Fraport-Chef Stefan Schulte erwartet eine Normalisierung der Lage am Airport erst für 2023. Daher sollen Jobs abgebaut werden. Auch Ryanair plant, Stellen zu streichen.
FRANKFURT. Obwohl im Sommer langsam wieder mehr Flugzeuge an den Start gehen werden, regiert in der Luftverkehrsbranche nur noch der Rotstift. Airlines wie Flughäfen rechnen nicht mehr mit einer schnellen Rückkehr zu einer Verkehrsdichte wie vor der Corona-Krise, so dass in der Konsequenz tausende Jobs gestrichen werden.
Der Chef des Frankfurter Flughafenbetreibers Fraport, Stefan Schulte, erwartet, dass erst im Jahr 2023 ein "Jahr Null" mit einer neuen Normalität erreicht werde. In der gäbe es dann immer noch 15 bis 20 Prozent weniger Fluggäste gebe als im Jahr 2019, sagte er bei einer Veranstaltung des Internationalen Clubs Frankfurter Wirtschaftsjournalisten. Den Bau des dritten Passagierterminals im Süden des Airports will der Fraport-Chef aber nicht drosseln. Die Fertigstellung werde sich möglicherweise bis 2024 verzögern, dann wolle der Flughafen die Gebäude aber sofort nutzen. Mit der Raumkapazität seien die Abstandsregeln leichter einzuhalten.
Um einen Stellenabbau kommt der MDax-Konzern aus Schultes Sicht nicht herum. Weitere Airline-Pleiten und ein sinkendes Flugangebot in aller Welt seien zu erwarten - mit Konsequenzen für Fraport und die Mitarbeiter. "Wir werden uns darauf vorbereiten müssen, dass wir 15 Prozent weniger Volumen haben, und dann müssen wir auch die Ressourcen anpassen." Mit den Gewerkschaften wolle man über sozialverträgliche Lösungen zum Arbeitsplatzabbau sprechen - sobald sich die Entwicklung besser einschätzen lässt.
Auch Ryanair will Jobs streichen
Europas größter Billigflieger Ryanair will seinen Flugbetrieb zum Sommer wieder deutlich hochfahren. Ab 1. Juli sollen 40 Prozent der regulären Flüge wieder stattfinden, teilte das Unternehmen in Dublin mit. Täglich werde Ryanair fast 1000 Flüge anbieten und 90 Prozent der Strecken aus der Vor-Corona-Zeit abdecken, wenn auch mit geringeren Frequenzen.
Ryanair-Chef Michael O'Leary kritisierte die geplante 14-tägige Quarantäne für Flugreisende nach Großbritannien als "idiotische Maßnahme". "Das ist Unsinn und es hat keinen Einfluss darauf, die Ausbreitung von Covid-19 zu begrenzen", sagte er dem Fernsehsender ITV. Der britische Gesundheitsminister Matt Hancock warnte hingegen seine Landsleute davor, angesichts der Pandemie Flugreisen für den Sommerurlaub zu planen.
Gleichzeitig bekräftigte Ryanair-Manager David O'Brien die Pläne, wegen der langfristig schwächeren Nachfrage rund jeden fünften Job zu streichen. Das werde auch die Stützpunkte und die rund 1200 Beschäftigten in Deutschland treffen. Die Sparmaßnahmen hingen von den jeweiligen Kosten, Steuern und Bedingungen an den Standorten ab. Das Niveau des Vorjahres werde man frühestens in den Jahren 2022 oder 2023 wieder erreichen.
Von dpa