Warum man nicht im Rhein schwimmen sollte

In ganz Deutschland sind Helfer der DLRG an Gewässern im Einsatz. Foto: DLRG

Ein 28-jähriger Familienvater ist vergangenes Wochenende im Rhein ertrunken. Die DLRG warnt eindringlich davor im Rhein zu schwimmen. Das sind die Gefahren und wie man sich...

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WIESBADEN / MAINZ. Wochenende und heiße Temperaturen: Da wollen sich viele Menschen im Wasser abkühlen. Doch wenn Schwimmbäder und Badeseen zu voll werden, entscheiden sich nicht wenige dafür, an verlassenen Stellen in den Rhein zu springen. Eine fatale Entscheidung, wie der tödliche Badeunfall eines 28-jährigen Darmstädters vom vergangenen Wochenende zeigt.

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In Hessen und Rheinland-Pfalz sterben jährlich Menschen bei Badeunfällen. Im Jahr 2021 sind 19 Menschen in Hessen ertrunken und sechs in Rheinland-Pfalz. Im Jahr 2020 waren es 23 Menschen in Hessen und 16 in Rheinland-Pfalz. „Durch die Corona-Pandemie waren einige Schwimmbäder geschlossen“, sagt Jens Hunsche, Vizepräsident beim Landesverband Hessen der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). „Dadurch sind viele an unbewachten Stellen in den Rhein baden gegangen. Tragischerweise sind auch immer wieder Kinder bei den Opfern dabei.“

Würde ein strengeres Gesetz Badeunfälle verhindern?

Derzeit gilt auf Bundeswasserstraßen wie dem Rhein zwar ein „allgemeines Badeverbot“ mit genauen Vorgaben, doch grundsätzlich ist es nur im Bereich von 100 Meter oberhalb bis 100 Meter unterhalb von Schifffahrtsanlagen, Hafeneinfahrten und Brücken verboten zu baden. An einzelnen ausgeschilderten Badestellen gibt es Badeaufsichten, die das Schwimmen überwachen. Ob ein schärferes Gesetz die Badeunfälle verhindern würde, sei laut der DLRG jedoch fraglich. „Der gesamte Rhein kann nicht rund um die Uhr komplett überwacht werden“, sagt Marco Vogt, Pressesprecher beim Landesverband Rheinland-Pfalz der DLRG. Und auch Jens Husche sagt: „Ein Verbot reizt vielleicht sogar noch mehr, dass man im Rhein schwimmen will. Es hilft vor allem Prävention.“

Die DLRG warnt jedoch grundsätzlich eindringlich davor, sich an unbewachten Badestelle am Rhein abzukühlen. „Der Rhein ist einer der verkehrsreichsten Wasserstraßen der Welt“, sagt Vogt. Durch vorbeifahrende Schiffe entstehe erst ein Sog und anschließend ein Wellenschlag, was für ungeübte Schwimmer und Kinder sehr gefährlich werden kann. „Wenn man im Rhein schwimmen möchte, sollte man das keinesfalls allein machen oder jemanden Bescheid geben, wo und wann man schwimmen gehen möchten“, sagt Hunsche.

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Strömungen sind unberechenbar

Der Schifffahrtsverkehr ist nicht die einzige Gefahrenquelle: Durch die Steinaufschüttungen im Fluss entstehen starke Strömungen und Strudel, die selbst sehr erfahrene Schwimmer in Schwierigkeiten bringen können. „In natürlichen Gewässern gibt es keinen Beckenrand oder Schilder, die angeben, wie tief das Wasser ist, an denen man sich orientieren kann“, sagt Vogt. „Die Strömungsverhältnisse sind unberechenbar. Gegen das Wasser verliert letztendlich jeder.“

Wer sich sicher von den hohen Temperaturen abkühlen möchte, sollte in das Freibad oder zu Badeseen mit Aufsicht fahren. Doch auch bei bewachten Gewässern sollte man vorsichtig sein. Vogt warnt davor, mit einem aufgeheizten Körper in das Wasser zu gehen. Durch das Temperaturgefälle könne man Kreislaufprobleme bekommen. „Einige konsumieren auch vor dem Schwimmen Alkohol“, sagt er. „Davor raten wir zwingend ab.“ Auch sollte man nicht in das Wasser springen, da man sich in der Wassertiefe täuschen und sich tödlich verletzen kann. Eine weitere Gefahrenquelle seien Luftmatratzen und ähnliche Schwimmhilfen. Dadurch könne man leicht abtreiben und sich schnell vom Ufer entfernen. „Beachtet man die allgemeinen Baderegeln, überschätzt sich nicht und ist rücksichtsvoll, kann man in bewachten Gewässern aber wunderbar schwimmen“, sagt Vogt.