Fifa-Chef Gianni Infantino kommt aus den negativen Schlagzeilen nicht mehr heraus. In diesem Zeiten, in denen der Profifußball um gesellschaftliche Akzeptanz ringt, eine...
. Der Profifußball ringt, gerade auch in der Corona-Zeit, um gesellschaftliche Akzeptanz. Da ist es moralisch eine Katastrophe, dass der Fifa-Chef nicht mehr aus den negativen Schlagzeilen rauskommt. Nun hat die Schweizer Bundesanwaltschaft sogar ein Strafverfahren eingeleitet gegen Gianni Infantino. Der Schweizer steht seit seiner Wahl im Jahr 2016 immer wieder im Mittelpunkt von Affären.
Seit 2015 führt die Schweizer Bundesanwaltschaft Ermittlungen zu Korruptionsaffären innerhalb der Fifa. Der Chefermittler heißt Michael Lauber. Der ist in dieser Woche von seinem Amt zurückgetreten. Weil er nicht schlüssig erklären konnte, warum er sich immer wieder heimlich, still und leise mit Infantino getroffen hat. Inzwischen sind Mails öffentlich geworden, in denen der Fifa-Boss klar zu erkennen gibt, dass er sich von diesen Treffen mit Lauber etwas versprochen hat in eigener Sache. Nun steht der Verdacht im Raum: Der Chefankläger hat im Rahmen seiner Ermittlungen versucht, den an mehreren Stellen involvierten Infantino aus dem Korruptionsschmutz rauszuhalten. Im Umkehrschluss wird Infantino nun Amtsmissbrauch, Anstiftung zur Verletzung des Amtsgeheimnisses sowie Anstiftung zur Begünstigung vorgeworfen.
Infantino versucht sich damit rauszureden, er sei in den Gesprächen lediglich seinen Aufklärungspflichten nachgekommen. Dann hätten diese Treffen aber nicht konspirativ in Hotels stattfinden müssen, sondern sauber protokolliert in Laubers Amtsstube in Bern. Dazu kommt: An zwei der nachgewiesenen Geheim-Treffen wollen sich die Beteiligten nicht mal mehr erinnern können.
Ethikkommission von Infantinos Gnaden
Normalerweise müsste nun die Ethikkommission der Fifa einschreiten und Infantino für zunächst 90 Tage sperren. So war das damals mit dem in Korruptionsaffären verstrickten Vorgänger Sepp Blatter passiert. Der sich anschließend zum Rücktritt gezwungen sah. Da wirkten in der Ethikkommission noch der Schweizer Anwalt Cornel Borbely und der deutsche Richter Hans-Joachim Eckert, die Dutzende von Fifa-Funktionären zu Fall gebracht haben. Da ging es um Bestechung und Bestechlichkeit im Rahmen von WM-Vergaben, da ging es um Bereicherung über illegal erworbene TV-Rechte oder unter dem Tisch abgewickelte Ticketverkäufe.
2017 hat Infantino die streng ermittelnden Ethikkommissare ohne die Angabe von Gründen aus ihren Ämtern entfernen lassen. Zur neuen Ethik-Chefin machte Infantino die im Fußball nie in Erscheinung getretene Kolumbianerin Maria Claudia Rojas. Seitdem hört man von der Ethikkommission wenig bis nichts mehr. Sämtliche Ermittlungen auf dieser Ebene wurden eingestellt.
Warum positioniert sich der DFB nicht?
Im Ethik-Reglement steht geschrieben, wie Fifa-Funktionäre aufzutreten haben: „Würdevoll, ethisch, absolut glaubwürdig, integer.“ Ob das auf Giovanni Infantino zutrifft, das müsste demnächst Frau Rojas der Öffentlichkeit mitteilen. Prognose: Wir werden von der - von Infantino in den Chefsessel gehievten - Ethikkontrolleurin gar nichts hören. Rojas hat sich auch nie geäußert zu den Vorwürfen, Infantino reise gerne mit sündhaft teuren, von Scheichs oder auch von der Fifa bezahlten Privatjets.
Dem Fußball schaden diese Vorgänge. Man würde sich in vielen Ländern Funktionäre wünschen, die aufstehen und Klartext reden. Das passiert nicht. Positioniert sich etwa der DFB zum Fall und zu der Figur Infantino? Überhaupt nicht. Man könnte ja Nachteile erleiden bei der nächsten Bewerbung für ein Großereignis.