„maiLab“: YouTuberin erklärt Corona und Millionen schauen zu

aus Coronavirus-Pandemie

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Die Wissenschaftsjournalistin und YouTuberin Mai Thi Nguyen-Kim. Foto: funk von ARD und ZDF/Viet Nguyen-Kim

Sie erklärt das Coronavirus und alle verstehen es: Die Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim sagt auf ihrem Kanal über Konzerte und volle Stadien: „Dieses Jahr?...

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MAINZ. Man kann es langsam nicht mehr hören, oder? Coronavirus... Wir sollten aber noch genauer hinhören. Denn diese Seuche ist noch lange nicht überstanden. Wer das nicht verstehen will, der versteht es spätestens nach den 22 Minuten „maiLab“, die sich seit Donnerstag schon mehr als 1,6 Millionen Menschen angeschaut haben.

Dr. Mai Thi Nguyen-Kim betreibt bei YouTube ihren Kanal „maiLab“. Der Channel gehört zu „Funk“, dem Netzwerk für junge Leute von ARD und ZDF. Unter dem Dach von „Funk“ produzieren zahlreiche junge Journalisten sehenswerte Formate: Dokus, Reportagen, Serien – und eben auch Wissensformate, die man sehen sollte.

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„Ich fürchte, wir brauchen noch viel Ausdauer“, sagt Nguyen-Kim zu Beginn ihres ersten Videos nach einer Babypause. „Die Corona-Krise geht gerade erst los.“ Es folgen 22 Minuten, nach denen wirklich jeder verstehen dürfte, dass nach Ostern nicht wieder alles gut ist, warum es nicht reicht, den Anstieg der Corona-Ausbreitung nur zu verlangsamen und dass uns nur ein Impfstoff wirklich helfen kann.

Zunächst mal macht Nguyen-Kim den Unterschied zwischen „Containment“ und „Mitigation“ klar: Die erste Phase der Pandemie, die Eindämmung, und die zweite Phase, die Schadensbegrenzung, in der wir uns gerade befinden.

Und dann geht's ans Eingemachte: Es geht um Epidemiologie und die Reproduktionszahl des Virus. Die Zahl also, die angibt, wie viele Menschen ein Erkrankter im Schnitt ansteckt. Die liege aktuell bei zwei bis drei, dürfe aber nur bei knapp über eins liegen, damit unser Gesundheitssystem nicht überlastet und nach ein, zwei Jahren eine Herdenimmunität und somit das Ende der Krise erreicht werde.

Klare Aussagen von Nguyen-Kim: „Das geht nicht!“ Mit all den gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und psychologischen Folge sei das nicht durchhaltbar.

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Die Wissenschaftsjournalistin ärgert sich darüber, dass die Medien aktuell vermittelten, es sei der Masterplan, die Ausbreitungskurve abzuschwächen. „Die Kurve muss nicht mehr nur langsamer steigen, sondern sie muss abnehmen.“ Dann könne man zum „Containment zurückkehren“, Gesundheitsämter könnten wieder Fälle und Kontaktketten identifizieren und brechen und in unser Leben würde ein Stück Normalität zurückkehren.

Und für den Fall macht Nguyen-Kim auch Mut: „Inzwischen sind wir alle Profis im Händewaschen und die Behörden haben mehr Manpower.“ Am Freitag machten dann auch die Berichte des Robert-Koch-Insituts Mut: Die Reproduktionsrate liege in Deutschland nur noch bei eins, es bestehe sogar die Hoffnung, sie bald noch weiter zu drücken.

Wirklich helfen, das macht das Video klar, kann gegen das Coronavirus aber wohl nur ein Impfstoff. Auf ein Ende der Pandemie zu warten, indem sich genug Menschen angesteckt haben und so immun werden – das würde zu lange dauern oder das Gesundheitssystem würde kapitulieren und viele Menschen sterben.

Es gilt also, weiter stark zu bleiben, auszuharren und auf den Impfstoff zu warten. Mai Thi Nguyen-Kim spricht von sportlichen Schätzungen, nach denen so ein Impfstoff im Frühjahr 2021 zur Verfügung stehen könnte. „Konzerte, gefüllte Fußballstadien, dicht gepackte Rheinstrände – dieses Jahr? Vergesst es!“

Dass sie mit ihrem Video nicht nur für Aufklärung, sondern auch für Ernüchterung sorgen könnte, ist der YouTuberin klar. Doch Nguyen-Kim sagt auch: „Ich habe lieber einen konkreten Ausweg vor Augen – auch wenn er schwer ist.“

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