Ehemalige US-Kasernen in Schwetzingen sollen eines Tages Platz...

Es ist sowas von eindeutig. Die Schwetzinger Bürger, zumindest jene, die beim 2. Bürgerdialog zur Gestaltung der US-Konversionsflächen im Schwetzinger Norden dabei waren,...

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SCHWETZINGEN. Es ist sowas von eindeutig. Die Schwetzinger Bürger, zumindest jene, die beim 2. Bürgerdialog zur Gestaltung der US-Konversionsflächen im Schwetzinger Norden dabei waren, würden am liebsten in den Schallschutz-Erdwällen mit Terrassen und einem Blick auf das gesamte Konversionsareal wohnen. Da ist Stadtbaumeister Mathias Welle offenbar wieder einmal ein großer Wurf gelungen.

In der Veranstaltung wurde den Bürgern noch einmal die bislang vorliegenden Machbarkeitsuntersuchungen des Planungsbüros Albert Speer & Partner vorgestellt. Stefan Kornmann aus der Geschäftsleitung des Büros ist mit seinen Mitarbeitern zuständig für die Machbarkeit, Mathias Welle für die Visionen. „Die Zukunft kann man nicht voraussehen, aber man kann sie bauen“, sagt er in Abwandlung eines Zitats von Antoine de Saint-Exupery. „Ich bin sicher, dass wir eine gute Chance haben, das zu verwirklichen“, betont er. Der Gemeinderat wird sich noch in diesem Herbst mit einem Grundsatzbeschluss zur Bebauung der beiden ehemaligen US-Kasernen Kilbourne und Thompkins befassen.

Machbarkeitsuntersuchung noch nicht abgeschlossen

Was ist machbar, welche Rahmenbedingungen muss man beachten, welche Einschränkungen für das geplante „Wohnen im Grünen“ gibt es. Oberbürgermeister Dr. René Pöltl betonte in seiner Einführung in die dreistündige Veranstaltung im Palais Hirsch, dass die Machbarkeitsuntersuchung noch nicht ganz abgeschlossen sei und dass Beiträge der Bürger noch in die Planungen aufgenommen werden könnten. Machbar? Ja. Einfach? Nein, so seine Einschätzung.

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Denkmalschutz, Natur- und Artenschutz, Lärmbelastung und die Kombination von Freizeit, Arbeiten und Wohnen müssen unter einen Hut gebracht werden. Welle betonte, dass die Visualisierungen, die er mitgebracht hatte, nur Ideen und Vorschläge seien, allerdings nicht völlig aus der Luft gegriffen, sondern auf realen, existierenden Wohnbebauungen aufbauen.

Innerhalb des Gebietes existieren bedeutsame Naturflächen mit seltenen Arten. Die Fledermäuse neben dem Areal der Kilbourne Kaserne sind davon nur die bekannteste der Tier- und Pflanzenarten. Die Flächen sollen weitgehend erhalten und miteinander vernetzt werden. Außerdem kann man alle notwendigen Ausgleichsmaßnahmen auf dem rund sieben Hektar großen Gelände unterbringen.

Ein wichtiger Aspekt ist die Lärmbelastung des Gebietes durch zwei Bahnlinien im Osten und Westen, durch die B 535 im Süden und durch die mitten durch das künftige Wohngebiet laufende Landesstraße 597 in Richtung Mannheim. Die Landesstraße könnte zur innerstädtischen Gemeindestraße umfunktioniert werden mit einem großen Platz, einer sogenannten Shared-Space-Zone ähnlich wie am Schlossplatz, gestaltet werden. Der Lärmschutz zur Bundesstraße könnte mit einer vier Meter hohen Schallschutzwand gewährleistet werden, ohne den Hirschacker zusätzlich mit Schallreflexionen zu belasten. Und zu den Bahnlinien hin könnten bis zu zehn Meter hohe Naturwälle für die Einhaltung der Lärmvorschriften sorgen. Aber statt 4000 Lkw-Ladungen Erde dort abzukippen und wertvolles Bauland, das der Stadt und nicht der BIMA an dieser Stelle gehört, zu vernichten, möchte Welle dort lieber Terrassenwohnen, oder besser gesagt, „Wallwohnen“ im Schallschatten möglich machen. Die Terrassenwohnungen öffnen sich zum Innern des Wohngebietes, zur Bahn hin sind die Autos in Garagen, die im Erdwall untergebracht sind, abgestellt. 185 solcher Wohneinheiten könnte man in dem Schallschutzdamm unterbringen, wie Kornmann vorrechnet. Insgesamt ließen sich in der Variante, die den zutreffenden Namen „Ideal-Innovativ“ trägt, 611 Wohneinheiten unterbringen mit gut 1300 Einwohnern. Wenn die Idee, das Gebiet inklusive Wohnwall nach Norden um den vorhandenen Aussiedlerhof zu erweitern, umgesetzt würde, könnte das Areal einmal sogar 1560 Einwohner aufnehmen. Ein zusätzlicher Bade- und Freizeitsee könnte die Attraktivität des Wohngebiets noch einmal erhöhen. Und der Bauernhof könnte mit einem Hofladen die Nahversorgung der Bewohner sichern. Insgesamt soll das gesamte Wohngebiet maximal zweistöckig entwickelt werden. Höher wäre wegen des Lärmschutzes schwierig. Die Erschließung mit Wasser, Abwasser, Strom, Fernwärme, eventuell auch Gas ist machbar. „Ist alles schon dagewesen. Wir brauchen nur pfiffige Architekten, die 360 Grad rundum denken. Sogar eine Null-Abwasser-Stadt wäre denkbar“, so Welle.

Von Harald Berlinghof