Vogelsberg: "Da kommt was auf die Wasserversorger zu"

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In den nächsten 20 bis 30 Jahren sind beim Grundwasserdargebot nur moderate Änderungen zu erwarten, mit signifikanten Änderungen ist erst ab 2040 oder 2050 zu rechnen, geht...

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VOGELSBERGKREIS. In den nächsten 20 bis 30 Jahren sind beim Grundwasserdargebot nur moderate Änderungen zu erwarten, mit signifikanten Änderungen ist erst ab 2040 oder 2050 zu rechnen. Saisonale Schwankungen aber nehmen bereits jetzt zu. Das legt eine gutachterliche Studie im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft Wasserversorgung Rhein-Main (WRM) nahe, teilt der hiesige Energie- und Wasserversorger Ovag mit, der ebenfalls Mitglied in der WRM ist.

"Die lange Trockenperiode, die wir in den vergangenen Wochen erlebt haben, ist, was die Neubildung von Grundwasser angeht, allenfalls eine Momentaufnahme, die uns dennoch zeigt, dass der Klimawandel bei uns angekommen ist. Die Auswirkungen des Klimawandels auf die künftige Verfügbarkeit von Grundwasser sind deshalb entscheidend für die Sicherstellung der Wasserversorgung auch in unserer Region", wird der Ovag-Vorstandsvorsitzende Joachim Arnold in der Mitteilung zitiert. Vor diesem Hintergrund habe die WRM bei einem Ingenieurbüro aus der Region eine entsprechende wissenschaftliche Untersuchung beauftragt. Betrachtet wurden laut Mitteilung exemplarisch mehrere bedeutende regionale Gewinnungsgebiete, unter anderem auch die Gewinnungsgebiete der Ovag in der Wetterau und im Westlichen Unteren Vogelsberg.

"Das wesentliche Ergebnis ist, dass signifikante Veränderungen bei der Grundwasserneubildung erst ab etwa 2040 beziehungsweise 2050 zu erwarten sind", erklärt Vorstand Oswin Veith. Laut der Studie wird sich die Grundwasserneubildung bis 2050 nur moderat verändern, wobei die meisten Klimamodellketten im Mittel zu einer stabilen oder sogar steigenden Grundwasserneubildung führen.

Die Studie komme weiterhin zu dem Ergebnis, dass Extremperioden - wie in diesem Sommer zu beobachten - zunehmen werden und damit einhergehend auch die langjährigen periodischen Grundwasserstandsschwankungen. Der landwirtschaftliche Bewässerungsbedarf werde zunehmen und die Neubildungsphasen würden sich künftig auf kürzere Zeiträume im Winterhalbjahr konzentrieren, was zu stärkeren saisonalen Schwankungen führen werde. Hier sehen die Fachleute in der Studie bereits in den kommenden Jahren neue Herausforderungen für die Versorger.

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"Für die Zeit nach 2050 ist die Entwicklung noch unsicher, zumal der Bedarf an landwirtschaftlicher Bewässerung bis zu diesem Zeitpunkt noch einmal deutlich steigen wird. Die Studie legt nahe, dass wir künftig mit einer größeren Variabilität bei der Grundwasserneubildung rechnen müssen", so Veith. "Die Ergebnisse der Studie zeigen uns, dass wir als regionaler Versorger auf dem richtigen Weg sind. Mit der Einführung der Ovag-Wasserampel gehen wir beispielsweise das Thema der saisonalen Schwankungen an und rufen schon jetzt zu einem besonnenen und sparsamen Umgang mit unserem Nahrungsmittel Nummer eins auf. Damit haben wir ein Instrument für eine frühzeitige Handlungsweise geschaffen. Viele Kommunen, die für die Versorgung ihrer Einwohner und Betriebe verantwortlich sind, haben ihrerseits reagiert und eigene kommunale Wasserampeln oder andere Maßnahmen eingeführt, sodass trotz anhaltender Hitze keine Lieferengpässe oder Spitzenlastzustände eingetreten sind", ergänzt Joachim Arnold.

Der Klimawandel werde viele Wasserversorger vor große Herausforderungen stellen, sagen die beiden Vorstände. Die vorliegende Studie sei ein wichtiges Prognoseinstrument, das es zu nutzen gelte. "Die Ergebnisse wurden mit den Erkenntnissen auf der Landesseite abgeglichen und fließen in die derzeit laufende Fortschreibung der Situationsanalyse der WRM und in die Maßnahmenkonzeptionen der WRM-Mitgliedunternehmen ein", sagt Joachim Arnold.

Die Ovag war zuletzt in die Kritik geraten. Umweltverbände und Vogelsberger Kommunen forderten unter anderem auf, die Wasserampel auf Rot zu stellen. Der Versorger lehnte immer wieder ab (unsere Zeitung berichtete). An diesem Freitag hat der BUND als Reaktion wiederum zu einer Demonstration vor der Ovag-Zentrale in Friedberg aufgerufen.