Zum Internationalen Tag der Pflegenden haben Pflegekräfte vor dem Klinikum demonstriert. Sie stellen konkrete Forderungen - vor allem an Gesundheitsminister Lauterbach.
WORMS. „Wir nutzen diesen Tag in der Hoffnung, dass man uns heute vielleicht etwas mehr zuhört“, sagt Birgit Vollmuth von der Verdi-Betriebsgruppe des Klinikums in ihrer Ansprache. Dafür erntet sie laute Zustimmung der Beschäftigten, die sich im Eingangsbereich des Krankenhauses am internationalen Tag der Pflegenden zur Mittagszeit versammelt haben. „Hörbar und sichtbar“ sollen die Forderungen ihrer Meinung nach durch die Protestaktion werden. Die Schilder, auf denen mehr Personal, eine verbesserte Ausbildung und vor allem das sofortige Handeln der Politik gefordert wird, sind jedenfalls kaum zu übersehen. Zwei Mal wird auf den Bannern auch Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) direkt angesprochen: Keine Ausreden mehr und eine Umsetzung von PPR 2.0 – das sind die Wünsche der Protestierenden. PPR 2.0, ein Instrument zur Messung des Bedarfs von Pflegepersonal, mit dem man Personal besser regulieren und steuern können soll, wurde von der Deutschen Krankenhausgesellschaft, dem Deutschen Pflegerat und der Gewerkschaft Verdi entwickelt. „Das ist uns versprochen worden und bis heute ist noch nichts passiert“, beklagt sich die Wormser Verdi-Vorsitzende Erika Roth. Da es sogar im Koalitionsvertrag stehe, fordert das Pflegepersonal nun das Handeln der politisch Verantwortlichen.
Dem Gerede sollen Taten folgen
„Klatschen reicht nicht“, kritisiert auch Karin Loibl, gewerkschaftlich aktiv und ehemalige Betriebsratsvorsitzende, in einer kurzen Rede. Immer wieder zu betonen, wie großartig und unabdingbar die Arbeit der Pflegenden sei – auf das Gerede müssten nun Konsequenzen folgen und die Probleme angegangen werden, fordert Birgit Vollmuth. Das sei auch der einzige Weg, um zu verhindern, dass immer mehr Pflegende aufhören und die Personalnot noch größer werde.
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Vor allem mehr Personal, aber auch familienfreundlichere Arbeitszeiten fordern die Beschäftigten: Der Versuch, Familie und die Arbeit im Klinikum zu vereinbaren, führe sehr oft zu Stress und einer starken Belastung, erklärt Erika Roth. Das berichtet auch die ehemalige Pflegerin Gabi Muth. Seit dem 1. Mai ist sie zwar bereits in Rente, aber durch ihre langjährige Berufserfahrung im Altenheim und im Klinikum weiß sie, wie wichtig es ist, an einer solchen Kundgebung teilzunehmen, „damit sich in der Pflege endlich mal etwas ändert“. Denn die Personalengpässe haben Konsequenzen: Für Andrea Uhlig ist es oft der Kontakt mit den Menschen, der im stressigen Arbeitsalltag dann zu kurz kommt. Wenn die Schwestern keine Zeit haben, weil zu viele andere Aufgaben auf sie warten, versuche sie als Stationsassistentin sich die Zeit für den persönlichen Kontakt zu nehmen, sich bei den Patienten ins Zimmer zu setzen und mit ihnen zu sprechen. Durch die Corona-Pandemie sei die Belastung in den letzten Jahren noch größer gewesen als sowieso schon – daher sei es wichtig, dass jetzt Probleme gelöst und die Arbeitsbedingungen verbessert würden.
„Es geht nur Hand in Hand“
Das sehen wohl viele so, schließlich habe sie für die Organisation der Protestaktion nur gute Rückmeldung erhalten, erzählt Erika Roth. 46 Jahre war sie selbst begeisterte Krankenschwester, daher wisse sie: Es geht nicht nur um die Pflege, es geht um alle Mitarbeiter im Krankenhaus. „Es geht nur Hand in Hand, ohne einander funktioniert es nicht.“
Etwa 20 Beschäftigte nahmen an der Aktion teil – das sind nicht so viele wie erwartet. Doch das stört sie nicht sonderlich: „Auch wenn nicht alle Leute rauskommen, die Leute, die jetzt heute hier sind, die sind wichtig! Denn die stehen hundert Prozent dahinter.“ Auch für Karin Loibl zählt nicht die Menge der Menschen, sondern, dass man immer weiter am Ball bleibe und immer wieder den Finger in die Wunde lege. „Da zählt jeder einzelne“, findet sie.