Rund 75.000 Kinder in Hessen haben wegen der Corona-Pandemie nicht schwimmen gelernt. Eine landesweite Aktion am heutigen Sonntag soll helfen. 60 Bäder machen mit.
WIESBADEN. Mit dem ersten hessenweiten Schwimmabzeichen-Tag wollen die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), der hessische Schwimm-Verband und die Landesregierung die Schwimmausbildung von Kindern voranbringen. Im gesamten Land wollen sich am Sonntag mehr als 60 Bäder an der Aktion beteiligen, wie Sportminister Peter Beuth (CDU) mitteilte. "Schwimmen zu können macht nicht nur Spaß, sondern ist vor allem auch enorm wichtig", erklärte Beuth. Weil die Bäder während der Corona-Pandemie zeitweise geschlossen waren, hätten die Eltern in dieser Zeit kaum Möglichkeit gehabt, ihren Kindern das Schwimmen beizubringen. Das sollte jetzt nachgeholt werden, so der Minister.
Nach den Worten von Michael Hohmann, Präsident des DLRG-Landesverbandes, konnten rund 75.000 Kinder pandemiebedingt nicht schwimmen lernen. Inzwischen belaufe sich der Rückstau noch auf rund 50.000 Kinder. "Wir kriegen diesen Rückstau nicht aufgelöst und müssten eigentlich doppelt so schnell sein. Das ist eine Riesenaufgabe, die die Schwimmverbände und die Schulen vor der Brust haben."
Es sei aber auch schon viel erreicht worden: Seit vergangenem Sommer hätten DLRG, Bademeister und Schwimmvereine hessenweit rund 10.000 Schwimmabzeichen abgenommen, deutlich über 1000 weitere erhofft sich Hohmann durch den Schwimmabzeichen-Tag - auch wenn genaue Zahlen erst am Montag, 23. Mai, genannt werden können.
Die aus Hessen stammende Idee griffen auch Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz auf. Für das kommende Jahr wird ein bundesweiter Schwimmabzeichen-Tag angepeilt.
Von Seepferdchen bis Gold - die Schwimmabzeichen
Neben der Schwimmpraxis umfassen die Prüfungen auch theoretisches Wissen. Am Anfang steht für viele Kinder das Frühschwimmabzeichen Seepferdchen. Dafür müssen die Kinder die Baderegeln beherrschen und - nach einem Sprung vom Beckenrand - 25 Meter in einer Schwimmart zurücklegen. Außerdem sollen die Prüflinge einen Gegenstand aus einem für sie schultertiefen Wasser heraufholen.
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Erst wer die Anforderungen des Deutschen Schwimmabzeichens Bronze - früher Freischwimmer - schafft, gilt als sicherer Schwimmer. Dazu gehören unter anderem ein Kopfsprung und 15 Minuten Schwimmen. In dieser Zeit sind mindestens 200 Meter zurückzulegen, davon 150 Meter in Bauch- oder Rückenlage und 50 Meter in der jeweils anderen Körperlage.
Beim Schwimmabzeichen Silber beträgt die geforderte Strecke mindestens 400 Meter in 20 Minuten, beim Schwimmabzeichen Gold sind es mindestens 800 Meter in 30 Minuten. Hinzu kommen jeweils höhere Anforderungen beim Tauchen sowie beim Gold-Abzeichen auch bestimmte Vorgaben zum Brust-, Kraul- und Rücken- und Transportschwimmen. Auch theoretisches Wissen müssen die Prüflinge vorweisen - neben den Baderegeln beispielsweise Kenntnisse zur Selbstrettung sowie beim Gold-Abzeichen auch zur Hilfe bei Bade-, Boots- und Eisunfällen.
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Von dpa