Faktencheck: Corona-Apps ohne Zugriff auf Adressbuch

aus Coronavirus-Pandemie

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Dieser Kettenbrief zur angeblichen „STOPCOVID-App“ geistert gerade durch Soziale Netzwerke. Foto: Sreenshot VRM

Bei Facebook rufen User gerade ihre Freunde auf, sie aus der Kontaktliste zu löschen. Hintergrund: die „STOPCOVID-App“ – die es gar nicht gibt. Was steckt dahinter?

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REGION. Die Verunsicherung ist im Moment groß. Die Nation wird unruhig. Demonstrationen gegen Ausgangsbeschränkungen und Einschränkungen der Grundrechte werden immer größer. Das gilt leider auch für die Zahl der Menschen, die Verschwörungstheoretikern glauben.

Das Misstrauen in den Staat wächst. Der Staat, der uns durch die Krise lotsen soll. Und der Staat, der dazu auch technische Hilfsmittel einsetzen will. Von „Corona-Apps“ ist immer mal wieder die Rede. Mal heißen sie „Corona-Warn-App“, mal „Tracing-App“. Gemeint ist in beiden Fällen das gleiche.

Eine „STOPCOVID-App“ dagegen gibt es überhaupt nicht. Diese macht aber gerade vor allem bei Facebook die Runde. Angeblich gebe man mit dieser App die Telefonnummern all seiner Kontakte weiter, um die Personen zu identifizieren und zu tracken.

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Das ist Quatsch! Machen wir einen kurzen Faktencheck!

Über welche Corona-Apps wird gerade diskutiert?

Es geht vor allem um die „Corona-Warn-App“, die auch gerne als „Tracing-App“ (heißt übersetzt so viel wie „Nachverfolgungsapp“). Sie könnte im Juni vom Robert-Koch-Institut (RKI) veröffentlicht werden. Die Bürger können sie freiwillig installieren.

Per Bluetooth wird dann gespeichert, wenn wir anderen Menschen, die ebenfalls die App nutzen, für einen bestimmten Zeitraum recht nahe gekommen sind. Meldet sich eine Person als infiziert, können alle Kontaktpersonen über die App gewarnt werden.

Es werden allerdings keine persönlichen Daten gesammelt. Alles funktioniert höchst pseudonymisiert, ohne Standorterfassung und inzwischen steht auch fest, dass die Daten nicht zentral gespeichert werden sollen.

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Wie die App funktionieren soll und was mit welchen Daten passiert, haben wir hier bereits ausführlich erklärt: Coronavirus: Über diese drei Apps wird gerade diskutiert [plus-Inhalt]

Was ist dann die „Datenspende-App“?

Auch die „Datenspende-App“ basiert auf Freiwilligkeit. Wer zum Beispiel ein Fitnessarmband besitzt, kann seine Gesundheitsdaten an das RKI senden. Die Hoffnung: Die Verbreitung des Coronavirus besser voraussagen zu können.

Soll es noch andere Apps geben?

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sprach mal beiläufig von einer App, mit der Gesundheitsämter die Quarantäne überwachen könnten. Sie könnte Teil der technischen Aufrüstung der Ämter werden.

Im Kreis Mainz-Bingen wird so eine ähnliche App gerade getestet. Hier geht es aber nicht darum, die Quarantäne zu überwachen, sondern die Symptome der Patienten, die nach der Infektion zuhause bleiben müssen. Das soll die Ärzte im Gesundheitsamt entlasten.

Die Apps haben also keinen Zugriff auf meine Adressliste?

Nein! Alle Apps basieren auf freiwilliger Basis und sollen nur so viele Daten wie nötig sammeln. Kritiker und Experten hatten und haben die Entwicklungen der Apps im Blick und haben Wert darauf gelegt, dass beispielsweise auch der Quelltext, also der Baukasten der App, für jeden überprüfbar ist.

Aber im Kettenbrief ist doch die Rede von den Folgen, die es in China gab?!

Welche Folgen sind denn damit gemeint? Fakt ist: In Südkorea beispielsweise hat man schon früh eine App genutzt, um Kontaktpersonen von Corona-Infizierten ausfindig zu machen und war damit ziemlich erfolgreich.

Dort sammeln die Apps allerdings auch weit mehr Daten der Bürger, als es in Deutschland jemals erlaubt würde. Nochmal: Hierzulande sind alle Apps auf Freiwilligkeit, möglichst geringe Datenspeicherung und möglichst hohe Pseudonymisierung ausgelegt.