Wenn wie zuletzt am Hildegeresbrunnen unterhalb des Kahlbergs zwischen Mossautal und Fürth der Wald zum Demonstrationsplatz wird, offenbart sich darin, wie jeder weitere Schritt zur Ausweitung der Windräder-Standorte im Odenwald auch die Gegenbewegung verstärkt. Den Anstoß gibt dabei die Kombination aus konkreten Bauvorhaben und Grundlagenplanungen. Für diese steht vor allem der "Sachliche Teilplan Erneuerbare Energien" im Regionalplan für Südhessen, der seit Kurzem öffentlich ausliegt.
Von Gerhard Grünewald
Redaktionsleiter Odenwälder Echo
In Demonstrationen inmitten des Waldes äußert sich der Konflikt um weitere Windräder im Odenwald (hier eine Kundgebung am Hildegeresbrunnen am Kahlberg zwischen dem Mossautaler Ortsteil Hiltersklingen und dem Fürther Ortsteil Weschnitz). Foto: Gerhard Grünewald
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SÜDHESSEN - Wenn wie zuletzt am Hildegeresbrunnen unterhalb des Kahlbergs zwischen Mossautal und Fürth der Wald zum Demonstrationsplatz wird, offenbart sich darin, wie jeder weitere Schritt zur Ausweitung der Windräder-Standorte im Odenwald auch die Gegenbewegung verstärkt. Den Anstoß gibt dabei die Kombination aus konkreten Bauvorhaben, die derzeit auch den Stillfüssel bei Wald-Michelbach und den Felgenwald bei Michelstadt zu umkämpften Höhenzügen machen, und Grundlagenplanungen. Für diese steht vor allem der "Sachliche Teilplan Erneuerbare Energien" im Regionalplan für Südhessen, der seit Kurzem öffentlich ausliegt.
Gerade in den aktuellen Projekten manifestiert sich der potenzielle nachbarschaftliche Konfliktstoff des Ausbaus der Windenergie-Nutzung, wie ihn die Landesregierung und ihr behördlich-politischer Unterbau vorantreiben. Während sich die einen aus Verpachtung der benötigten Flächen und Beteiligungen am Betrieb finanzielle Gewinne am Standort versprechen, warnen die anderen vor der Zerstörung von Natur und Landschaftsbild.
Im und um den Überwald, wie das Mittelgebirge an der Ostgrenze des Kreises Bergstraße genannt wird, prallen so die Interessen ganzer Gemeinden aufeinander. Denn wenn die finanziellen und ökologischen Gewinnerwartungen an Windräder schon für einzelne Bürger die Nachteile dieser Großtechnik nicht aufwiegen, wie groß müssen da die Vorbehalte sein, wo im Rotoren-Einzugsbereich die eine Kommune verdienen kann und will und die andere nicht? Deshalb etwa rumpelt es zwischen Grasellenbach und Fürth hier sowie Mossautal da.
BETEILIGUNG
Der "Sachliche Teilplan Erneuerbare Energien" kann auf der Homepage des Regierungspräsidiums eingesehen werden: www.rp-darmstadt.hessen.de.
Stellungnahmen unter "Stellungnahmen- TPEE@rpda.hessen.de".
Nebenan fehlt Michelstadt der Grundbesitz, mit dem sich Profit aus den Windrädern am Felgenwald beim Stadtteil Vielbrunn schlagen ließe. Immerhin aber würde mit dem Grafenhaus Erbach-Erbach ein ortsansässiges Unternehmen die Gewinne machen. Die lokale Wertschöpfung könnte Grund genug sein, das Vorhaben zu stützen. Wenn sich Michelstadt dennoch gegen die Anlagen stellt, spricht daraus auch ein im Odenwaldkreis vollzogener Sinneswandel der Politik. In dem Maß, wie die finanziellen Hoffnungen einer einst vorangetriebenen Beteiligung der Kommunen am Windräder-Betrieb zerronnen sind, haben der Baudruck der Investoren und der Protest der Bevölkerung zugenommen.
Nicht abgerückt sind die lokalen Parlamente vom Willen zur gemeinsamen Ausweisung weiterer Standorte. Mit der Festlegung von acht Windräder-Baugebieten und der Bereitstellung von 1,6 Prozent der Kreisfläche wollen sie den Willen dokumentieren, zum Gelingen der Energiewende beizutragen. Mit dem dafür beschlossenen Flächennutzungsplan allerdings sind die Odenwälder Kommunen am Regierungspräsidium im Darmstadt gescheitert, das der Vorlage neben einer Reihe von Fehlern eine zu geringe Windräder-Quote ankreidet.
Wie demgegenüber die Vorstellungen der Landesbehörde aussehen, lässt sich dem nun offengelegten Teilplan-Entwurf entnehmen. Mit dem Odenwälder Plan gemeinsam hat das von der Regionalversammlung gutgeheißene Papier das Ziel der Steuerung. Die allerdings soll hier zu einer deutlich intensiveren Bebauung mit Windrädern führen. Allein der Odenwaldkreis hat dafür nach RP-Vorstellungen elf Standorte und rund drei Prozent seiner Fläche einzubringen, den gesamten hessischen Odenwald könnten mehr als 400 Windräder überziehen.