
Eine Datensammlung im Auftrag der Landesregierung zeigt die hohe Dichte von Unternehmensgründungen in der Region. Darmstadt ist die hessische Gründerstadt schlechthin.
Südhessen. In Südhessen weht Gründergeist, die stärksten Böen gibt es in Darmstadt: Bei einer Bestandsanalyse der hessischen Start-up-Szene hat die Region stark abgeschnitten. Was die Häufigkeit von Unternehmensgründungen angeht, können nur der Taunus sowie Teile Mittelhessens mit Südhessen mithalten. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl ist Darmstadt die hessische Gründerstadt schlechthin, auch wenn es in Frankfurt in absoluten Zahlen mehr Start-up-Firmen gibt.
Im Auftrag des hessischen Wirtschaftsministeriums und der Landeseinrichtung StartHub Hessen hat die Firmengründungs-Datenbank Startupdetector Daten zu aktiven Unternehmen zusammengetragen, die maximal zehn Jahre alt sind. Grundlage dafür war das Handelsregister, auch Presseberichte und Internetauftritte von Unternehmen wurden herangezogen. Demnach gab es zum Erhebungszeitpunkt im vorigen Jahr 1511 aktive Start-ups in Hessen . Knapp 1000 davon waren nicht älter als fünf Jahre.
Etwa jede dritte Unternehmensneugründung, genau 513 an der Zahl, erfolgte demnach in Frankfurt. Auf Platz zwei der hessischen Städte folgt Darmstadt mit 124 Start-ups vor Wiesbaden (77), Kassel (48) und Bad Homburg (32).
Darmstadt sehr attraktiv für Unternehmensgründer
Bei den Landkreisen liegt der Hochtaunuskreis mit 81 neu gegründeten Unternehmen vorn, gefolgt von den Landkreisen Main-Taunus (75) und Offenbach (69). Auf Platz vier liegt Darmstadt-Dieburg mit 60 Start-ups, auf sieben der Kreis Bergstraße (45) und auf neun (von insgesamt 21 hessischen Landkreisen) der Kreis Groß-Gerau (30). Bedauerlicherweise bleiben alle Kreise unerwähnt, die nicht unter den ersten zehn platziert sind, sodass der Odenwaldkreis in der Datensammlung nicht auftaucht.
Setzt man die absoluten Gründungszahlen ins Verhältnis zur Einwohnerzahl, verschiebt sich das Bild. Dann nämlich liegt Darmstadt an der Spitze mit 77,9 Start-ups je 100.000 Einwohner. Frankfurt fällt auf Platz zwei zurück mit 67,1 vor Bad Homburg mit 59,2. Hinter diesem Trio folgen mit weitem Abstand Wiesbaden (28,0) und Gießen (26,6).
Bei den Landkreisen bleibt das Spitzenduo unverändert, wenn die Einwohnerzahl berücksichtigt wird: der Hochtaunuskreis mit 34,1 vor dem Main-Taunus-Kreis mit 31,3 Unternehmensgründungen auf 100.000 Einwohner. Darmstadt-Dieburg überholt jedoch mit 20,2 den Kreis Offenbach (19,4) und steht auf Platz drei. Der Kreis Bergstraße rückt vor auf Platz fünf mit 16,6. Der Kreis Groß-Gerau fällt dagegen aus der Liste der ersten zehn Landkreise heraus.
Die meisten Gründungen bei Software und Online-Handel
Unter den aktiven Start-ups ohne externe Investoren verfolgen die meisten ein Geschäftsmodell im Bereich Software, gefolgt vom Online-Handel. Erst dann folgen nicht-digitale Bereiche: in der Rangfolge Medizin, Lebensmittel, Finanzen, Mobilität und Logistik.
„Die sehr gute Platzierung freut uns außerordentlich und ist gleichzeitig ein Ansporn, die Gründungs- und Innovationskultur weiter zu stärken“, kommentiert Darmstadts Oberbürgermeister Hanno Benz das Resultat der Datensammlung. Dass Darmstadt das Halbfinale und Finale des Hessischen Gründerpreises 2023 ausrichten wird, sei ein Schritt auf diesem Weg.
Bei der letztjährigen Vergabe des Hessischen Gründerpreises in Kassel kamen südhessische Firmen in drei von vier Kategorien ganz oben aufs Treppchen. Probenda aus Pfungstadt wurde für die innovativste Geschäftsidee geehrt. Das Start-up produziert ein umweltschonendes Futtermittel aus proteinreichen Insektenlarven. In der Kategorie zukunftsfähige Nachfolge gewann der Handwerksbetrieb Ernst Krastel aus Mörlenbach im Kreis Bergstraße. Dort setzt Victoria Krastel als dritte Generation auf mehr digitalen Service. Gründungen aus der Hochschule gibt es viele: In der Kategorie setzte sich Ceres aus Darmstadt durch, das kompostierbares Stroh regionaler Bauern als Füllmaterial im Versand verwendet. Das Verfahren wurde an der Technischen Universität entwickelt. Weitere Gründerpreis-Finalisten waren 2022 Threedy, Teech und HCP (alle aus Darmstadt). Insgesamt 187 hessische Start-ups hatten sich beworben.
Unterdessen wurde bekannt, dass das Darmstädter Technologie- und Gründungszentrum Hub 31 seine Kooperation mit der TU Darmstadt verstärken und den Raum für Start-up-Firmen vergrößern will (wir haben berichtet). Im Hub 31 arbeiten derzeit rund 50 Gründungsteams an innovativen Geschäftsideen. Die Stadt Darmstadt und die IHK betreiben gemeinsam das Zentrum, vermieten dort Büroräume, Werkstatt- und Laborflächen. In Darmstadt betreibt zudem die TU das Innovations- und Gründungszentrum „Highest“.