Darum wird das Festnetz-Telefon wieder beliebter

Ein altes Telefon mit Wählscheibe muss es nicht gleich sein, aber zu Hause darf er schon stehen, der Apparat der Gegenwart. Foto: BrAt82 – stock.adobe

Schnurtelefon statt Smartphone? Laut einer Umfrage des Vergleichsportals Verivox greifen mehr Deutsche zum Festnetz-Hörer als vor einem Jahr – auch junge Menschen.

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WIESBADEN/MAINZ. Wer greift denn bitteschön heutzutage noch zum Festnetz-Hörer? Laut einer aktuellen Umfrage im Auftrag des Vergleichsportals Verivox viel mehr Menschen, als man denkt. Das Haustelefon erlebt demnach ein kleines Comeback. In Zahlen bedeutet das: 81 Prozent der Befragten gaben an, dass sie über einen stationären Anschluss telefonieren. In einer früheren Umfrage im vergangenen Jahr waren es noch 73 Prozent. Selbst unter den 18- bis 29-Jährigen sind es 70 Prozent, die im Festnetz telefonieren – zehn Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Befragt wurden 1040 Menschen im Alter von 18 bis 69 Jahren. In Zeiten von Smartphones ist das kleine Revival des Festnetzes überraschend. Die meisten Handy-Verträge beinhalten eine Telefonie-Flatrate in alle möglichen Netze. Deswegen nutzen die allermeisten Verbraucher ihr Mobiltelefon nicht nur unterwegs, sondern auch daheim. Warum ist ein Festnetz-Telefon also überhaupt noch notwendig?

16 Prozent beklagen schlechten Handy-Empfang

Der häufigste Nutzungsgrund (55 Prozent) ist laut Umfrage zwar simpel der, dass der Anschluss bereits im Internetvertrag enthalten ist und somit nichts extra kostet. Mehr als 46 Prozent der Befragten gaben zudem als Grund an, dass sie noch auf dem Anschluss angerufen werden und ihn deshalb behalten. Aber es gibt da noch einen anderen Grund: das teilweise schwache Mobilfunknetz. „Die Mobilfunkversorgung lässt vor allem in Innenräumen weiterhin zu wünschen übrig“, erklärt Jens-Uwe Theumer von Verivox. Das Handynetz zu Hause sei oft unzureichend. 16 Prozent der Befragten klagen in der Umfrage altersübergreifend über schwachen Handyempfang.

Um die sogenannten weißen Flecken zu beseitigen, also Gebiete, in denen das Mobilfunknetz sehr schwach ist oder es gleich richtige Funklöcher gibt, investieren die Landesregierungen Millionenbeträge. Das hessische Mobilfunkförderungsprogramm greift in Gebieten, in denen ein Ausbau seitens der Mobilfunknetzbetreiber nach deren Angaben bisher nicht möglich gewesen ist. Die ersten vier Mobilfunkmasten sind bereits in zwei nordhessischen Landkreisen eingetroffen. Für 263 Kommunen wurden Ausbaupläne der Telekommunikationsunternehmen im Rahmen eines sogenannten Markterkundungsverfahrens abgefragt, um festzustellen, ob eine Förderung seitens des Landes nötig ist.

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Hoffen auf den neuen Standard

Auch die Landesregierung in Rheinland-Pfalz hat bereits unterversorgte Regionen und Kommunen zum Markterkundungsverfahren gemeldet. Im Juni waren es 36 Gebiete, im Mai 40. Digitalminister Alexander Schweitzer (SPD) erklärte dazu: „Noch immer haben wir zu oft Verbindungsabbrüche und abgeschnittene Ortschaften.“ Dabei sei das Handy längst für viele Menschen zu einem Ersatz für das Festnetz geworden. Seine Schlussfolgerung: „Deshalb müssen Empfang und Erreichbarkeit in allen Regionen und von allen Netzanbietern gleichermaßen sichergestellt werden.“

In einer Reaktion auf die Umfrage weist Frederic Ufer vom Internet-Branchenverband VATM (Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten) darauf hin, dass sich das Mobilfunknetz in Deutschland deutlich weiterentwickelt habe. Bei der Verbindung im Haus spielten viele Umstände eine Rolle. Er vertröstet auf die Zukunft: Generell werde das Netz durch den neuen Mobilfunkstandard 5G „noch leistungsfähiger.“