Gärtnereien beklagen Umsatzrückgang von 80 Prozent

Bundesministerin Julia Klöckner verspricht den Gärtnereibetreibern Jürgen Mertz (links) und Karl Rehner mit Enkelin Kyra schnelle und unbürokratische Hilfen. Foto: Wolfgang Bartels

Bundesministerin Julia Klöckner hat das Gartencenter Rehner in Bretzenheim besucht, das wegen der Corona-Regelungen deutlich weniger Pflanzen verkauft. Sie versprach Hilfen.

Anzeige

BRETZENHEIM. „Was brauchen die Betriebe zuerst?“ Die Antwort geben Gartencenter-Besitzer Karl Rehner und Jürgen Mertz, Präsident des Zentralverbandes Gartenbau, gemeinsam mit einem Wort: „Liquidität.“ Ihre Gesprächspartnerin ist Bundesministerin Julia Klöckner, die schon lange vor der Corona-Krise einen Besuch in der neuen Rehner-Gärtnerei bei Bretzenheim versprochen hatte – und sich auch in der jetzigen Situation an ihr Versprechen hält. Unter Beachtung der Schutzregeln, versteht sich.

Für Karl Rehner, der das Familienunternehmen in der dritten Generation führt, ist das kein einfacher Termin, denn Jammern liegt ihm gar nicht. Doch Fakt ist: Das Gartencenter am Grenzgraben bringt nur noch 20 Prozent des gewohnten Umsatzes – und das ausgerechnet zu der Zeit, zu der Handel mit Setzlingen und Saaten normalerweise floriert. „Wir bleiben auf drei Vierteln unserer Produktion sitzen“, sagt Rehner. Vergissmeinicht, Geranien und Salatpflänzchen: alles für die Tonne. In die Höhe gestiegen sei dagegen der Absatz von Gemüsepflänzchen und Obstgehölzen: Offenbar setzen viele Leute bei der künftigen Versorgung wieder stärker auf den eigenen Garten. Dabei hatte Rehner alles gut durchdacht. Die neue Gärtnerei auf den früheren Erdbeerfeldern bei Bretzenheim wurde im Mai 2019 eröffnet. Sie produziert die Pflanzen für das Gartencenter am Grenzgraben. Keine langen Transportwege, keine tausende Kilometer Lkw-Fahrten, die Töpfchen aus mehrfach verwendbarem Recycling-Kunststoff, verziert mit dem Logo der Regionalmarke „SooNahe“. Doch jetzt bleiben die Kunden weg, obwohl das Gartencenter weiter geöffnet hat. Nur das Bistro ist geschlossen, die dortigen Mitarbeiter sind jetzt im Gewächshaus beschäftigt.

Die Ministerin macht den Gärtnern erst einmal Mut: „Landwirtschaft und Gartenbau sind systemrelevant“ – das heißt, die Betriebe müssten eigentlich geöffnet bleiben. Fünf Bundesländer wie Bayern und das Saarland haben jedoch auch alle Gartencenter geschlossen. Das führe zu der absurden Situation, dass bayrische Gartenfreunde nach Baden-Württemberg fahren, um sich mit Pflanzen einzudecken. Unlogisch sei auch die Regelung, so Mertz, dass in Rheinland-Pfalz zwar Gartencenter öffnen dürfen, Blumenläden dagegen nicht.

Die Gärtner hoffen, wie alle anderen Unternehmen auch, auf ein baldiges Ende der Kontaktsperren. Doch die Ministerin kann ihnen keine Hoffnung machen: „Jeder, der sagt, im Mai geht es wieder los, verhält sich rein spekulativ. Noch haben wir die Ruhe vor dem Sturm, die eigentliche Krise ist noch gar nicht da. Wenn wir jetzt schon anfangen, über ein Ende der Einschränkungen zu spekulieren, dann wirkt das wie ein Signal, doch wieder unvorsichtig zu werden.“

Anzeige

Die Gartenunternehmer widersprechen nicht. Aber sie wollen geklärt haben, dass Fördermittel schneller und unbürokratischer ausgezahlt werden. Rehner berichtet von einem Kollegen, der einen großen Teil seiner Pflanzen mangels Absatzes vernichten musste. Als er über seine Bank einen angeblich „unbürokratischen“ Kredit aufnehmen wollte, erfuhr er, dass er bei der Bonität von Rang 1 auf Rang 4 herabgerutscht war, also keinen Kredit mehr bekam. Klöckner versprach, sich für bessere Regelungen einzusetzen: „Wir müssen gucken, dass wir die Betriebe über Wasser halten.“

Die Ministerin erwähnt noch schnell, dass sich bisher auf der Plattform „Das Land hilft“ bereits 36 200 Menschen als Erntehelfer und Mitarbeiter für landwirtschaftliche Betriebe eingetragen haben. Zum Abschied gab es für Julia Klöckner einen ganz legalen Blumenstrauß – gebunden im geöffneten Gartencenter und nicht etwa in einem zwangsstillgelegten Blumenladen.