Keine Lust auf Winterschlaf

Durch die Tiefen des südostasiatischen Dschungels streicht ein Sumatra-Tiger. Sein Blick ist hypnotisch. Die Savanne Afrikas bietet eine einzigartige Tierwelt: Zebras,...

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HEIDELBERG. Durch die Tiefen des südostasiatischen Dschungels streicht ein Sumatra-Tiger. Sein Blick ist hypnotisch. Die Savanne Afrikas bietet eine einzigartige Tierwelt: Zebras, Blessböcke, Helmperlhühner. An den Küsten Argentiniens gähnen Mähnenrobben, die faul am Strand liegen und die Sonne genießen. Schimpansen und Flachlandgorillas im westlichen Zentralafrika durchstreifen das Gelände.

Fossas aus Madagaskar, syrische Braunbären, Kängurus aus Australien und kleine Pandas hoch oben im Baum sind zu sehen. Eine rund 80 Jahre alte und 250 Kilogramm schwere Seychellen-Riesenschildkröte lässt sich Salat schmecken. Trampeltiere, Schopfhirsche, Stachelschweine und Alpakas – im Zoo Heidelberg leben Tiere aus aller Welt.

„Ghandi ist leicht zu erkennen – er ist etwas haariger und sein Kopf ist viel dicker“, sagt Antje Hoyer. Wir stehen vor dem Elefantengehege des Heidelberger Zoos. Draußen sind es 8 Grad – drinnen aber herrschen tropische Temperaturen.

Das Elefantenhaus in Heidelberg zählt zu den modernsten der Welt. „Unsere Elefanten sind in Europa geboren und an kalte Temperaturen gewöhnt. Deshalb können sie auch im Winter raus, auch wenn sie es lieber warm mögen“, sagt Stefan Geretschläger, Leiter des Elefanten-Afrika Reviers. Das Elefantenhaus bietet den Tieren viele Beschäftigungsmöglichkeiten: Für die intelligenten Tiere sind Spielmöglichkeiten wichtig.

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„Ein Tier im Zoo muss sich leider immer dem Menschen unterordnen. Um das soziale Leben und die gebildeten Hierarchien des Elefanten so wenig wie möglich zu beeinträchtigen, betreten wir ihr Revier nicht“, so Stefan Geretschläger.

Es handelt sich um eine „Elefanten-WG“ auf Zeit. Das ist der Natur nachempfunden. Denn mit rund fünf Jahren werden Jungbullen von den Kühen vertrieben und schließen sich zu Gruppen zusammen.

Insgesamt 80 Menschen arbeiten im Tierpark. Rund 25 davon sind Tierpfleger. Die anderen Mitarbeiter sind in Verwaltungs-, Handwerks- und Servicebereichen beschäftigt. Der Zoo finanziert sich zu großen Teilen selbst durch Eintrittsgelder, Patenschaften, Souvenirs und Sponsoren. Rund 35 Prozent der Kosten übernimmt die Stadt Heidelberg.

Insgesamt werden jährlich gut 500 000 Besucher gezählt. „Der Zoo ist leider ein Saisonbetrieb. Im Winter kommen weniger Besucher“, sagt Revierleiter Geretschläger. In der kalten Jahreszeit geht es damit ruhiger zu und der Zoo hat eine ganz andere Atmosphäre als im Sommer, wenn die Massen in den Zoo strömen.

Die Tiere kommen in der Regel gut mit kalten Temperaturen zurecht. Zudem können sie sich in die Innenbereiche zurückziehen. Diese sind auch für die Besucher zugänglich – man kann sich also immer aufwärmen.

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„Es können alle Tiere besucht werden. Wir haben keine Tiere, die Winterschlaf halten“, informiert Antje Hoyer. „Im Winter beginnt die Balzzeit bei vielen Vögeln – sie wechseln ihr Schlichtgefieder zum Prachtgefieder,“ ergänzt Simon Borchardt, Leiter des Vogelreviers.

Manche Vögel, wie zum Beispiel der aus Afrika stammende Blassuhu, brüten sogar zur Winterzeit. Die Tiere, die im deutschen Winter brüten, kommen in der Regel von der Südhalbkugel. Dort ist es zu dieser Zeit Sommer.

„Besonders intelligente Tiere, die in kleinen Gruppen gehalten werden, langweilen sich schnell. Das sind zum Beispiel Raben oder Keas. Wenn wir sie nicht beschäftigen, dann suchen sie sich selbst Unterhaltung“, sagt Borchardt.

Das Hauptziel des Heidelberger Zoos ist der Artenschutz und -erhalt. Um die Faszination für biologische Vielfalt zu wecken und die Wichtigkeit des Arten- und Naturschutzes zu verdeutlichen, bietet die Heidelberger Zooschule deshalb ganzjährig Führungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene der Zooschule Heidelberg an.

Von Alina Eisenhardt