Prominente servieren Weihnachtsessen für 600 Obdachlose

Gute Stimmung: Schauspielerin Uschi Glas serviert Gänsebraten. Bereits zum siebten Mal fand im Ratskeller des Römers ein Weihnachtsgans-Essen für Obdachlose statt. Foto: Rita Fackel/rscp-photo.eu
FRANKFURT - Als alles noch ruhig war, standen sie kurz in Habachtstellung, die mehr als 30 Prominenten, die der frühere Musikmanager und Präsident des FSV Frankfurt, Bernd Reisig, für sein mittlerweile schon traditionelles Weihnachtsessen für Obdachlose hatte gewinnen können. Ein Erinnerungsfoto auf der Treppe, die in den Frankfurter Römerhallen vom Gastraum zur Küche führte. Dann war es fast schon so weit, die Türen zu öffnen und die erste von zwei Schichten mit insgesamt mehr als 600 Bedürftigen an die festlich gedeckten Tische zu laden.
Moderatorin Sonya Kraus, eine der schon routinierteren Kurzzeit-Bedienungen aus dem Kreis der Vertreter von Politik, Wirtschaft, Medien und Sport, konnte es kaum mehr erwarten, die Teller mit den Gänsekeulen, Klößen und Rotkraut aufzutragen. „Das ist hier eine tolle Sache“, erklärte das selbst ernannte „Frankfurter Mädche“. Nicht nur, weil durch das Engagement so vieler Helfer und Spender Gutes getan werde. „Das hier ist auch etwas, das mich selbst glücklich macht, eine kleine Droge.“ Mittlerweile lädt Reisig mit seiner Stiftung „helfen helfen“ bis zu dreimal im Jahr zu solchen Events ein: außer im Advent auch zu Ostern sowie im vergangenen Jahr am Grüne-Soße-Tag. Wiederholungen oder sogar ein Ausbau der Goodwill-Geschichten sind geplant. „Mit zwei Herzen“ sehe er die gute Resonanz darauf. Einerseits mit Wohlgefallen, in welcher schönen Atmosphäre die im Alltag oft sehr weit voneinander getrennten Personengruppen miteinander umgehen und wie dankbar die bewirteten Gäste für die Einladung sind. Doch es werden immer mehr, in diesem Jahr etwa 50, die durch die diversen karitativen Einrichtungen in das Unterhaus des Römer gelockt werden. Das zeige, so Reisig, dass der Bedarf steige, es immer mehr Menschen schlechter gehe.
Der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann rief deshalb in seiner Begrüßungsansprache dazu auf, die Gemeinschaft, die an diesem Abend zu spüren war, auch im nächsten Jahr aufrechtzuerhalten. „Frankfurt ist keine kalte Stadt“, wie viele meinten. Stattdessen herrsche Mut und Zusammenhalt.
Uschi Glas wirbt für eigenes Projekt
Davon konnte sich erstmals auch Uschi Glas überzeugen. Die Schauspielerin sah ihren Auftritt als Kellnerin als kleines Dankeschön dafür, dass Reisig ihr derzeit dabei hilft, ihre eigene Initiative brotZeit auch in Frankfurt zu verankern. Kinder aus Brennpunktschulen bekommen durch diese jeden Tag von Senioren ein Frühstück serviert. „Wir haben damit vor zehn Jahren in München angefangen“, erzählte Glas. Mittlerweile bekämen täglich 10 000 Kinder von 1400 Ehrenamtlichen reichhaltige Kost serviert. „Wir schlagen damit zwei Fliegen mit einer Klappe“, so die Akteurin. Denn diejenigen, die in Rente seien und kaum wüssten, was sie mit ihrer Zeit anfangen sollten, würden davon ebenfalls profitieren.
„Wirklich helfen“ war auch die Motivation des Nikolauses, der beim Weihnachtsessen seine Premiere feierte. An seinem Namens- und Feiertag, auf den dieses erstmals fiel, habe der heilige Geschenkebringer nicht fehlen dürfen, verriet der Unternehmensberater Daniel Schmid, der sich hinter dem weißen Rauschebart und unter der roten Kapuze verbarg. Darin sei er sich mit Reisig einig gewesen. Deswegen startete er einen Aufruf in den sozialen Medien und hatte nach drei Tagen 900 Euro zusammen, von denen er dann vier Wagenladungen Schokoladennikoläuse zusammenkaufte.
Reisig zeigte sich begeistert von solchem Engagement. Er selbst verfolgt ebenfalls noch weitere Pläne, darunter eine Initiative, die Studenten und Obdachlose zusammenbringt. Beide hätten ähnliche Probleme, verursacht durch die Wohnungsnot und explodierende Mietpreise im Großraum Frankfurt.