Ist der Affenpocken-Ausbruch vorbei?

Rund drei Monate nach dem ersten Affenpocken-Nachweis in Deutschland spricht das Robert Koch-Institut (RKI) erstmals von bekannt gewordenen Ansteckungen bei Minderjährigen.

Seit August zeichnet sich eine Trendwende bei den Infektionen ab. Der Schwerpunkt des Affenpocken-Ausbruchs hat sich mittlerweile verlagert. Wo es nun die meisten neuen Fälle gibt.

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Berlin. Am 23. Juli hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den internationalen Affenpocken-Ausbruch zur „Gesundheitlichen Notlage mit internationaler Tragweite“ erklärt. Seitdem hat man in den Medien über die Virus-Erkrankung allerdings kaum noch etwas gehört. Ist der Ausbruch also bereits wieder vorbei – oder wird angesichts der vielen Krisen nur nicht darüber berichtet? Das ist die aktuelle Lage:

Weltweit: Der Schwerpunkt des Ausbruchs mit inzwischen 78.000 Affenpocken-Infektionen hat sich mittlerweile auf Nord- und Südamerika verschoben. Mit Abstand die meisten Fälle sind dabei in den USA gezählt worden (28.600). Danach folgen Brasilien mit 9.300 Fällen und der ehemalige europäische Hotspot Spanien mit 7.300 Fällen. Insgesamt gehen die Affenpocken-Fälle laut WHO jedoch weiter zurück – und folgen damit einer Entwicklung, die bereits seit August zu beobachten ist.

86 Prozent der Fälle verteilen sich auf zehn Länder

Die bisherige Bilanz des Ausbruchs? Weltweit sind 36 Menschen mit einer Affenpocken-Infektion gestorben, die meisten davon in Nord- und Südamerika (16), gefolgt von Afrika (14) und Europa (4). Gut 86 Prozent aller Fälle verteilen sich global gesehen zudem auf nur zehn Länder, darunter neben den USA, Brasilien, Spanien, Frankreich und Großbritannien auch Deutschland, Kolumbien, Peru, Mexiko und Kanada. In fünf bis zehn Prozent der Fälle sind bei einer Erkrankung Komplikationen möglich. Meist seien die Krankheitsverläufe jedoch mild bis moderat. Vor allem Hautveränderungen mit Pusteln, Fieber und Kopfschmerzen machen den Patienten zu schaffen.

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Europa: Ende Oktober haben die WHO und die europäische Gesundheitsbehörde (ECDC) zudem für Europa aktuelle Zahlen veröffentlicht. Hier hat es mittlerweile 25.200 Affenpocken-Fälle gegeben. Die meisten Betroffenen waren männlich und zwischen 31 und 40 Jahre alt. 747 Patienten mit Affenpocken mussten im Krankenhaus behandelt werden, fünf auf der Intensivstation. Aber auch 390 Frauen haben sich seit dem Frühjahr in Europa mit den Affenpocken infiziert, genauso wie 80 Kinder und Jugendliche.

Deutschland: Vor allem Berlin war in Deutschland von dem Affenpocken-Ausbruch betroffen. Hier nimmt die Zahl der täglich gemeldeten Fälle allerdings bereits seit Mitte Juli deutlich ab. Momentan würden nur noch sehr wenige Fälle pro Tag gemeldet, berichtet das Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales. Waren es im Juni noch bis zu 200 neue Fälle pro Woche gewesen, lägen die aktuellen Neumeldungen pro Woche nur noch im einstelligen Bereich. Trotzdem betont das Landesamt: „Der Ausbruch ist noch nicht beendet.“

3668 Fälle sind es laut dem Robert Koch-Institut (RKI) derweil in ganz Deutschland. Auch beim RKI stehen die Zeichen allerdings auf Entspannung: Die Zahlen der wöchentlich übermittelten Fälle seien deutschlandweit seit August rückläufig: Im Oktober seien pro Woche sogar nur noch weniger als 20 Fälle gemeldet worden. Der Turnus der Statusmeldungen hat sich daher geändert: Wurden die Zahlen im Frühjahr / Sommer noch täglich aktualisiert, geschieht dies nunmehr nur noch wöchentlich. 

Hessen und Rheinland-Pfalz: In Hessen wurden bislang insgesamt 214 Fälle einer Affenpockeninfektion gemeldet, berichtet das hessische Sozialministerium auf Anfrage. Seit Anfang September bis Mitte Oktober wurden hier allerdings ebenfalls nur noch einstellige wöchentliche Meldezahlen mit drei bis sechs Fällen pro Woche registriert. Seit dem 17. Oktober liegen in Hessen bislang keine neuen Meldungen vor. In Rheinland-Pfalz sind es insgesamt 55 Affenpocken-Fälle seit dem Frühjahr gewesen, auch hier gingen die Zahlen im Herbst zurück.

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In beiden Bundesländern hatte man im Sommer zudem mit gezielten Impfungen gegen Affenpocken bei besonders gefährdeten Personen begonnen. Wie viele Impfungen durchgeführt worden sind, ist allerdings nicht vollständig bekannt, da die Meldung der Impfungen nur freiwillig ist, betont das hessische Sozialministerium. Trotzdem wurden in Hessen zwischen Juni 2022 und September 2022 insgesamt 1.232 Impfungen registriert. In Rheinland-Pfalz waren es den gemeldeten Zahlen nach 290 Impfungen gewesen.