Kandidatinnen aus acht Weinanbaugebieten haben um den Einzug ins Finale um die Wahl der 74. Deutschen Weinkönigin gekämpft. Nun stehen die fünf Finalistinnen fest.
NEUSTADT. Noch steht nicht fest, wer zur 74. Deutschen Weinkönigin gekrönt wird. Doch fünf Gebietsweinköniginnen dürfen sich Hoffnungen machen. Bei der Vorentscheidung am Samstagnachmittag in Neustadt/Weinstraße qualifizierten sich Juliane Schäfer (Rheinhessen), Sophia Hanke (Pfalz), Luise Böhme (Saale-Unstrut), Katrin Lang (Baden) und Mariella Cramer (Ahr) fürs Finale. Das findet am kommenden Freitag ebenfalls in Neustadt statt. Aus dem Verbreitungsgebiet dieser Zeitung traten auch Naheweinkönigin Sophie Semus aus dem Bad Kreuznacher Stadtteil Bosenheim und Stefanie Kippenhan von der Hessischen Bergstraße an. Beide schafften den Sprung ins Finale nicht.
Von den insgesamt 13 möglichen Bewerberinnen aus den deutschen Anbaugebieten nehmen diesmal nur acht teil. Das ist vor allem der Corona-Pandemie geschuldet. So haben einige potenzielle Kandidatinnen bereits mehrere Jahre als Gebietsweinköniginnen absolviert und sind deshalb zum Teil auch schon im vergangenen Jahr bei der Wahl zur „Deutschen“ angetreten. Andere haben nach der verlängerten Amtszeit beruflich oder privat andere Pläne.
Bewerberinnen waren gut vorbereitet
Die acht Bewerberinnen, die sich zur Wahl stellten, präsentierten sich gut vorbereitet. Sie blieben in der Fachbefragung Moderator Holger Wienpahl und den drei Master-Juroren keine Antwort schuldig. Gleich als Erste musste Rheinhessin Juliane Schäfer ran. Die in Baden geborene und in der Ortenau aufgewachsene Winzertochter machte mit Blick auf ihre Biografie keinen Hehl daraus, dass „zwei Weinherzen“ in ihrer Brust schlagen. Am deutschen Wein liebt die 25-jährige Flonheimerin, dass Riesling und Spätburgunder international für großes Aufsehen sorgen. Statt höher, schneller, weiter lautet Juliane Schäfers Motto „Bewusster, nachhaltiger, intensiver“. Nicht nur damit konnte die Betriebswirtin bei der 70-köpfigen Jury punkten. Auch was es mit der Bereitung von Rosé und Blanc de noir sowie dem Projekt „Wine in moderation“ auf sich hat, wusste sie. In perfektem Englisch erklärte die Rheinhessin Wein-Influencerin Jana Kreilein, was man unter einem typisch deutschen Gericht zu verstehen hat.
Auch Sophie Semus und Stephanie Kippenhan stellten charmant und souverän ihr Wissen um den Wein unter Beweis. Im Bosenheimer Familienweingut der 24-jährigen Weinbautechnikerin von der Nahe arbeiten drei Generationen unter einem Dach. Vor zwei Jahren ist sie in den elterlichen Betrieb eingestiegen und damit in ihrem Traumjob angekommen. „Altes bewahren, aber offen für Neues sein“, will das Mitglied in der Weinfachfrauennetzwerkes Vinissima. Sophie Semus schätzt am deutschen Wein vor allem dessen Facettenreichtum. Sommelière Natalie Lumpp erläuterte sie, welche Bedeutung die Amtliche Prüfnummer hat und überzeugte auch mit ihrer Auslegung des Begriffs „Weinkultur“.
Als „Grenzgängerin in Sachen Wein“ bezeichnete sich Stefanie Kippenhan. Denn Hirschberg-Großsachsen, der Wohnort der 30-Jährigen, liegt an der Badischen Bergstraße, doch ihren Job versieht sie in Heppenheim an der Hessischen Bergstraße. Hauptberuflich ist sie dort nämlich Standesbeamtin in Diensten der Stadt. Der Wein sei eine Herzensangelegenheit für sie. Auf die Frage von Alexander Kohnen vom International Wine Institut, wie das Profil des deutschen Weins geschärft werden könne, brachte sie den Riesling ins Spiel, der ein Alleinstellungsmerkmal besitze.
Publikum kann mitbestimmen
Dass zur Vorentscheidung nur acht Gebietsköniginnen angetreten sind, ist nicht die einzige Neuerung bei der Wahl in diesem Jahr. Denn erstmals kann das Publikum beim Finale, das am kommenden Freitag ab 20.15 Uhr vom SWR-Fernsehen live übertragen wird, mitbestimmen, wer Deutsche Weinkönigin wird. TV- oder Livestream-Zuschauer sowie die Gäste im Neustädter Saalbau können sich am digitalen Voting über das Portal meinSWR.de beteiligen. „Wir wollen mit der Publikumsabstimmung die Zuschauerinnen und Zuschauer und deren Meinung in die Wahl mit einbeziehen, um so noch mehr Transparenz für die Wahlentscheidung zu schaffen“, verdeutlichte Monika Reule, Geschäftsführerin des Deutschen Weininstituts (DWI).
Wer es ins Finale geschafft hat, darüber stimmte bei der Vorentscheidung eine Jury aus Weinwirtschaft, Politik und Medien nach der Fachbefragung ab. Die Jurymitglieder verfolgten das Geschehen erneut nicht im Saalbau, sondern per Livestream am heimischen Computermonitor. Ein Modus, der im vergangenen Jahr erstmals erfolgreich angewendet wurde. Alle verfügbaren Plätze sollten auch diesmal den Angehörigen und Fanclubs der Kandidatinnen zur Verfügung stehen. Zudem sollte im Zeitalter der Digitalisierung vermieden werden, dass die Jury zweimal binnen Wochenfrist teilweise lange Anfahrtswege antreten muss.
Von Thomas Ehlke