Riesen-Wels im Rhein: Sensation oder nur Angeberei?

Stolz und gleichzeitig noch ungläubig über seinen außergewöhnlichen Fang: Nico Magdic hat einen 2,62 Meter langen Wels gefangen.

Der Fang des 2,60 Meter langen Wels im Rhein hat viele Menschen bewegt und Fragen aufgeworfen. Ein Experte erklärt, wie oft solche Fische ins Netz gehen und ob sie gefährlich sind.

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Bad Kreuznach. Die Aufregung um den Riesen-Wels aus dem Rhein reißt nicht ab. Die Berichterstattung über den Fang des 2,62 Meter langen Fisches hatte vor allem in den Sozialen Medien zu gemischten und teils sehr emotionalen Reaktionen geführt. Einige Nutzer warfen dem Bad Kreuznacher Angler Nico Magdic Tierquälerei vor, obwohl für den Fang von Welsen keine Einschränkungen gelten. Auf Nachfrage hatten die zuständigen Behörden in Hessen und Rheinland-Pfalz erklärt, dass gefangene Welse nicht wieder freigelassen werden dürfen.

Nun hat auch sich auch der Landesfischereiverband Rheinland-Pfalz (LFV) zu dem Thema geäußert. „Welse sind Raubfische“, sagt der für das Referat Fischen zuständige Sprecher Friedel Schütz. Er betont die für den Fang von Welsen gesetzlich vorgeschriebene „Anlande- und Verwertungspflicht“. Als potenzielle Beute der Tiere gelten laut Schütz nicht nur andere Fische, sondern auch Lebewesen an Land, etwa Geflügel, Katzen und Hunde. „Da viele Fischarten räuberisch leben und auch sehr groß werden, können mitunter Wasservögel und kleinere Säuger zur Beute werden“, hatte die für Fischerei im südlichen Rheinland-Pfalz zuständige Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd (SGD) mitgeteilt.

Mögliche Gefahr für Menschen

Selbst für Menschen könnten Welse gefährlich werden, sagt LFV-Sprecher Schütz. In Deutschland sei ihm aber kein Fall bekannt. Die Übertragung von Krankheiten und Vergiftungen durch Fische sind laut SGD ausgeschlossen, da die Tiere ein unterschiedliches Stoffwechselsystem zum Menschen hätten. Um kleinere und seltene Fischarten zu schützen, seien Welse „dem Gewässer zu entnehmen und für den Eigenverbrauch zu verwerten“.

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Landet hingegen ein geschützter Fisch (etwa während der gesetzlich vorgeschriebenen Schonzeit) im Netz oder an der Angel, ist dieser „schonend vom Haken zu lösen und unverzüglich waidgerecht zurückzusetzen“, erklärt Friedel Schütz. Für den Fang von Welsen gibt es weder in Hessen noch in Rheinland-Pfalz besondere Vorschriften. Unabhängig von deren Größe bestehe für das Aussetzen eines gefangenen Welses „kein vernünftiger Grund“, hatte das Regierungspräsidium Darmstadt erklärt. Die Tiere seien unmittelbar nach dem Fang zu betäuben und zu töten.

Riesen-Wels im Rhein nicht außergewöhnlich

Der 2,62 Meter lange und fast 100 Kilo schwere Wels im Rhein war laut Landesfischereiverband kein außergewöhnlicher Fall. „Fänge von Fischen der Größe um 2,50 Meter sind im Rhein jedes Jahr zu vermelden“, sagt Schütz. Angler Nico Magdic hatte den minutenlangen Kampf mit dem riesigen Tier gefilmt und das Video anschließend ins Netz gestellt.

Der 35-jährige Bad Kreuznacher spekulierte um einen möglichen „Wels-Rekord” . Darum handelt es sich aber wohl eher nicht. Das Vorkommen von Fischen mit mehr als zwei Metern Länge stuft LFV-Fachmann Schütz als „recht häufig“ ein. Meist würden diese aber nicht so öffentlich präsentiert. Bisher wurde das Video fast 80.000-mal angesehen. Angler aus dem ganzen Land beglückwünschen Magdic in den Kommentaren, aber es gibt auch viel Kritik an der von manchen als martialisch empfundenen Darstellung. Was mit dem Fisch passiert ist, den Magdic gefangen hat, ist nicht bekannt.

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Laut dem Landesfischereiverband können mitteleuropäische Welse bis zu drei Meter lang und 200 Kilo schwer werden. „Bis vor ein paar Jahren hatte man noch von bis zu 2,5 Metern und 150 Kilo gesprochen“, sagt Schütz. Noch sei, was die Größe der Tiere in unseren Gewässern angeht, „nicht das Ende zu sehen“.