Geschäftsführer Robert Lippmann fordert Prüfung aller Optionen bei der Energieversorgung. Mit dem Aus für die Brauerei verliere Pfungstadt „überregionale Strahlkraft”.
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Herr Lippmann, im kürzlich erschienenen IHK-Gemeindesteckbrief zu Pfungstadt liest man: „Überregionale Bekanntschaft erreicht Pfungstadt durch das Pfungstädter Bier.” Dieser Eintrag wird wohl bald geändert werden müssen. Wie bewertet die IHK das drohende Ende der Traditionsbrauerei?
Ich halte es für eine bedauerliche Entwicklung, dass die Brauerei wohl schließen muss und damit nicht nur ein Wirtschaftsakteur wegfällt, sondern auch diese überregionale Strahlkraft für Pfungstadt verloren geht. Für das Unternehmen und für die Region hätte ich mir ein anderes Ergebnis gewünscht.
70 Arbeitsplätze wären von dem Aus betroffen. Dafür entsteht ein Wohngebiet. Ist diese Entwicklung symptomatisch für den Umgang mit Flächen im südlichen Rhein-Main-Gebiet?
In der Tat gibt es in der Region eine Flächenkonkurrenz zwischen Gewerbe, Wohnen und Landwirtschaft. Wir sind eine Wachstumsregion, es gibt starken Zuzug. Den Wohnraum brauchen wir für die Fachkräfte unserer Unternehmen. Die Entscheidungen dürfen gleichwohl nicht regelmäßig zulasten des Flächenbedarfs von Unternehmen fallen. Der Mangel an Gewerbeflächen behindert schon heute die Entwicklung der Wirtschaft in der Region.
Die Wirtschaft in Südhessen steckt in einer „Spirale nach unten, aus der man nur schwer wieder herauskommt”, so der IHK-Konjunkturexperte Peter Kühnl. Wann wird sich das Bild wieder aufhellen?
Wir erwarten eine Besserung der wirtschaftlichen Lage im zweiten Halbjahr 2023. Voraussetzung ist, dass die Politik entsprechende Rahmenbedingungen schafft – insbesondere für eine bezahlbare und sichere Energieversorgung. Danach geht die eigentliche Arbeit aber erst los. Die Frage, wie unser Wirtschaftsstandort wieder an Wettbewerbsfähigkeit gewinnt, ist damit ja noch nicht beantwortet.
Seit gut einem Jahr regiert im Bund eine Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP. Wie fällt die vorläufige Bilanz ihrer Arbeit aus, mit Blick auf die Auswirkungen für die südhessische Wirtschaft?
Der Koalitionsvertrag der Ampel ist von der Wirtschaft durchaus als ambitioniert begrüßt worden, vor allem was die Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren, die umfassende Digitalisierung und die Verwaltungsvereinfachung betraf. Leider ist die Umsetzung des Programms ins Stocken geraten. Aktuell erschöpft sich die Wirtschaftspolitik in andauerndem Krisenmanagement.
Nun sind die Zeiten nicht günstig für Strukturreformen, wenn nach dem russischen Angriff auf die Ukraine unter Hochdruck Kriegsfolgen bewältigt werden müssen, die Notlagen für die deutsche Bevölkerung zur Folge haben könnten.
Das ist richtig, und die Regierung ist dieses Krisenmanagement mit Verve angegangen. Vieles wurde richtig entschieden, in Details waren wir bisweilen anderer Ansicht, aber unterm Strich kann da ein Haken dran. Doch die Bundesregierung lässt im Moment nicht erkennen, dass es ihr gelingt, Planungs- und Genehmigungsverfahren deutlich zu beschleunigen oder bei der Verwaltungsdigitalisierung einen Sprung nach vorne zu machen. Mit dem aktuellen Niveau werden aber die politischen Ziele nicht zu erreichen sein, auch bei der Energie- und der Verkehrswende nicht.
Das Thema Energie spielt eine Schlüsselrolle bei der Bewältigung der durch den Krieg ausgelösten Krise und zugleich auch der Klimakrise. Weg von fossilen, hin zu erneuerbaren Energien – aus Sicht der Wirtschaft der richtige Weg?
