Rheinfähre "Landskrone" setzt nicht mehr über

Die Zufahrt ist abgesperrt, die Rheinfähre zwischen Nierstein und dem hessischen Kornsand verkehrt wegen des extremen Niedrigwassers nicht mehr.  Foto: Kathrin Damwitz

Seit 43 Jahren betreibt Cornelia Dries‘ Familie die Rheinfähre zwischen Nierstein und Kornsand. Eine Situation wie die aktuell vom Niedrigwasser geprägte hat sie noch nie erlebt.

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NIERSTEIN/TREBUR. Den Oppenheimer Weinfestsonntag wird Cornelia Dries, die Geschäftsführerin der Rheinfähre Landskrone Gmbh, so schnell nicht vergessen. Sehr viele Fußgänger, Radler, Autofahrer wollten vom Fest wieder zurück auf die hessische Rheinseite, zum Kornsand, transportiert werden. Wegen des extremen Niedrigwassers in dem Fluss stand das Personal von Dries vor einer schier unlösbaren Aufgabe, konnte von Stunde zu Stunde weniger Fahrzeuge mitnehmen. „Es war eine Zitterpartie“, beschreibt Cornelia Dries die missliche Lage. Am Montagmorgen zog die Familie Dries die Reißleine und stellte den Betrieb der Fähre vorerst komplett ein. Wann das Boot wieder pendeln kann, ist ungewiss. „Wir hoffen jetzt mal, dass es am Bodensee kräftig regnet, dann ist das Wasser zwei bis drei Tage später hier bei uns und der Rheinpegel steigt“, hält Cornelia Dries fest. Der Rhein hat eine Fließgeschwindigkeit von neun bis zehn Kilometern pro Stunde.

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Das Schiff setzte am Sonntag mehrmals auf einer Sandbank mitten im Rhein auf. Der Pegel bei Worms, von wo das Nass in normalen Zeiten in Richtung Nierstein nur so strömt, lag schließlich nur noch bei knapp über zehn Zentimetern. „Den Tag über transportierten wir noch Autos, hingen aber ständig fest. Mit der Folge, dass Kies in unsere Antriebe geriet und die Motoren heiß liefen. Es war eine Herausforderung“, berichtet Cornelia Dries im Gespräch mit der VRM. Immer, wenn ein großes Frachtschiff beim Vorbeifahren einen Sog auslöste, zog sich das Wasser in die Fahrrinne zurück und die Fähre saß wieder auf dem Trockenen. „Da ging es echt um Zentimeter“, erläutert Dries. Ihre Angestellten hätten das auch den wartenden Passagieren in den Autos an den Anlegestellen der Fähre begreiflich gemacht. Es konnten nur drei, vier Pkw pro Fuhre transportiert werden, es kam deshalb zu längeren Wartezeiten. Bei zu vielen Autos ist das Gewicht der „Landskrone“ zu schwer, sie setzt auf und kommt nicht weg. Lastwagen wurden schon seit Tagen nicht mehr mitgenommen.

Am Montag nutzten die Mitarbeiter des Betriebs in Nierstein die Gelegenheit, um dem Rumpf der „Landskrone“ einen neuen grünen Anstrich zu verpassen. „Das sind Instandhaltungsarbeiten, die wir unter laufendem Betrieb schwer ausführen können“, sagt Cornelia Dries. Permanent prüfen ihr Mann und der technische Betriebsleiter die Situation am Rhein bei Nierstein und am Kornsand. Für Mittwoch ist erneut ein Bagger bestellt, der auf der hessischen Seite wieder den Sand aus dem Fluss holt und flussabwärts neben dem Anleger ablagert, damit das Schiff besser navigieren kann. Problem bleibt die große Sandbank am Rand der Fahrrinne des Rheins. Für ein Baggerschiff ist der Fluss dort zu flach, diese Sandbank kann also nicht beseitigt werden. „So eine Situation haben wir in den letzten 43 Jahren noch nie erlebt. Wir sind selbst sprachlos“, seufzt die Geschäftsführerin. Die Fähre konnte vor Jahrzehnten nicht verkehren, als der Hochwasserdamm auf hessischer Seite gebrochen war und die Zufahrt total überflutet war. Zudem setzt ihr bei Hochwasser das extreme Treibgut zu, das die Antriebe beschädigt. Momentan freilich sind es wie erwähnt Sand und Kies, die die „Landskrone“ bei der Arbeit behindern.