Energieberater Matthias Unnath macht bei Familie Dietz-Fritz in Wiesbaden einen Gebäude-Check. Was sind seine Tipps und wo lässt sich in dem Haus am meisten Energie einsparen?
Wiesbaden. Ein frei stehendes Einfamilienhaus im Nordwesten von Wiesbaden. Die Großeltern von Christine Dietz haben es 1968 gebaut. Die Enkelin hat inzwischen einiges sanieren lassen: 2004 und 2013 kamen neue Fenster rein, auch die Ölheizung wurde erneuert. Was können die Bewohner noch tun, um Energie zu sparen? Wie gelingt es, dass nicht so viel Wärme verloren geht? Das will Christine Dietz wissen, die nun mit ihrem Mann Michael Fritz, ihren Kindern Letizia (drei Jahre) und Linus (zwei) sowie ihrer Schwester Brigitte Dietz im Haus wohnt. Die Familie hat sich beim Gewinnspiel unserer Zeitung um eine Energieberatung beworben – und gewonnen. Am Donnerstag war der Experte Matthias Unnath bei ihr zu Besuch.
Zur Vorbereitung des Gesprächs musste Christine Dietz etliche Abrechnungen heraussuchen und die Zählerstände über mehrere Tage notieren. Unnath, der als freier Energieberater für die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz in Mainz tätig ist, macht zunächst eine Bestandsaufnahme. In seinem Laptop tippt er den Verbrauch von Heizung, Wasser, Strom, stellt Fragen zu den Räumen im Haus und der energetischen Ausstattung. Später geht es um die Maßnahmen, die die Familie ergreifen kann. „Da gucken wir, was für Sie sinnvoll ist“, verspricht Unnath.
Heizölverbrauch schon drastisch reduziert
Alleine um die Heizungsanlage im Keller geht es eine halbe Stunde lang. Unnath schaltet sich in das Handwerkermenü der Steuerung ein. 3000 Liter Heizöl verbrauchen die fünf Bewohner in den beiden Wohnungen pro Jahr. „Vorher war es dreimal so viel“, erzählt Christine Dietz. Dazu trägt auch die Schwester bei, die im Obergeschoss wohnt: „Sie ist die absolute Minimalheizerin.“
Unnath stößt im Heizungsmenü auf Zahlen, liest in bereitgelegten Ordnern nach, rechnet selbst. Und wundert sich, dass die Familie immer mal wieder Wasser nachfüllen muss.
Die Heizung wärmt auch das Warmwasser. Mit Michael Fritz diskutiert der Berater darüber, wie hoch die Temperatur fürs Warmwasser und für die Heizkörper sein muss. Der Familienvater erzählt, dass er schon mit dem Heizungsbauer und dem Schornsteinfeger darüber gesprochen habe und diese aber unterschiedliche Ansichten geäußert hätten. „Wenn der eine so erzählt und der andere so, wem vertraut man da?“, fragt sich Fritz.
Unnaths Ergebnis zur Heizung: „Da ist noch Optimierungsbedarf.“ Er rät, den Heizungsinstallateur nochmal über Heizung, Warmwasser und Heizungswasser schauen und die Anlage für das Haus, die Bewohner und ihren Verbrauch besser einstellen zu lassen. Selbst etwas an den Apparaten verstellen dürfe er nicht, sagt Unnath.
Alte Rollladenkästen sind nicht gedämmt
Großes Potenzial zum Energiesparen sieht er auch in den Rollokästen der Fenster. „Das sind mit die größten Schwachpunkte.“ 2013, als Christine Dietz die alten Fenster ersetzen ließ, habe sie sich schon beim Fensterbauer nach Alternativen erkundigt. Letztendlich blieben die alten Rollos und ihre Kästen drin. Sie sind nicht gedämmt, „da ist viel Verlust von Wärme“, sagt Unnath. Dietz ist enttäuscht von den Experten von damals, die ihr nicht zum Tausch geraten haben.
Der Energieberater sieht sich die Wohnung von Brigitte Dietz an und klettert von dort unters Dach. Weil zwar die Dachschrägen gedämmt sind, die oberste Geschossdecke zum unbewohnten Dachboden hin aber nicht, heize man diesen mit, erläutert er. Doch Dämmmaterial ist inzwischen teuer geworden, Unnath nennt Preise zwischen 80 bis 100 Euro pro Quadratmeter. Vor der Kostensteigerung seien es 30 bis 40 Euro gewesen. Er empfiehlt, wenigstens die Dachluke zu dämmen und ihre Schlitze zu schließen.
Auch im Eingangsbereich des Hauses gibt es Verbesserungsmöglichkeiten. Die Haustür ist alt, die Wand daneben besteht aus Glasbausteinen, das Treppenhaus hat im Winter vier Grad, schätzt Michael Fritz. Neue Haustüre, Glasbausteine raus, rät der Experte. „Das sind gleich Summen“, entgegnet Christine Dietz. Oder neue, bessere Türen zu den Wohnungen, Klimaklasse zwei, erwidert der Energieberater.
Gute Nachrichten beim Stromverbrauch
Unnath hat für die beiden Hausbesitzerinnen aber auch gute Nachrichten. Beim Stromverbrauch sind beide Parteien sehr sparsam. Er müsse also nicht damit rechnen, den Beamer gar nicht mehr anschalten zu dürfen, freut sich Michael Fritz. Sie würde auch für die Energiewende sofort Solarmodule aufs Dach schrauben, sagt Dietz. Aber es hapert am Geld.
Der Gebäude-Check dauert gut zwei Stunden. Am Ende empfiehlt Unnath, den Wärmeschutz des Hauses zu verbessern. „Die Rollladenkästen – das ist das Wichtigste.“ Die Besitzerinnen sollten sie angehen, auch wenn das eine größere Baustelle bedeutet. Die Heizung besser einzustellen und die Dachluke zu dämmen, seien Maßnahmen von viel geringerem Aufwand. Michael Fritz findet: „Wenn man die finanziellen Mittel nicht hat, sind günstige Tipps für den Alltag die besten.“ Aber wenn bei ihnen die Sanierung ansteht, wissen sie nun, was zu tun ist.
Die Rollladenkästen – das ist das Wichtigste.
