Bis 31. August 2020 dürfen keine Großveranstaltungen in Deutschland stattfinden. Das betrifft auch das Heinerfest, eines der größten Innenstadtfeste des Landes.
Von Annette Wannemacher-Saal und Prisca Jourdan
Das Kettenkarussell wird sich im Sommer nicht auf dem Karolinenplatz drehen. Das Heinerfest fällt aus. Archivfoto: Guido Schiek
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Auch das Heinerfest fällt in diesem Jahr aus, das heißt: nach 70 Jahren erstmals kein Innenstadttrubel Anfang Juli. "Wir haben es zwar befürchtet, aber jetzt haben wir es schwarz auf weiß", sagt Heinerfestpräsident Wolfgang Koehler. Damit breche eine für die Stadt ganz wichtige Veranstaltung weg. Und bei allem Optimismus, den man als Heiner gerne verreite: "Wir fragen uns, wann und wie das öffentliche Leben in der Stadt wieder in Gang kommen wird".
Betroffen äußert sich auch sie Geschäftsführerin des Heimatvereins Darmstädter Heiner, Sabine Welsch. Seit neun Monaten bereitet sie das Heinerfest vor, steht in Kontakt mit Partnerstädten, Künstlern und Schaustellern. "Jetzt müssen wir uns erst mal mit der Situation auseinandersetzen und uns Gedanken um die Rückabwicklung machen", sagt sie. "Es tut auf jeden Fall total weh."
Die Planung und Organisation sei weitgehend fertig gewesen, das Kulturprogramm vorbereitet. Verträge mit über 200 Schaustellern, Förderern, Stiftern und Sponsoren wurden gemacht. Die Festplatzgestaltung und Platzvergabe sei abgeschlossen, die Einladungen an die Partnerstädte seien schon lange bestätigt, Zimmer gebucht, Sport- und Kulturvereine hätten ihre Heinerfestveranstaltungen geplant. "Sie alle bekommen nun einen Brief, in dem wir unsere Absage bedauern und aufs nächste Jahr hoffen", sagt Welsch. Oberste Priorität aber habe nun mal die Gesundheit der geplanten, rund 700 000 Besucher.
Die Absage trifft auch die Schausteller mit voller Wucht. "Das reißt tiefe Löcher in unseren Etat", sagt Bernd Salm, Vorsitzender des Darmstädter Schaustellerverbandes. Dennoch sei das Heinerfest nicht die einzige Einnahmequelle der Schausteller. Salm hofft darauf, dass kleinere Veranstaltungen wie Kerben womöglich mit strengeren Regeln stattfinden können und auch die Weihnachtsmärkte im kommenden Winter wie üblich ablaufen. "Wenn gar nichts geht, sieht es düster aus." Ohne staatliche Unterstützung könne die Branche dann nicht überleben. "1200 Jahre Volksfesttradition stehen auf dem Spiel", mahnt Salm. Trotzdem blickt der Schausteller optimistisch in die Zukunft, Hoffnung und Humor dürfe man nicht verlieren. "Dann feiern wir unser 70. Heinerfest eben erst 2021, 70 Jahre nach dem ersten Heinerfest 1951", so Salm, der trotz der wirtschaftlichen Bedrohung Verständnis für die Absage hat. Alles, was derzeit zähle, sei die Gesundheit der Menschen.