Infotafeln weisen auf Mannheimer Feldhamster hin

In Mannheim leben mehr als 90 Prozent der baden-württembergischen Feldhamster. Das Artenschutzprojekt mit drei Auswilderungsgebieten trägt maßgeblich dazu bei. Archivfoto: dpa  Foto:

So wirklich wusste Feldhamster Fritz wohl nicht, was da um ihn herum geschieht. Neben dem 666 Gramm schweren Felltierchen stand die Karlsruher Regierungspräsidentin Nicolette...

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MANNHEIM. So wirklich wusste Feldhamster Fritz wohl nicht, was da um ihn herum geschieht. Neben dem 666 Gramm schweren Felltierchen stand die Karlsruher Regierungspräsidentin Nicolette Kressl. Den Kasten, in dem Fritz umherwuselte, hielt Mannheims Umweltbürgermeisterin Felicitas Kubala in sicherer Hand. Beide haben im Mannheimer Bösfeld, mitten auf Ackergebiet, eine Informationstafel zum Thema „Feldhamster“ enthüllt.

In Mannheim leben mehr als 90 Prozent der baden-württembergischen Feldhamster. Das Artenschutzprojekt mit drei Auswilderungsgebieten trägt maßgeblich dazu bei. Archivfoto: dpa  Foto:
Mannheims Umweltbürgermeisterin Felicitas Kubala (links) und die Karlsruher Regierungspräsidentin Nicolette Kressl (mit Hamster) enthüllen eine der neuen Infotafeln. Foto: Gerold  Foto: Gerold

Nur wenige Tiere überleben den Umzug in die freie Natur

Das putzige Tier, das um die Jahrtausendwende viel Aufsehen erregte, als es den Bau der SAP-Arena im Bösfeld verzögerte, ist vom Aussterben bedroht. In den 1980er Jahren hingegen war es noch in ganz Deutschland verbreitet. Die Infotafeln – zwei weitere stehen in den Bereichen Mühlfeld und Straßenheimer Hof – mit Wissenswertem über den Feldhamster sollen nun Spaziergänger und Hundehalter auf die Nagetiere aufmerksam machen und vor allem verhindern, dass diese beispielsweise von Hunden gejagt werden. „Denn es ist alles andere als einfach, eine stabile Hamsterpopulation zu erhalten“, betonte Kubala. Selbst, wenn die Gebiete dafür speziell vorgesehen sind und dementsprechend bewirtschaftet werden. Und selbst, wenn immer mal wieder im Heidelberger Zoo gezüchtete Hamster ausgewildert werden. Erfahrungsgemäß überleben nur wenige Feldhamster ihren Umzug in die freie Natur.

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Von der aktuellen Hamsterlage berichtete Nicolette Kressl: „In Baden-Württemberg gibt es rund 400 Feldhamster. Mehr als 90 Prozent davon leben in Mannheim.“ Im Bösfeld zum Beispiel seien es aktuell etwa 100, präzisierte Daniel Raddatz, stellvertretender Referatsleiter Naturschutz und Landschaftspflege am Regierungspräsidium Karlsruhe, die Zahlen. Und während der Bestand im Bösfeld recht stabil sei, sehe es im Bereich Mühlfeld und Straßenheim noch anders aus.

Der Bau der SAP-Arena war damals ausschlaggebend für das Mannheimer Feldhamster-Artenschutzprojekt. In den drei genannten Projektgebieten fördert die Stadt gemeinsam mit dem Land eine feldhamsterfreundliche Bewirtschaftung. Dabei kommt den Landwirten, die dort ihre Ackerflächen haben, eine besondere Bedeutung zu. Sie bewirtschaften ihre Felder auf eine Weise, die den Hamstern ein Überleben sichern sollen. „Wir lassen Streifen mit Luzernen stehen, damit die Tiere Deckungsschutz haben, wenn die Felder abgeerntet sind“, nannte Landwirt Christian Leib ein Beispiel. Zudem würden die Landwirte bebaute Flächen kleiner halten und dafür verschiedene Fruchtarten wie Weizen und Wintergerste darauf anbauen, um dem Feldhamster die Möglichkeit zu geben, sich Nahrung für den Winter zu sammeln, so der 27-Jährige. Für diesen Mehraufwand erhalten die Landwirte einen finanziellen Ausgleich.

Geplant ist jetzt noch eine funktionierende Vernetzung der drei durch Straßen zerschnittenen Feldhamsterschutzgebiete. „Die läuft noch nicht so gut“, bestätigte Raddatz. Eine Vernetzung ist vor allem für die genetische Vielfalt wichtig, die ebenfalls einiges zum Überleben der Feldhamsterpopulation beiträgt. „Dafür stehen wir mit dem Straßenbau in Kontakt, um beispielsweise Kleintierdurchlässe zu bauen, damit die Tiere gefahrlos zwischen den Gebieten hin und her wechseln können“, erklärte Raddatz. Die Umsetzung soll in den nächsten Jahren erfolgen.

Auch Fritz wird voraussichtlich irgendwann ausgewildert. Gut im Futter steht er schon, er macht einen kräftigen Eindruck. Und vielleicht sind seine Überlebenschancen dank der Hinweisschilder tatsächlich etwas höher als die seiner Vorgänger, wenn zumindest die Menschen mehr Rücksicht auf ihn nehmen.