So basteln Spielzeughersteller an ihrer Nachhaltigkeit

Barbie-Puppen gehören zu den beliebtesten Spielzeugen.
© picture alliance/dpa

Ein Großteil unserer Spielwaren besteht aus Plastik. Rohstoffe wie Holz sind aber besser für die Umwelt. Wie man den ökologischen Fußabdruck im Kinderzimmer verkleinern kann.

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Rhein-Main. Die Spielzeug-Puppe Barbie ist zurzeit in aller Munde. Dafür ist der Kinostart des Films „Barbie“ mit Margot Robbie und Ryan Gosling verantwortlich. Auch bei Kindern erfreut sich die Puppe weiterhin großer Beliebtheit. Doch wie nachhaltig ist das Spielzeug, das aus Plastik hergestellt wird? Und wie sieht es mit Playmobil und Lego aus, die fast in jedem Kinderzimmer zu finden sind?

Laut einer Erhebung von Statista gaben Deutsche im Jahr 2022 rund 5,2 Milliarden Euro für Spielzeug und Spiele aus. Für das aktuelle Jahr prognostiziert Statista einen Konsum in Höhe von 5,55 Milliaden Euro. Bis 2027 soll sich der Konsum auf 6,27 Milliarden Euro erhöhen. Kurzlebige Trends und viel, viel Plastik – bei der Nachhaltigkeit gehört die wachsende Spielzeugbranche nicht zu den Vorreitern, hat aber immense Auswirkungen auf die Umwelt. Denn Kunststoffe aus Erdöl und Erdgas haben keine gute Ökobilanz.

Nachhaltigkeitsgedanke ist in Spielwaren-Branche angekommen

Auf der Nürnberger Spielwarenmesse im Jahr 2021 sagte der damalige Messe-Chef Ernst Kick, Nachhaltigkeit sei ein Gesellschaftsthema: „Keine Industriegruppe kann sich dagegen wehren, in die Nachhaltigkeit zu investieren.“ Marktforscher Alex Dammler bestätigt, dass sich die Branche mit dem Thema beschäftigt. Ein Großteil der Spielsachen sei aus Plastik gefertigt, das sich nicht so einfach durch Holz oder andere nachwachsende Rohstoffe ersetzen lasse. „Das Plastik ist nicht von heute auf morgen wegzudenken“, sagt Dammler. Auch was die Verpackung von Spielwaren angeht, suchen Unternehmen nach neuen Lösungen.

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Laut einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov aus dem Jahr 2021 im Auftrag des Deutschen Verbands der Spielwarenindustrie (DSVI) waren beim Kauf vor allem Preis, Unterhaltungswert und Qualität eines Spielzeugs entscheidend. Nur 14 Prozent der Befragten war demnach die Nachhaltigkeit von Material und Verpackung wichtig.

Lego will Bausteine aus PET-Flaschen auf den Markt bringen

Doch mittlerweile kommt laut dem Bundesverband der Spielwarenhändler bei Kunden Spielzeug aus Holz, Bambus oder recyclebaren Materialien gut an. Der Spielzeughersteller Lego will bis 2030 alle Bausteine aus nachhaltigen Materialien herstellen. Schon jetzt gibt es Blätter, Büsche und andere weichere Teile, die aus Zuckerrohr hergestellt wurden. Auch hat der dänische Konzern einen Stein aus einer recycelten PET-Flasche entwickelt. Der Prototyp werde derzeit getestet.

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Auch Barbie-Hersteller Mattel ist auf den Nachhaltigkeit-Trend aufgesprungen. Bereits im Jahr 2020 kündigte das amerikanische Unternehmen an, bis 2030 nur Spielzeug und Verpackungen aus recycelten, wiederverwertbaren oder biobasierten Kunststoffen zu produzieren. 2021 brachte Mattel eine Barbie-Puppe aus 90 Prozent recycltem „Ocean-Bound-Plastik“ auf den Markt. „Ocean-Bound-Plastik“ besteht laut Mattel aus Material, das in einem Umkreis von 50 Kilometern von Wasserstraßen in Gebieten ohne offizielle Müllabfuhr gewonnen wird. Sprich, Plastik, das sonst später im Ozean gelandet wäre.

Den Spielzeugbedarf könnte man gut durch Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen decken.

HK
Harald Käb Chemiker

Playmobil hat ebenfalls eine nachhaltige Produktreihe auf den Markt gebracht. Die Wiltopia-Spielsets bestehen im Schnitt zu über 80 Prozent aus recyceltem und biobasiertem Kunststoff. Im Herbst 2023 sollen zwei weitere Produktlinien folgen, ein Bio-Bauernhof und die Pferdewelt „Horses of Waterfall“.

„Den Spielzeugbedarf könnte man gut durch Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen decken“, sagt der Chemiker Harald Käb, der die Industrie bei der Umstellung auf erneuerbare Ressourcen und Kreislaufwirtschaft berät. „Da ist viel in Bewegung gekommen. Aber das sind natürlich Prozesse, die nicht von heute auf morgen gehen.“

Ersatzteile ersparen in vielen Fällen einen Neukauf

Der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) sieht den Einsatz von Bio-Kunststoffen als Plastikersatz jedoch kritisch, weil diese mit Nahrungsmitteln um Anbauflächen konkurrieren könnten. „Außerdem kann man diese zurzeit weder über die gelbe Tonne noch über die Bio-Tonne entsorgen“, sagt Rolf Buschmann vom BUND.

„Wichtiger ist es, den Verbrauch zu reduzieren. Spielzeug ist vor allem nachhaltig, wenn es nachhaltig gut ist“, sagt Buschmann. Bedeutet: Gut für die Umwelt ist Spielzeug, was viele Jahre hält und weitervererbt werden kann. Nachhaltig ist es auch, kaputtes Spielzeug zu reparieren. Bei großen Herstellern wie Lego, Playmobil, Brio und Haba können Ersatzteile bestellt werden.

Immer mehr Menschen kaufen Second-Hand-Ware

Der Umsatz mit Gebrauchtwaren werde im Jahr 2023 voraussichtlich um acht Prozent wachsen, prognostiziert der Handelsverband Deutschland (HDE). Der häufigste Grund sei, dass diese günstiger seien als neue Produkte. An zweiter Stelle stehen für die Befragten jedoch die positiven Auswirkungen auf die Umwelt und die Nachhaltigkeit als Motivation. Fast jeder zweite Deutsche hat bereits gebrauchte Spielwaren oder Spiele gekauft. Studien zeigen, dass sich der ökologische Fußabdruck von Produkten mit der Lebensdauer des Produktes verringert, etwa wenn ausrangiertes Plastik-Spielzeug gespendet oder verkauft wird.