Parfümeriekette Douglas rudert zurück

aus Coronavirus-Pandemie

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Kehrtwende bei Douglas: Der Ausflug der Parfümkette in die Drogeriewelt ist schon wieder vorbei. Foto: dpa

Nach viel Kritik am Unterlaufen der Lockdown-Regelungen macht Douglas alle Filialen wieder dicht. Und entschuldigt sich für den Versuch, als Drogerie wahrgenommen zu werden.

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FRANKFURT / DÜSSELDORF / KÖLN. Die Gewerkschaft Verdi hatte die Lawine ins Rollen gebracht – und die Parfümeriekette Douglas ist daraufhin über Nacht zurückgerudert: Die Umwidmung von Parfümerien zu Drogerien an einem Viertel der Standorte wurde kassiert. Die Entrüstung über den Plan, trotz Lockdown dadurch die Geschäfte zu öffnen, war in den sozialen Netzwerken erheblich.

Der Trick, den Verdi als „anrüchig“ bezeichnet hatte, beruht darauf, dass Drogerien mit ihrem Sortiment für den täglichen Bedarf auch im Lockdown geöffnet haben dürfen, Parfümerien jedoch nicht. Also positionierte man sich wie die Drogerieketten DM oder Rossmann – ohne entsprechendes Sortiment.

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Für viele Menschen sei die Entscheidung nicht nachvollziehbar gewesen, twitterte Unternehmens-Chefin Tina Müller. Man bitte diejenigen um Entschuldigung, die man damit befremdet oder vor den Kopf gestoßen habe. Horst Gobrecht, Verdi-Gewerkschaftssekretär im Bezirk Südhessen: „Wir sind zufrieden mit der öffentlichen Aufmerksamkeit und natürlich mit dem Ergebnis.“ Neu sei in diesem Zusammenhang, dass sich CEO Tina Müller entschuldigt habe, sagte er. Üblich sei eher, dass bei solchen Ausrutschern das Topmanagement stillschweigend zur Tagesordnung übergehe. Auch Douglas-Beschäftigte begrüßen seinen Angaben zufolge den Schritt, weil die Anordnung „aus heiterem Himmel kam“, während sich alle mit dem Thema Kurzarbeit im Lockdown beschäftigten und nichts vorbereitet war in den Filialen für den Ausflug in die Drogeriewelt.

Beim Kölner Handelsinstitut EHI sprach man auf Anfrage dieser Zeitung von einer sehr guten Maßnahme, die auf Kundenloyalität einzahle. Denn die sozialen Medien seien für die Glaubwürdigkeit enorm wichtig. Insofern sei das letztlich gut gemanagt worden.

„Dann möchte ich bitte aber auch Klopapier“

Zuvor hatte es in den Sozialen Medien einen Shitstorm unter dem Hashtag #DouglasBoykott gegeben. Dort hieß es beispielsweise: „Warum machen Sie diesen Mist, der Menschenleben gefährdet?“ Oder es wurde mit Blick auf das Drogerieartikel-Argument gefordert: „Dann möchte ich aber bitte auch Windeln, Putzmittel und Klopapier bei euch kaufen können.“ Andere Reaktionen sprachen von einer übertriebenen Aufregung.

Ähnliches gab es im Frühjahr: Der Sportartikelhersteller Adidas hatte nach viel öffentlicher Kritik Abstand von einer verlangten Mietstundung für seine Filialen genommen und sich in einem offenen Brief für sein Vorpreschen entschuldigt. „Ihre Meinung ist uns wichtig, und Ihre Meinung ist eindeutig: Sie sind von Adidas enttäuscht.“

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Verdi: „Seit Douglas Eigentümerwechsel hat sich viel geändert“

Wie Verdi-Mann Gobrecht sagte, war Douglas früher für seine guten Sozialleistungen bekannt, aber seit dem Eigentümerwechsel vor einigen Jahren habe sich viel geändert. Nach Tarif werde nicht bezahlt, Betriebsratswahlen würden bisweilen behindert, und auch sonst sei das Klima nicht das beste. Ziel ist es, Douglas wieder in die Tarifbindung zu holen, in der aus dem Handel andere große Namen wie Rewe, Lidl und Co. sind. Aber insgesamt sind es nur noch etwa 40 Prozent aller Betriebe.

Die Douglas GmbH (Düsseldorf) gehört seit 2015 zu 85 Prozent dem Finanzinvestor CVC Capital Partners. Mit mehr als 2400 Parfümerien in 26 Ländern, darunter 415 in Deutschland, 20.000 Beschäftigten und einem Umsatz von rund 3,5 Milliarden Euro ist Douglas Marktführer in Europa.

Von Achim Preu