Baby-Missbrauch: Ludwigshafener Paar vor Gericht

Am Landgericht Frankenthal begann am 30. April vor der 3. Strafkammer ein Prozess gegen zwei Angeklagte, eine 26-jährige Frau und ein 24-jähriger Mann, die in Ludwigshafen ihren gemeinsamen zum Tatzeitpunkt erst sieben Wochen alten Sohn auf verschiedene Art, auch sexuell, misshandelt haben und lebensgefährlich verletzt haben sollen.  Foto: Klaus Venus

Sieben Wochen war der kleine Mika alt, als er aufs Schwerste gequält, geschlagen und sexuell missbraucht wurde. Jetzt stehen seine Eltern vor Gericht.

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FRANKENTHAL. Sieben Wochen war er alt, der kleine Mika, als er aufs Schwerste gequält, geschlagen und sexuell missbraucht wurde. Vor dem Landgericht hat am Dienstag der Prozess gegen ein junges Paar aus Ludwigshafen begonnen, das seinen Sohn schwer misshandelt haben soll.

Der 26 Jahre alten Mutter, Nina R., und ihrem 24-jährigen Lebenspartner Ismali I. hat die Staatsanwältin Petra Zimmermann Misshandlung Schutzbefohlener vorgeworfen. Die Anklägerin führte aus, dass das Paar den Säugling mit einer „gefährlichen Waffe“ roh misshandelt hat, ihn sexuell missbraucht, gequält und in eine Lage gebracht hat, dass Todesgefahr bestanden hatte.

Entsetzte Stille im Saal

Nach all den Torturen, die in der Nacht zum 15. Oktober 2018 geschahen, wies das Kind Rippenbrüche, Unterblutungen des Auges, Hämatome, und eine Schädelfraktur auf. Im Darm klaffte ein Loch, durch das Kot ins Innere des kleinen Körpers gedrungen war - nur eine Notoperation hatte das Leben des Babys retten können. Nachdem das Paar den kleinen Mika nach der Folter-Nacht dann am Morgen zunächst zu einem Kinderarzt gebracht hatte, der angesichts der massiven Verletzungen die sofortige Einweisung in ein Krankenhaus verfügte. „Sie haben also den Jungen, obwohl sie am Morgen erkannt haben müssen, was sie getan haben, welche Schmerzen der Junge erlitt, bis zum Morgen in einer hilflosen Lage im Stich gelassen und seinen Tod in Kauf genommen“, so Zimmermann. Das habe sogar erfahrene Ermittler erschüttert, sagte ein Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft.

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Die junge Mutter und der Vater des Säuglings nahmen die Ausführungen der Staatsanwältin ohne sichtbare Regung hin, beide sind seit November 2018 in Untersuchungshaft und waren in Handschellen in den Sitzungssaal geführt worden. Entsetzte Stille herrschte im Saal, als die Staatsanwältin die Anklage verlas, die jedes grausame Detail offenbarte, jede Handlung darstellte, die die beiden an dem kleinen Buben begangen hatten - der heute in einer Pflegefamilie ist, dem es den Umständen entsprechend gut geht. Welche dauerhaften Folgen er durch die Hirnschädigung haben wird, ist noch nicht absehbar.

Bisher unklar, wer was gemacht hat

Der Verteidiger der Mutter des Kindes, Sven Zill, sprach von einem „menschlichen Drama“, dem er sich gegenübersehe. Es sei noch nicht geklärt, wer in der Nacht der Quälerei was getan habe, zu klären seien deshalb nun Fragen der Verantwortlichkeit. Bislang habe die Mutter des Säuglings auch bei der Polizei noch keine Angaben gemacht, zum nächsten Termin am 7. Mai hat der Verteidiger von Nina R. eine Erklärung seiner Mandantin angekündigt.

Bislang sind für das Verfahren unter Vorsitz von Richter Uwe Gau weitere vier Termine anberaumt, für die 16 Zeugen und zwei Sachverständige geladen sind.