Wünschewagen erfüllt schwer kranken Menschen letzten Wunsch

Eine Wunschfahrt führte zum Training von Eintracht Frankfurt.
© ASB

Noch einmal ans Meer. Oder zum Lieblingsverein. Oder einfach nur grillen im Garten. Der Wünschewagen Rhein-Main des ASB hilft beim Loslassen eines geliebten Menschen.

Anzeige

Südhessen/Rhein-Main. Schwerstkranken Menschen in ihrer letzten Lebensphase einen besonderen Wunsch zu erfüllen – das ist die Aufgabe der ASB-Wünschewagen. Seit 2014 bringen engagierte Menschen mithilfe des Projekts Menschen am Ende ihres Lebens gut umsorgt noch einmal an ihren Lieblingsort. Auch in Südhessen werden diese Wünsche erfüllt.

„Die Wünschewagen setzen da an, wo Angehörige überfordert sind, wenn ein Fahrgast zum Beispiel nur liegend transportiert werden kann, pflegerische medizinische Betreuung benötigt wird oder die Familie sich den Ausflug allein nicht zutraut“, schreibt der Arbeiter-Samariter-Bund Deutschland (ASB). Dank Spenden und des Engagements seiner ehrenamtlichen Helfer fahren die Wünschewagen für ihre Gäste kostenfrei. Mitfahren darf jeder, der noch transportfähig ist. Das Ziel bleibt dem Wünschenden überlassen. Möglichst jeder Wunsch wird erfüllt.

Der Wünschewagen setzt bei einem Ausflug mit der Fähre über.
Der Wünschewagen setzt bei einem Ausflug mit der Fähre über.
© ASB

177 Wünsche im Rhein-Main-Gebiet erfüllt

Bundesweit sind inzwischen 23 Wünschewagen mit ihren Teams unterwegs. Der Wünschewagen Rhein-Main erfüllt seit Februar 2017 letzte Herzenswünsche. Dort arbeiten mit Levana Clasen und Michaela Loos zwei hauptamtliche Teilzeitkräfte sowie 40 ehrenamtliche Helfer. Diese haben in sechs Jahren 177 letzte Wünsche erfüllt. „Wir bekommen deutlich mehr Anfragen“, erzählt Levana Clasen, „doch viele davon können nicht umgesetzt werden, weil sie uns zu spät erreichen und der Gesundheitszustand der Person zu schlecht ist.“ Man müsse nicht im Sterben liegen, um den Wünschewagen in Anspruch zu nehmen, betont Clasen. „Es geht um die Begleitung in der letzten Lebensphase.“

Anzeige

Die Fahrzeuge sind speziell auf die Bedürfnisse ihrer Fahrgäste abgestimmt – spezielle Stoßdämpfer, eine Musikanlage sowie ein harmonisches Konzept aus Licht und Farben sollen die Reise zu einem angenehmen Erlebnis machen. Eine verspiegelte Rundum-Verglasung bietet einen Panorama-Blick in die Umgebung. Zugleich verfügen alle Wünschewagen über eine medizinische Grundausstattung, sodass das ASB-Team im Notfall medizinische Hilfe leisten kann. Da das Fahrzeug aufgrund seines Gewichts maximal 80 Stundenkilometer fahren darf, könne sich manche Fahrt ziehen, erzählt Levana Clasen. „Wir fahren deshalb nur innerhalb Deutschlands.“

Eine andere Wunschfahrt führte zur Seilbahn nach Koblenz.
Eine andere Wunschfahrt führte zur Seilbahn nach Koblenz.
© ASB

Und mit welchen Anliegen kommen die Betroffenen auf den ASB zu? „Die Wünsche sind so individuell wie die Menschen“, erklärt die Mitarbeiterin. „Wir richten uns nicht danach, ob es spektakulär klingt“, betont Clasen. Ob zur Familienfeier, noch mal ans Meer, ins Miniaturwunderland oder zum Spiel des Lieblingsvereins. „Alle Wünsche sind etwas Besonderes“, findet Clasen. Viele möchten auch einfach nur noch mal nach Hause. „Dann wird beispielsweise im Garten gegrillt.“

Anzeige

Das Wünschewagen-Projekt lebt ausschließlich von Spenden, Eigenmitteln und dem Engagement Ehrenamtlicher. Da die Wünsche für den Fahrgast und eine Begleitperson kostenfrei sind, helfen dem ASB Spenden, die Reisekosten zu den Wunschorten, die Schulungen der ehrenamtlichen Helfer, Dienstkleidung sowie Anschaffung und Ausstattung der Fahrzeuge zu finanzieren. „Jede Unterstützung ermöglicht es uns, letzte Wünsche wahr werden zu lassen“, heißt es vom ASB.

Das Feedback, das bei Clasen und ihrem Team ankommt, ist durchweg positiv. „Wir fragen nicht aktiv nach“, sagt sie, „denn es kann sein, dass der Fahrgast schon verstorben ist.“ Aber was sie mitbekommen: Der Ausflug lässt die schweren Krankheiten für eine kurze Zeit vergessen. Die Fahrt setze bei vielen noch einmal Energie frei. Die dabei entstehenden Glücksgefühle wirken – auch bei den Angehörigen – noch bis zum Ende nach. „Es hilft beim Loslassen“, weiß Levana Clasen. Manche, so hat sie gehört, seien mit einem Lächeln im Gesicht verstorben.