Das Coronavirus mit all seinen Auswirkungen konfrontiert auch den milliardenschweren Profifußball mit großen Herausforderungen. Warum die aber auch eine Chance bedeuten und...
. Dortmund-Chef Hans-Joachim Watzke nennt die aktuelle Situation „die größte Krise in der Geschichte des deutschen Fußballs“. Die Arbeitsthese lautet: In der „Corona-Krise“ steckt auch eine Chance für den Profifußball. Das gilt nicht nur für Deutschland, sondern auch für England, Italien und Spanien.
Das Profigeschäft ist überhitzt. Spielergehälter, Ablösesummen und Beraterhonorare, in Einzelfällen auch das Investitionsgebaren von Milliardärsfamilien, Großkonzernen, Wirtschaftsfonds und Staatsfonds – all das ist ausgeufert. Niemand hat mehr die Stopptaste gefunden. Das Fußballbusiness in den europäischen Spitzenligen tobt sich längst aus in einem Paralleluniversum. Die Zahlen sind für den normalen Menschenverstand nicht mehr nachvollziehbar. Warum ist das so gekommen? Weil das Geld da war. Und jetzt? Die Prognose ist in diesen unsichereren und unwägbaren Zeiten erlaubt: Die Fußballkohle wird einen Einbruch erleben.
So merkwürdig wie das klingen mag, aber genau darin besteht die Chance, den Profifußball neu zu denken. Die Profiteure des wild galoppierenden Hypes waren die Spieler und die führenden Berateragenturen. Mehr Geld im Fußballbetrieb bedeutete immer höhere, in Extremfällen obszöne Spielergehälter, Transfergelder, Handgelder, Beraterhonorare. Wenn sich alle Beteiligten jetzt besinnen und Vernunft walten lassen, dann besteht die Chance, einen Abkühlungsprozess zu starten. Der Profifußball wird deswegen nicht untergehen.
Auf der anderen Seite stehen in der „Corona-Krise“ die Mitarbeiter der Klubs. Die sind in der Regel überhaupt nicht überbezahlt, in vielen Fällen eher im Gegenteil. 100 bis 150 festangestellte und freiberuflich aktive Mitarbeiter sind beschäftigt bei wirtschaftlich mittelprächtig aufgestellten Bundesligisten, der FC Bayern hat über 1000 Mitarbeiter, Borussia Dortmund 850. Die Mitarbeiter bei von der Hand in den Mund lebenden Zweitligisten und Drittligisten wollen wir nicht vergessen. Auch nicht die Dienstleister und Zulieferer bei Heimspielen. Da gibt es Menschen, die sich nicht weniger Sorgen machen um ihr Einkommen als ähnlich gelagerte Teile der Bevölkerung.
Zu beachten sind bei den Klubs auch die Arbeitsplätze in den Nachwuchsabteilungen. Zu beachten sind auch geplante oder bereits getätigte, über Kredite finanzierte infrastrukturelle Maßnahmen bei vielen Klubs. Das Problemfeld ist komplex.
Die Fußballunternehmen tragen Verantwortung. Wenn jetzt von Solidarität die Rede ist, davon, dass Größere den Kleineren helfen sollen/müssen, dann wäre es wünschenswert, dass auch die wirtschaftlich sorgenfreien Fußballprofis ihren Beitrag leisten. Ein freiwilliger Gehaltsverzicht von ein paar wenigen Prozent kann einen mittleren Bundesligisten im Haushalt schnell entlasten um zwei, drei, vier Millionen Euro. Geld, das zügig und auf Sicht benötigt werden wird für die Sicherung der Arbeitsplätze in allen anderen Abteilungen.