Breidenbachs Woche: Lindner – wieder mal haarig

Christian Lindner (li.) und Volker Wissing. Foto: dpa

Manche sagen, die jüngste Personalentscheidung des FDP-Chefs sei an den Haaren herbeigezogen – aber an welchen?

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. Christian Lindner, die Antwort der FDP auf Robert Redford und Florian Silbereisen, hat seine Generalsekretärin Linda Teuteberg gefeuert und statt ihrer den Pfälzer Volker Wissing angeheuert. Das freut nicht jeden. Andererseits war immer unstrittig, dass Lindner nicht auf den Kopf gefallen ist und bislang wusste, wann man Gelegenheiten beim Schopf packen und einem widrigen Schicksal die Stirn bieten sollte. Deshalb ließ er sich 2013, kein Scherz, sein schütterer werdendes Haupthaar durch Verpflanzungen aufforsten. Er folgte damit dem Beispiel des berühmten Trainers Jürgen „Kloppo“ Klopp, MdL (Mainz, Dortmund, Liverpool), der ein halbes Jahr zuvor in einem Spezialsalon im Düsseldorfer Nobelhotel „Breidenbacher Hof“ (!) genau auf diese Weise seine persönliche Vierer-Abwehrkette über der Stirn verstärken ließ.

Was Lindner betrifft, so zeichnete sich allerdings damals schon ab, dass er 2017 die Jamaika-Verhandlungen platzen lassen würde, denn ansonsten hätte er sich Dreadlocks machen lassen. Ums Kinn herum hat Lindner aber offenbar keine Probleme. Alte Liberalen-Regel: Gepflegter Bart//küsst doppelt zart. * Wie liberal und tolerant Lindner ist, zeigte sich im Übrigen daran, dass er zunächst dem kahlköpfigen thüringischen FDP-Chef Thomas Kemmerich die Stange hielt, nachdem der von der AfD gezwungen wurde, thüringischer Ministerpräsident zu werden. Später fiel es Lindner wie Schuppen aus den Haaren, er räumte seinen Fehler ein. Halbwegs. Er stellte im FDP-Bundesvorstand die Vertrauensfrage und dachte sich: „Die werden mir schon nicht den Kopf abreißen.“ Aber selbst wenn es das Ende seiner politischen Karriere gewesen wäre: Lindner brauchte sich mit Blick auf seine Rente keine grauen Haare wachsen zu lassen. Für Nebentätigkeiten kassierte er in der laufenden Legislaturperiode angeblich 424.500 Euro. * Wegen Corona wird Briefwahl vermutlich eine größere Rolle bei der amerikanischen Präsidentschaftswahl spielen, und Trump befürchtet, dass er da unterfrankiert ist. Deshalb will er, voll logisch, die amerikanische Post quasi abschaffen. Trump und die Post, das ist schon immer eine schicksalhafte Beziehung. Denken wir nur an den Begriff „posttraumatische Belastungsstörung“. Eine solche tragen viele davon, die mit Trump zu tun haben. Oder an den Film „Wenn der Postmann zweimal klingelt.“ Dort geht es sexuell sehr heftig zur Sache - was viele Menschen an die Liaison zwischen Trump und der Ex-Pornodarstellerin Stormy Daniels erinnert. Denken wir nicht zuletzt an den Song „Ten o‘clock postman//bring me her letter“. Der stammt von der Gruppe „Secret Service“. Secret Service! Die stammt zwar aus Schweden, aber weil sich Trump offenbar wegen der Herkunft seiner Vorfahren aus Kallstadt/Deutschland/Pfalz schämt, ließ er lange verbreiten, seine familiären Wurzeln lägen in Karlstad – in Schweden! Wieder mal hängt alles mit allem zusammen. * Nancy Pelosi, große alte Dame der US-Demokraten und Sprecherin des Repräsentantenhauses, plante, die Abgeordneten aus den Ferien zurück zu holen (per Eilbrief?), damit man sich in Sachen Trump/Post verständigt. Laut böser Zungen überlegte Trump, Pelosi dadurch zu besänftigen, dass er zu ihr sagt: „Na, darf ich Dir mal meine Briefmarkensammlung zeigen?“ Aber dann dürfte er sich bei Stormy Daniels nie wieder blicken lassen.