten hätten wie andere Bürger: Unnötige soziale Kontakte sind strikt zu vermeiden.
PFLEGEKRÄFTE
Der Verband für häusliche Betreuung und Pflege (VHBP) rechnet nach Recherchen des Fernsehteams „Report Mainz“ mit einem Versorgungsnotstand, weil schon ab Ostern 100 000 bis 200 000 Pflegekräfte aus Osteuropa fehlen könnten. Dies sei durch Krankenhäuser und Pflegeheime nicht aufzufangen.
Die Gemütslage ihrer Kollegen beschreibt sie als „sehr unterschiedlich“: Manche fühlten sich selbst gefährdet und wirkten entsprechend nervös. Andere machten sich Sorgen um die Sicherheit des Arbeitsplatzes und ihres Einkommens. Wirth hofft daher auf Initiativbewerbungen von Männern und Frauen, die früher schon einmal im Pflegedienst gearbeitet haben und dies jetzt wieder tun wollen – auch in Teilzeit.