Corona-Patient aus Hochtaunuskreis steht unter häuslicher...

aus Coronavirus-Pandemie

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Die Pressekonferenz im Bad Homburger Kreishaus am Samstagmittag. Foto: Mika Beuster

Der Mann aus dem hessischen Hochtaunuskreis, bei dem der Erreger Sars-CoV-2 nachgewiesen wurde, hat sich offenbar in Norditalien angesteckt. Er wurde zuhause isoliert.

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BAD HOMBURG. Ein 29-Jähriger hatte eigentlich nur Schnupfen und ist deswegen am Montag zu Hause geblieben. Der Landrat des Hochtaunuskreises, Ulrich Krebs (CDU) sagt nun: „Wir haben Gewissheit“, der Mann aus einer Stadt im Kreis ist positiv auf das Corona-Virus getestet worden. Er stehe derzeit unter Quarantäne in seiner Wohnung. Dem Patienten gehe es vergleichsweise gut. Der Mann sei fast symptomfrei. Nach Angaben der Leiterin des Gesundheitsamts, Birgit Lindenthal, hatte der junge Mann Kontakt zu dem Corona-Patienten aus dem Lahn-Dill-Kreis, der als erster Fall der neuen Viruskrankheit in Hessen gilt. Beide hätten sich zuvor gemeinsam auf einer Reise in Italien befunden, sagt Lindenthal auf der Pressekonferenz im Bad Homburger Kreishaus am Samstagmittag.

„Es gibt Anlass zur Vorsicht, aber keinen Anlass zu akuter Sorge“

Es gibt allerdings widersprüchliche Angaben darüber, ob es sich um eine dienstliche Reise gehandelt hat, wie dies etwa Amtsleiterin Lindenthal berichtet, oder es doch eine private Reise war, wie der gemeinsame Arbeitgeber der beiden Corona-Patienten dieser Zeitung sagt. Es sei auf jeden Fall „kein Skiurlaub gewesen“, sagt Lindenthal. Es gebe zunächst drei Kontaktpersonen, die bekannt seien, sagt Landrat Krebs. Es werde aber weiter recherchiert. „Es gibt Anlass zur Vorsicht, aber keinen Anlass zu akuter Sorge“, sagt der Landrat weiter. Der Mann sei am Freitag getestet worden, am Freitagabend habe das Ergebnis vorgelegen.

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Derweil warnt eine Medizinerin, die ihren Namen nicht nennenwill, auf der Pressekonferenz davor, dass im Hochtaunuskreis kein Mundschutz für Ärzte mehr verfügbar sei. Außerdem berichtete sie, dass die Krankenkasse den Test eines Patienten, der Besuch aus Italien hatte, verwehrt habe.

Der Hochtaunuskreis habe einen Verwaltungsstab eingerichtet, der täglich zusammentrete, berichtet der Landrat. Bisher funktioniere dies sehr gut. Woher genau der 29-Jährige stamme, will Krebs nicht sagen. Der Patient komme aus einer Stadt, nicht einer Gemeinde – mehr aber wolle man zum Schutz der Privatsphäre nicht mitteilen.

Der Mann sei am vergangenen Wochenende aus Norditalien zurückgekehrt. Er habe Symptome eines grippalen Infekts verspürt. „Er hatte eigentlich nur einen Schnupfen, ist deswegen am Montag zu Hause geblieben und hat sich so selbst isoliert“, erläutert Lindenthal. Er sei ist nicht mehr zur Arbeit gegangen. „Wir sind dabei zu recherchieren, welche Kontaktpersonen es gibt. Drei engere sind identifiziert“, berichtet die Leiterin des Gesundheitsamts – es könne aber noch weitere geben. Kinder habe der Mann keine. Er sei kooperativ, halte sich an die Auflagen und werde „engmaschig“ durch Telefonanrufe betreut, alle fünf bis sechs Stunden. 14 Tage müsse er sich in häuslicher Isolation aufhalten, so lange dauere die Inkubationszeit, in der man sich mit dem Virus anstecken kann. Bis dahin finden regelmäßige Blutuntersuchungen statt. Der Patient sei fast symptomfrei – „ich habe wahrscheinlich eine stärkere Symptomatik“, sagt die leicht verschnupfte Leiterin des Gesundheitsamts. „Wäre der Mann nicht kooperativ, hätte ich andere Möglichkeiten“, sagt Lindenthal. Diese reichten bis zur stationären Isolation.

Eine Medizinerin wirft am Rande der Pressekonferenz ein, dass sie derzeit keine Atemschutzmasken mehr habe, 400 seien bestellt aber nur 100 gekommen. Außerdem gebe es Probleme bei den Virus-Tests, berichtete sie. „Ich habe einen Patienten, der Besuch aus Italien hatte. Die Kasse hat die Kosten von 127 Euro aber nicht übernehmen wollen“, berichtet die Ärztin. Dem widerspricht die Leiterin des Gesundheitsamts in Bad Homburg. Sie nennt die Abrechnungsziffer, die Kassen übernähmen die Kosten sehr wohl, antwortet sie. Auf den Fall will man in der Pressekonferenz nicht weiter eingehen, die Ärztin berichtet auf Nachfrage dieser Zeitung, dass ihr Patient aus dem Kreis mittlerweile positiv auf das Influenza-Virus getestet wurde, also die saisonale Grippe.

Die Leiterin des Gesundheitsamtes wiederholt, dass allgemeine Hygienemaßnahmen zur Vorbeugung wichtig seien. Große Menschenansammlungen seien aber vor allem für kranke Menschen zu meiden, man müsse ja „nicht unbedingt in die Disko“. Menschen mit Erkältungssymptomen sollten „nicht unbedingt dort hingehen, wo man seine Mitmenschen anstecken kann. Das ist nicht zielführend.“

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Schulen öffnen am Montag „selbstverständlich“

Landrat Krebs rechnet damit, dass es zu weiteren Infektionen im Kreis kommen werde. Die Kliniken seien aber darauf vorbereitet. Auf die Frage, ob Veranstaltungen wegen der Corona-Gefahr abgesagt würden, sagte der Landrat: „Ich bin dankbar, dass die Internationale Tourismus-Messe in Berlin abgesagt wurde – wir hätten da auch keine Mitarbeiter hingeschickt“. Ihm seien zunächst keine weiteren Großveranstaltungen bekannt, zum Glück sei die Faschingszeit vorbei.

Die Schulen würden am Montag „selbstverständlich“ wie gewohnt den Schulbetrieb aufnehmen. In Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Schulamt in Friedberg würden für den Fall, dass es an einer Einrichtung eine Corona-Infektion gebe, dann wohl nur diese betroffene geschlossen werden. Bislang sind keine weiteren Verdachtsfälle bekannt geworden.

Auf die Frage, ob der Kreis auf die derzeit stattfindenden Hamsterkäufe von haltbaren Lebensmitteln in der Region reagiere, sagt der Landrat, dass man bisher gut damit gefahren sei, noch nie die Katastrophen-Fall ausgerufen zu haben. Der Leiter des Katastrophenschutzes im Hochtaunuskreis, Carsten Lauer, berichtet derweil, dass für die Versorgung der Bevölkerung notwendige Vorräte vorhanden seien. Es gebe daher keinen Anlass zur Sorge.