20 Millionen Euro haben vier Champions-League-Klubs der DFL zur Verfügung gestellt. Ein Zeichen der Solidarität oder ein Tropfen auf den heißen Stein, fragt sich Reinhard Rehberg.
. Solidarität. Der Begriff wird aktuell fast schon inflationär gebraucht. Das macht die Umsetzung von gegenseitiger Hilfe, Unterstützung bis hin zu Veränderungen im radikal gewinnorientierten Denken nicht weniger nötig und wertvoll.
20 Millionen Euro haben die Champions-League-Klubs FC Bayern, Borussia Dortmund, RB Leipzig und Bayer Leverkusen der DFL zur Verfügung gestellt, um aus diesem Topf Konkurrenten unterstützen zu können, bei denen es in der aktuellen Krise schon um mehr geht als „nur“ um eine Überbrückungsfinanzierung. 20 Millionen. Das ist viel Geld. Das ist anerkennenswert. Das ist solidarisch. Auch wenn das, geteilt durch vier, für die genannten wohlhabenden Fußballunternehmen kein riesengroßes Opfer darstellt.
Die Platte hat einen Sprung. Aber es muss gesagt werden: Ob diese 20 Millionen ein nennenswerter Beitrag zur Linderung der wirtschaftlichen Probleme im deutschen Profifußball sein können, das lässt sich in diesem Moment gar nicht absehen. Wenn im schlimmsten Fall - also ohne Geisterspiele zur Beendigung der Saison 2019/20 - am Ende 750 Millionen Euro fehlen sollten an Einnahmen aus TV-Geldern, Ticketing und Sponsoring, dann sind diese 20 Mios. nicht mehr als der berühmte Tropfen auf den heißen Stein.
Sollte dieser Fall eintreten, dann wird Solidarität im Fußball ganz neu definiert werden müssen. Dann wird es im Hinblick auf die kommende Spielzeit nur eine Hilfsschraube geben zur Erhaltung der Profifußballstrukturen: Veränderungen am Verteilungsschlüssel der TV-Vermarktungserlöse. Sprich: Umverteilung von oben nach unten. Und genau dann stehen die wirtschaftlich starken Klubs auf dem Prüfstand. Genau dann wird sich zeigen, ob der 20-Millionen-Hilfsfond mehr war als eine Imagewerbung. Mehr war als ein vorgezogenes Solidaritätszeichen, auf das sich verweisen lässt, wenn es demnächst ums Eingemachte gehen mag.
Der VW-Konzern hat gerade öffentlichkeitswirksam 200.000 Atemschutzmasken gespendet für Mitarbeiter des Wolfsburger Gesundheitswesens. Sorgen um das Gemeinwohl? Oder in erster Linie Imagewerbung? Gesunde Lungen haben die Autofirma in der Entstehung des Diesel-Skandals überhaupt nicht interessiert. Auch verschiedene Textilunternehmen haben Produktionsstätten geschaffen für das Nähen von Atemschutzmasken. Selbstlose Motive? Sagen wir: Ja, auch das. Die Kompensierung von Umsatzeinbußen im Normalgeschäft wird aber auch eine Rolle spielen.
Ob die 20 Millionen der vier CL-Klubs nur für wackelnde Bundesligisten gedacht sind, das ist bislang nicht bekannt geworden. Die DFL sollte in jedem Fall auch ein Auge auf die Zweite Liga haben. Dort droht einigen Klubs die baldige Zahlungsunfähigkeit. Auf eine Rettung über künftige Transfers in Millionenhöhe können viele Zweitligisten nicht hoffen.