So steht es um die Energiepreise zu Beginn der Heizsaison

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Die Heizkosten dürften sich im kommenden Winter bei vielen mindestens verdoppeln. Foto: dpa

Viele Haushalte ordern derzeit kräftig Heizöl. Wie aber entwickeln sich derzeit die Preise und Lieferzeiten nach Beobachtung des Handels?

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MANNHEIM. Der Winter naht. Viele Haushalte wollen sich rechtzeitig einen Vorrat anlegen und ordern derzeit kräftig Heizöl. Für die Verbraucher stellt sich die bange Frage: Wie kommen wir warm und zu einem halbwegs bezahlbaren Preis durch den Winter? „Die Nachfrage führt bei vielen Lieferanten zu längeren Lieferzeiten von bis zu vier Wochen – teilweise auch darüber“, berichtet Hans-Jürgen Funke, Geschäftsführer des Verbands für Energiehandel Südwest-Mitte (VEH) in Mannheim. Die Versorgungslage sei bei den flüssigen Brennstoffen aufgrund der hohen Flexibilität des mittelständischen Energiehandels aber insgesamt gesichert, auch wenn vielen Betriebe aufgrund weiterer Corona-Krankheitsfälle das nötige Fahrpersonal fehle.

Lage an Rohstoff-Märkten hat sich etwas entspannt

„Ja, die Zeiten sind ungewöhnlich“, betont Funke. „Nichtsdestotrotz raten wir den Verbrauchern, gelassen zu bleiben.“ Der Öl-Markt habe sich im Gegensatz zum Gas-Markt aktuell weiter entspannt. „Davon profitieren aktuell auch die nachgelagerten Produkte wie Benzin, Diesel und Heizöl.“

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Die Rohstoff-Preise sind nach dem russischen Angriff auf die Ukraine zunächst massiv angestiegen, haben sich seitdem aber in der Tat wieder etwas beruhigt und verharren derzeit auf historisch hohem Niveau. Die deutlichen Zinserhöhungen der Notenbanken haben die Öl-Preise gedämpft, da damit die Wirtschaft gebremst und die Nachfrage gedrosselt wird.

Auf der anderen Seite steigen die Risikoprämien, da nach der Teilmobilmachung in Russland eine weitere Eskalation des Krieges befürchtet wird. Gleichzeitig dürfen Raffinerien in China mehr Produkte exportieren und benötigen dafür im zweiten Halbjahr mehr Rohöl. Die Opec-Länder bleiben darüber hinaus weiterhin hinter den eigenen Förderzielen zurück, sodass die Öl-Bestände weltweit auf einem niedrigen Niveau bleiben. Und der weiterhin schwache Euro-Kurs von 0,98 Dollar verteuert den Öl-Einkauf, der über Dollar abgerechnet wird. Die Rohölsorte Brent notierte nicht zuletzt aufgrund der nahenden Rezession zeitweise wieder unter der psychologisch wichtigen Marke von 90 Dollar je Barrel. Aktuell liegt der Preis bei 90,21 Dollar pro Fass.

Der gesunkene Öl-Preis schlägt allerdings nicht zu hundert Prozent auf den Heizöl-Preis durch. Der Rohöl- und der Produktmarkt haben sich nach Einschätzung des Verbands für Energiehandel voneinander entkoppelt. So waren die Heizöl-Preise zunächst trotz sinkender Öl-Preise sogar gestiegen. „Der schwächelnde Euro, das Niedrigwasser des Rheins mit den extrem gestiegenen Frachtkosten, die Verknappung der Importmengen aus Russland und nicht zuletzt die gestiegene Nachfrage nach Heizöl und Diesel seitens der Unternehmen aufgrund der Gasverknappung haben insbesondere den Heizöl-Preis lange Zeit nach oben getrieben“, berichtet Funke. Aktuell schlage allerdings die zunehmend spürbare Rezession auf die Produktpreise durch, sodass die Preise derzeit wieder etwas moderater ausfallen.

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Der Preis für Heizöl liegt nach den Daten des Internetportals Heizoel24, an das etwa 500 Händler ihre Preise melden, aktuell bei 157 Euro. Der Füllstand der heimischen Tanks liege bei knapp 55 Prozent. „Weiterhin sind Teilbefüllungen die meistgebuchte Option.“ Die durchschnittliche Lieferzeit betrage 38 Tage. Ende August lagen die Heizöl-Preise noch bei mehr als 170 Euro. Anfang März nach Kriegsbeginn in der Ukraine wurden sogar zeitweise fast 200 Euro verlangt. Vor einem Jahr waren es dagegen nur 73 Euro.

Trotz der nach wie vor relativ hohen Heizöl-Preise beobachten die Händler derzeit eine kräftig zunehmende Nachfrage. Als Ursache sehen die Analysten von Energycomment den zwischenzeitlichen Rückgang der Heizöl-Preise und die allmählich sinkenden Temperaturen. Auch das „Schwarm-O-Meter“, welches die Kaufbereitschaft misst, schlage nach oben aus. Aktuell rechneten nur noch etwa die Hälfte der potenziellen Käufer mit weiter sinkenden Heizöl-Preisen.

Entgegen den Erwartungen der Verbraucher liegen die Heizöl-Preise im Winter nicht automatisch höher als im Sommer. So stiegen die Preise beispielsweise nach Beobachtung von Esyoil in Jahren zwischen 2009 und 2021 relativ gleichmäßig ohne Ausschläge im Winter oder Sommer. 2018 war das Heizöl im Sommer günstiger, 2014 dagegen im Winter.