Es gibt hier einen Dreiklang: strukturelle Versorgungssicherheit, bezahlbare Energie und nach Möglichkeit erneuerbare Energien. Ich stelle fest, dass viele politische Festlegungen einen nüchternen strategischen Blick auf die Optionen verhindern. Stichwort Atomenergie, Stichwort Fracking – alles Optionen, die gar nicht zu Ende diskutiert werden.
Die IHK wäre also dafür, auch das Thema Atomkraft wieder aufzugreifen?
Diese Option solle zumindest durchgeprüft werden. Wenn wir absehbar Versorgungsprobleme haben, müsste zunächst einmal alles an verfügbaren Kraftwerkskapazitäten ans Netz. Da sind auch Kohlekraftwerke dabei, deren CO2-Bilanz erschreckend ist. Wir haben laufende Atomkraftwerke mit einer guten CO2-Bilanz. Die Endlagerfrage stellt sich so oder so, da käme es auf einen Brennstab mehr nicht an. Doch im politischen Raum gibt es eine Festlegung: Wollen wir nicht. Das gilt auch für die Frage, welchen Beitrag heimisches Schiefergas zum Aufbau strategischer Reserven leisten könnte. Dabei gibt es längst wissenschaftliche Untersuchungen, die sagen: Das geht auch umweltverträglich. Stattdessen importieren wir Schiefergas aus den USA, dessen CO2-Bilanz allein wegen des Transports deutlich schlechter ausfällt.
Ein im Auftrag des Regierungspräsidiums erstelltes Regionales Entwicklungskonzept sieht Südhessen als guten Standort für die Logistikbranche und empfiehlt, die Ansiedlung solcher Betriebe speziell im Ried zu fördern. Dagegen gibt es Widerstand im Kreis Groß-Gerau, wo der Bau weiterer Logistikhallen strikt abgelehnt wird. Empfiehlt die IHK eine Positionierung Südhessens als Logistikregion?
Die Region ist durch ihre verkehrliche Lage und die Nähe zu zwei Metropolregionen natürlich prädestiniert für Logistik, wenn man aus Planungssicht darauf schaut. Dass der Kreis Groß-Gerau gleichwohl Vorbehalte hat, noch mehr Logistik anzusiedeln, ist auch klar, weil damit ein Mehr an Verkehr verbunden ist, gleichzeitig hoher Flächenbedarf und eher geringes Arbeitsplatz- und Gewerbesteueraufkommen. Wir glauben, dass die Regionalplanung Anreize und Ausgleichsmechanismen braucht, um eine strategische Logistikentwicklung anzuschieben. Sprich: Wenn der Kreis noch mehr Logistikflächen zur Verfügung stellen soll, braucht er eine Kompensation. Ansonsten kann man nachvollziehen, wenn er sagt: Wir leisten für die Region unseren Beitrag, da dürfen dann gerne auch andere Landkreise ran. Der Blick muss die gesamte Metropolregion Frankfurt-Rhein-Main umfassen, länderübergreifend. Dass die Last allein durch den Kreis Groß-Gerau getragen werden muss, sehen wir nicht.
Wir haben jetzt viel über Krisen sprechen müssen. Fallen Ihnen spontan südhessische Unternehmen ein, deren Entwicklung in schwierigen Zeiten Anlass zu Optimismus für 2023 gibt?
Da gibt es eine ganze Menge. Wenn wir uns die Entwicklung rund um TU, Hochschule und das Gründerzentrum Hub 31 anschauen, ist das wahnsinnig vielversprechend. Da sind ambitionierte junge Unternehmer unterwegs mit tollen Produkten, die Potenzial haben, uns als Wirtschaftsstandort voranzubringen und auch einen internationalen Markt zu erschließen. Beispiele: Energy Robotics (Inspektionsroboter), Magnotherm (innovative Kühlsysteme), Wingcopter (Langstrecken-Lieferdrohnen). Der zweite Punkt ist die hohe Standorttreue vieler Unternehmen. Beispielhaft das Schwergewicht Merck, mit maßgeblichen Investitionen in Darmstadt und Gernsheim mit dem Innovationspark Fluxum. Das sind Schlaglichter darauf, dass wir eine hoch innovative und sehr attraktive Region sind, die wirtschaftlichen Wandel auch aktiv gestalten kann.