Zum ersten Mal seit drei Jahren ist ein deutscher Astronaut wieder in Richtung ISS gestartet. Die Nasa spricht von einem "perfekten Start".
CAPE CANAVERAL. Erstmals seit drei Jahren ist mit Matthias Maurer wieder ein deutscher Astronaut im All. Der 51-jährige Saarländer startete am Donnerstag gemeinsam mit drei Nasa-Kollegen mithilfe einer "Falcon 9"-Rakete an Bord eines "Crew Dragon" vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida zur Internationalen Raumstation ISS. Einige durchziehende Regenschauer hatten noch Sorge bereitet, verzogen sich dann aber rechtzeitig. "Es war ein perfekter Start", sagte Nasa-Manager Steve Stich danach.
Der ursprünglich für das letzte Oktober-Wochenende geplante Start war zuvor mehrfach verschoben worden - erst wegen schlechter Wetterbedingungen, dann wegen eines "kleineren medizinischen Problems" bei einem der Crew-Mitglieder, und schließlich musste erst eine andere Crew von der ISS zurückgeholt werden. "Es waren zwei sehr aufregende Wochen und wir haben herausgefunden, was wir für ein vielseitiges, wachsames und großartiges Team haben", sagte Nasa-Managerin Kathy Lueders. Es handelt sich um den dritten Astronauten-Transport zur ISS mit einem Raumschiff von SpaceX, zuvor hatte es schon einen erfolgreichen bemannten Test mit einem "Crew Dragon" gegeben.
Freitag Andocken an der ISS
Nach rund 22 Flugstunden sollen Maurer und seine Nasa-Kollegen Thomas Marshburn, Raja Chari und Kayla Barron - die sogenannte "Crew-3" - am Freitag an der ISS andocken. Als Maskottchen nahmen sie eine Stoff-Schildkröte mit an Bord, die kurz nach dem Start zu schweben begann und so den Beginn der Schwerelosigkeit anzeigte. Chari und Barron gehören einer Astronauten-Auswahlgruppe der Nasa an, die liebevoll als "Schildkröten" bekannt ist.
Maurer ist nun der zwölfte Deutsche im All, soll der vierte auf der ISS werden - und ist der erste, der in einem "Crew Dragon" der privaten Raumfahrtbehörde SpaceX von Elon Musk fliegt. Wenige Stunden vor dem Start verabschiedete er sich via Kurznachrichtendienst Twitter vorübergehend von der Erde. "Unser Drache hat lange genug gewartet", schrieb Maurer. "Die nächsten Updates kommen aus dem Orbit!" Der Astronaut soll auf der ISS in rund 400 Kilometern Höhe etwa sechs Monate lang zahlreiche Experimente durchführen, außerdem soll der Astronaut der europäischen Weltraumorganisation (Esa) wohl auch einen Außeneinsatz absolvieren. Zuletzt war 2018 mit Alexander Gerst ein deutscher Esa-Astronaut im All gewesen.
Lesen Sie hier: ESA-Barbie soll Mädchen für Raumfahrt begeistern
Maurer ist mit 51 Jahren der älteste deutsche Raumfahrer bei einem Erstflug. Der Mann mit einem Doktortitel in Materialwissenschaft ließ nach seiner Bewerbung bei der Esa mehr als 8000 Kandidaten hinter sich und trainierte jahrelang für die Reise in die Schwerelosigkeit.
Eigentlich hätte Maurer auf der ISS auch seinen französischen Kollegen Thomas Pesquet treffen sollen, der seit April dort war. Wegen der vielen Verschiebungen hatten Pesquet und seine Crew - die Nasa-Astronauten Shane Kimbrough und Megan McArthur sowie der japanische Astronaut Akihiko Hoshide - das Eintreffen der "Crew-3" nun aber nicht mehr abwarten können und waren bereits am Dienstag zur Erde zurückgekehrt. Im Anschluss an Maurer soll 2022 die italienische Esa-Astronautin Samantha Cristoforetti zur ISS fliegen - damit wären zum ersten Mal drei Esa-Astronauten nacheinander auf der Raumstation.
Von dpa