„Sie verpulvern ihr Geld nicht“ - Dreyer lobt Ebling

Der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) im Gespräch mit Dennis Rink, stellvertretender Chefredakteur von Allgemeiner und Wormser Zeitung. Foto: Lukas Görlach

Biontech-Millionen und Nachhaltigkeit: Auf dem Rheinland-Pfalz-Tag stellen sich der Mainzer OB Michael Ebling und Landeschefin Malu Dreyer den Fragen der Allgemeinen Zeitung.

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MAINZ. Als die Landeschefin auf dem Interviewstuhl der Allgemeinen Zeitung Platz nimmt, empfangen Sie die Zuhörer vor der Bühne am Dom mit tosendem Applaus. Malu Dreyer (SPD) und Friedrich Roeingh, Chefredakteur VRM, treffen sich hier, auf der Bühne der Stadt, um zum Rheinland-Pfalz-Tag über das 75. Landesjubiläum zu sprechen. „Liebe Frau Dreyer, herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!“, überbringt Roeingh dann auch die Glückwünsche der AZ. An das Land, aber natürlich auch an dessen Ministerpräsidentin. Die spricht auf der AZ-Bühne gerade voller Wärme über die Herzlichkeit der Rheinland-Pfälzer. Und ihre Geselligkeit. „Man muss Menschen lieben, um dieses Land führen zu können.“ Bester Beweis sind die knapp anderthalb Tage Rheinland-Pfalz-Tag, die zu diesem Zeitpunkt schon hinter ihr liegen.

„Es ist einfach nur toll“, sagt Dreyer. Vor allem, dass man nicht verlernt habe, wie man zusammenkommt, wie man feiert. „Mir geht’s richtig gut und das ist, glaube ich, bei den meisten Menschen heute so.“ Bei Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) auf jeden Fall. Auch er nimmt mit einem Lächeln auf dem Talkrunden-Stuhl der Allgemeinen Zeitung Platz. Wenn auch mit etwas Verspätung, der Terminkalender des Stadtchefs ist zum Rheinland-Pfalz-Tag eben Pickepacke voll. Er trifft sich mit Dennis Rink, stellvertretender Chefredakteur von Allgemeiner und Wormser Zeitung. Ihr Thema, natürlich: die Biontech-Millionen und die Frage, wie die Stadt Mainz diese unverhofften Gewerbesteuereinnahmen künftig nutzen möchte. Klar ist: Die Landeshauptstadt steht vor einer „unglaublichen Chance“. Eine, die Ebling nutzen möchte. Bis Ende des Jahres wird Mainz alle Schulden los sein. Eine Situation, die es der Kommunalpolitik erstmals ermögliche, eigene Schwerpunkte zu setzen, voranzutreiben, was dem Stadtrat wichtig ist.

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Rahmenbedingungen setzen, um zu profitieren

„Und trotzdem: Wir wissen nicht, ob das eine Entwicklung ist, die anhält.“ Mit der Freude käme immer auch die Verantwortung durch die Tür. Jetzt gelte es, die nötigen Rahmenbedingungen zu setzen, um möglichst lange und nachhaltig von dieser momentanen Entwicklung zu profitieren. „Sie verpulvern ihr Geld nicht, sondern setzen Schwerpunkte“, kommt prompt das Lob von der Landeschefin, auch an die Mitglieder des Stadtrates im Publikum. Der Biotechnologie sei es zum Großteil zu verdanken, dass sich Hauptstadt und Bundesland „ganz prächtig“ entwickeln. Immerhin sei Rheinland-Pfalz jetzt zum ersten Mal auch Geberland. Aber: Mainz sei auch sozial engagiert, in vielen Vereinen und Initiativen. Eine gelebte Vielfalt, die man auf den Straßen und Plätzen sehen könne. „Und, das war schon damals so“, spielt Dreyer auf ihre Studienzeit an, „man kannte hier jeden und konnte schon immer richtig gut feiern.“ Auch Ebling blickt zurück, von seiner Zeit als Mombacher Bub bis heute. Deutlich kleiner war die Stadt, so Ebling, hatte andere Schwerpunkte. Klimawandel und die Überlegung, Autos aus der Stadt zu holen? Damals noch weit weg. Heute spricht er als OB davon, den ÖPNV weiter auszubauen, mehr Straßenbahnen zu etablieren und Busse mit alternativen Antrieben.

Die Biontech-Millionen machen es möglich – vieles andere ebenfalls. Es liegt Veränderung in der Luft. Das ist ebenso deutlich zu spüren wie die Tatsache, dass Mainz wieder ein Stück zusammenrückt auf diesem Landesfest. „Wir haben alle eine wahnsinnige Lust, mal wieder rauszukommen, mal wieder zu feiern.“ Ebling freut sich, die Plätze „mal wieder voll zu sehen.“ Ein Gefühl, „ wie Fastnacht im Sommer“. Vor allem nach zwei Jahren, in denen „wir alles abgesagt haben, was uns lieb ist“. Die Pandemie, die Flut im Ahrtal, der Krieg in der Ukraine: „Wie schafft man es da, die Zuversicht zu behalten?“, will Roeingh von Dreyer wissen. Die Ministerpräsidentin ist zuversichtlich. Wenn man sich auf eines verlassen könne, so Dreyer, dann darauf, dass die Rheinland-Pfälzer zusammenhalten. „Wir sind kreativ, innovativ und voller Freude“, da dürfe man durchaus Vertrauen haben, dass man Krisen und Wandel, etwa Digitalisierung oder Klimawandel, gemeinsam gut bewältigen könne. „Das haben wir in den vergangenen 75 Jahren mehr als bewiesen.“