Vor knapp vier Wochen hat die dreijährige Aaliyah die Diagnose Blutkrebs erhalten. Nun sucht die Familie dringend Stammzellenspender und ruft zur Registrierung bei der DKMS auf.
RÜSSELSHEIM. Noch keinen Monat ist es her, dass die Rüsselsheimerin Emmely Khabbazeh-Tej die Diagnose erhalten hat, die das Leben ihrer Familie verändern sollte. Zuerst waren es nur blaue Flecken, die Tochter Aaliyah an den Beinen hatte – für eine lebensfrohe und aktive Dreijährige kaum ungewöhnlich. Als diese nicht verschwanden und rote Pünktchen auf der Haut dazukamen, kontaktierte Emmely Khabbazeh-Tej den Kinderarzt und wurde direkt in die Uniklinik Mainz überwiesen.
„Es hieß, da stimmt was nicht mit den Blutwerten, aber man macht sich ja keine Gedanken, wir dachten, vielleicht ist es Vitaminmangel“, erinnert sie sich. Nach zehn Tagen stationärer Untersuchungen stellt sich heraus: Aaliyah hat Blutkrebs.
Ein absoluter Schock sei das für die ganze Familie gewesen. „Am Anfang konnten wir es kaum realisieren“, sagt Emmely Khabbazeh-Tej. Die junge Mutter hat sich, Aaliyah und deren knapp ein Jahr ältere Schwester Leyna-Mona völlig isoliert – kein Kindergarten, keine Freunde treffen, auch die Familie darf nicht zu Besuch kommen, weil Aaliyah vor Infektionen geschützt werden muss. „Die Kinder tragen permanent Maske, auch wenn wir spazieren gehen“, so Emmely Khabbazeh-Tej. Deshalb kann sie auch nur am Telefon berichten. Gerade, sagt sie, warte sie mit Aaliyah auf dem Spielplatz vor der Uni-Klinik in Main auf eine der regelmäßigen Transfusion, die die Dreijährige braucht, um zu überleben.
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Mehrmals wöchentlich muss Aaliyah untersucht werden und bekommt Bluttransfusionen. „Wenn wir ankommen, wird erst einmal ein Blutbild gemacht. Anhand dessen werden die Werte festgestellt, entsprechend das Kreuzblut abgenommen und im Labor die Transfusion für Aaliyah vorbereitet“, erläutert Emmely Khabbazeh-Tej. Der Prozess dauert mehrere Stunden – zwei bis drei Mal pro Woche.
Aaliyah zu erklären, warum sie derzeit so oft ins Krankenhaus muss, sei schwierig gewesen. „Am Anfang hat sie sich auch geweigert, weil sie wusste, dass sie gepikst wird. Niemand durfte sie anfassen“, so die Mutter. Die Ärzte empfahlen, einen Hickman-Katheter zu implantieren, der dauerhaft den Zugang zur oberen Hohlvene ermöglicht. „Langsam verliert sie die Angst“, sagt Emmely Khabbazeh-Tej.
Nicht in der Lage, mit jemanden darüber zu reden
Sie und ihr Mann versuchen, behutsam und hoffnungsvoll die Kinder für die Extremsituation zu sensibilisieren. „Wir haben erklärt, dass wir dieses Jahr nicht in den Urlaub fahren können, weil es Aaliyah nicht so gut geht – sondern erst, wenn der Katheter weg ist.“
Emmely Khabbazeh-Tej spricht ruhig über die Situation, die schlimmer für die Familie kaum sein könnte. Vor ein paar Wochen sei sie nicht in der Lage gewesen, überhaupt mit jemandem darüber zu reden. „Aber ich muss stark sein, für die Kinder“, sagt sie. Mitleid sei zwar oft die erste Reaktion, aber ziehe nur runter, sagt Khabbazeh-Tej. Sie rät anderen Angehörigen und Freunden von Betroffenen: „Es hilft, einfach Kraft zu geben, dass man die Situation zusammen meistert.“ Neulich hätten ihre Freundinnen einen großen Obstkorb, Spiel- und Malsachen vor der Wohnung abgegeben. „Das war eine große Aufmunterung – zu wissen, dass jemand sich kümmert und da ist, mit dem ich reden kann, wenn es mir nicht gut geht.“
Hoffen auf den richtigen Stammzellenspender
Jetzt hoffen die Khabbazeh-Tejs auf den richtigen Stammzellenspender, der Aaliyahs Leben langfristig retten kann. „Wir sind zwingend auf eine Spende angewiesen. Wenn Aaliyah die Spende nicht bekommt, ist das lebensbedrohlich“, sagt Emmely Khabbazeh-Tej. Gemeinsam mit der DKMS ruft die Familie nun zur Stammzellenspender-Registrierung auf.
„Je mehr Menschen sich registrieren lassen, desto größer sind die Überlebenschancen für Aaliyah und andere Patienten weltweit“, sagt Emmely Khabbazeh-Tej. Sie wünscht sich, dass Aaliyah dann bald wie geplant mit Schwester Leyna-Mona in den Kindergarten gehen und den Urlaub mit der Familie nächstes Jahr nachholen kann.