In Zeiten der Corona-Pandemie haben sich Frauen der Altenstädter Ahmadiyya-Gemeinde zusammengesetzt und Schutzmasken für Hilfs- und Pflegedienste sowie für Seniorenheime genäht.
. Altenstadt/Büdingen (mü). Mit großer Freude nahm Helga Schäfer, Lebens- und Familienberaterin im Büdinger Beratungszentrum des Caritas-Verbands Gießen, dieser Tage ein Geschenk der muslimischen Frauen-Organisation Lajna Imaillah Altenstadt entgegen: Wie ihre Glaubensschwestern in ganz Deutschland hatte die Gruppe, die zum Ahmadiyya Muslim Jamaat Deutschland gehört, in großer Zahl Alltagsschutzmasken für die Zeit der Corona-Pandemie hergestellt und sie verschiedenen Hilfs- und Pflegeeinrichtungen in der Wetterau zur Verfügung gestellt. "Die aktuelle Lage braucht vieles: Ideen, Zusammenhalten, Geduld und Zuversicht", schrieb Schäfer in einer Dank-Mail an Monaza Zafar, Beauftragte für den Interreligiösen Dialog der Lajna Imaillah Altenstadt.
"So gut wie möglich versuchen wir im Moment alle, einen Beitrag zur Verbesserung der Situation zu leisten. Von Ihnen kam jedoch ein ganz besonderes, unbürokratisches und freundliches Angebot: Sie haben für uns Schutzmasken genäht und viele Stunden damit verbracht. Dafür danken wir Ihnen ganz herzlich! Wir werden diese weitergeben an Personen, die in unsere Beratungsstelle kommen. Meist sind dies Menschen, die über kein hohes Einkommen verfügen oder Geld von der Agentur für Arbeit oder vom Jobcenter beziehen. Für sie bedeutet Ihre Unterstützung eine große Hilfe", stelle Schäfer abschließend fest.
Die Ahmadiyya-Gemeinden sind in ganz Deutschland für eine weltoffene, sozial zugewandte und integrierte Praxis ihres Islam-Verständnisses bekannt. So ist es im Wetteraukreis seit vielen Jahren Brauch, dass die Männer und Jungen der Gemeinden am Neujahrsmorgen die umfangreichen Reste des Silvesterfeuerwerks beseitigen. Das einprägsame Motto "Liebe für alle, Hass für keinen" der Ahmadiyyas ist inzwischen geläufig, ebenso wird von den Tagen der Offenen Türen mit Moschee-Besuch reger Gebrauch gemacht. Im Zusammenhang mit dem Anliegen, gesellschaftlichen Frieden zu wahren, die Freiheit der Religionsausübung für alle Glaubensrichtungen zu gewährleisten und sich sozial zu engagieren, sieht Monaza Zafar auch das jetzige Projekt "Behelfsmasken nähen", an dem sich Mitglieder der Frauen-Organisation Lajna Imaillah Altenstadt beteiligt haben. "Die Pandemie lässt Menschen aller Nationen ungeachtet ihrer Herkunft oder Religionszugehörigkeit weltweit zusammenwachsen, ihre Sorgen und Schmerzen miteinander teilen und füreinander da sein. Viele gemeinnützige Projekte fangen die Not von Bedürftigen auf, ehrenamtliche Tätigkeiten stärken das Gemeinschaftsgefühl und geben in Zeiten von Unsicherheit Unterstützung und Zuversicht", schreibt Zafar in einer Pressemitteilung zum Projekt. "Alle diese Bemühungen sind elementar notwendig für unsere demokratische Gesellschaft. Die Lajna Imaillah, Frauen-Organisation der Ahmadiyya Muslim Jamaat Deutschland, ist eine von diesen Gruppen, die für Deutschland da ist und ihren Beitrag leistet. Blutspendeaktionen und Nachbarschaftshilfe sind Projekte, mit denen die Frauen-Organisation gegenwärtig aktiv ist, um ihren Dank gegenüber Deutschland auszudrücken - dem Land, in dem viele Mitglieder der Lajna Imaillah nach grausamer Verfolgung aufgrund ihres Glaubens eine neue Heimat gefunden haben."
In Altenstadt seien inzwischen 212 Behelfsmasken von sechs Näherinnen gefertigt worden, so Zafar. Diese wurden neben dem Caritasverband auch an die Malteser, die Gemeinde Altenstadt, an Seniorenwohnheime und Pflegedienste weitergegeben. Ebenso hat die Lajna Imaillah die Aktion "Ich male Dir ein Bild" ins Leben gerufen: Hierbei malen Frauen und Mädchen fröhliche Karten mit Genesungswünschen und übergeben diese an Kranken- und Pflegeheime, um einen Beitrag zur Ermutigung älterer und kranker Menschen in Zeiten sozialer Distanz zu leisten. Tieferes Anliegen hinter all diesen Bemühungen der Ahmadiyya-Muslima ist es, einen sozial integrierten und engagierten Islam vorzuleben und den interreligiösen Dialog zu fördern, sagt Zafar. Das Engagement der Lajna Imaillah für das Projekt "Ich bin eine Muslima - Haben Sie Fragen?" wurde 2019 mit dem Hessischen Integrationspreis ausgezeichnet.