Das Brentanohaus aus den 70er-Jahren soll modernisiert werden. Bewohner fürchten, dass sie dann nicht bleiben können, weil die Mieten steigen. Foto: Frank Heinen / rscp
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FRANKFURT - Frankfurt. Im Brentanohochhaus im Frankfurter Stadtteil Rödelheim gibt es Ärger. Mieterhöhungen sind angekündigt, Bewohner haben Angst vor Verdrängung. Sie machen dafür die gemeinnützige Schader-Stiftung verantwortlich, der das Haus in der Thudichumstraße seit 1993 gehört.
"Schon zum 1. April 2018 sollen die Mieten um 15 Prozent steigen", sagt Beate Steinbach, die in dem 15-stöckigen Haus lebt. Begründung: Anpassung an den Mietspiegel bei einem Teil der Mieter. Seit Herbst 2017 wird die Warmwasserversorgung in dem Gebäude aus den 70er Jahren saniert, die Hausverwaltung hat weitere "Modernisierungsmaßnahmen im und am Gebäude" avisiert. Dafür sollen die Mieter ab 1. Oktober 2019 eine Modernisierungsumlage von 2,50 Euro pro Quadratmeter zahlen, eine weitere Erhöhung 2020 sei noch nicht beziffert, sagen Steinbach und andere Bewohner.
Viele Bewohner werden Miete nicht zahlen können
Wenn das so komme, könnten viele Bewohner die Miete nicht mehr zahlen: "Wir werden dann alle nicht mehr hier wohnen können." Würden die Mieter des Brentanohauses verdrängt, habe das wegen der vielen Betroffenen eine "Signalwirkung für den gesamten Stadtteil", befürchtet Anna S., die ihren kompletten Namen nicht in der Zeitung lesen will. Gut 150 Wohnungen gibt es.
SCHADER-STIFTUNG
Die 1988 gegründete Schader-Stiftung ist eine gemeinnützige Stiftung mit Sitz in Darmstadt. Ihr Zweck ist die Förderung der Gesellschaftswissenschaften, sie will Wissenschaft und Praxis zusammenbringen. Zu ihren Themenfeldern gehören "Gemeinwohl und Verantwortung" sowie "Stadtentwicklung und Wohnen". Die Stiftung veranstaltet Symposien und Werkstattgespräche, einmal im Jahr verleiht sie den Schader-Preis. Informationen: www. schader-stiftung.de
Stadtforscher Sebastian Schipper von der Frankfurter Goethe-Universität, der sich mit Gentrifizierung in Frankfurt beschäftigt, teilt diese Einschätzung. Die Verdrängung von Mietern, die sich hohe Mieten nicht leisten könnten, habe inzwischen auch Stadtteile wie Rödelheim erreicht. Er nennt Beispiele: In der Straße Am Alten See seien die Bewohner aus einem Haus vertrieben worden, es solle hochwertig saniert werden. Auf einem Areal in der Nähe "haben alle Gewerbetreibenden die Kündigung erhalten, dort sollen teure Eigentumswohnungen gebaut werden".
Die Pläne im Brentanohaus passten ins Bild. Mit sieben bis zehn Euro pro Quadratmeter seien die Mieten dort "schon relativ hoch", sagt Schipper: "Die Schader-Stiftung versucht, das Maximale herauszuholen." Conny Petzold, die selbst im Haus wohnt und beim Verein "Mieter helfen Mietern" aktiv ist, sagt: Die Mieten vieler Bewohner, die sich an den Verein gewandt hätten, lägen genau in der Höhe des Mietspiegels oder nur geringfügig darunter, andere zahlten schon jetzt mehr. Bewohner des Hauses sind darüber empört, dass die gemeinnützige Schader-Stiftung, deren Sitz Darmstadt ist, sich wie ein privater Investor verhalte und das Haus wie eine Kapitalanlage behandle. Jahrzehnte sei nichts investiert worden. Die jetzt angekündigten Modernisierungen seien in Wirklichkeit Instandhaltungen. Es sei nicht Sache der Mieter, das zu bezahlen. Zornig sind Beate Steinbach und ihre Mitstreiter auch darüber, dass die Stiftung nicht mit ihnen rede, sondern an die Hausverwaltung verweise. Auch Fragen dieser Zeitung leitet die Schader-Stiftung an die Hausverwaltung weiter. Die räumt ein, zu Beginn der Bauarbeiten im Herbst sei die Kommunikation mit den Mietern "in der Tat" unzureichend gewesen, man habe sich dafür entschuldigt. Es ging um Lärm, unangemeldete Handwerkerbesuche und auch um einen Asbestfund im Verlauf der Arbeiten. Zwei Mieterhöhungen bestätigt die Verwaltung. Die Stiftung müsse aus ihrem Vermögen "angemessene Erträge erzielen, um ihre Stiftungsarbeit durchzuführen" und dürfe Mietparteien "nicht durch vergünstigte Mieten bevorzugen". Sie habe aber Interesse daran, den Mietern "Perspektiven für das weitere Wohnen im Brentanohaus zu bieten".
Offener Brief von 90 Mietparteien unterschrieben
Bisher haben laut Petzold rund 90 der 150 Mietparteien einen Offenen Brief unterschrieben, den sie an die Schader-Stiftung übergeben wollen. In prominenter Begleitung: Der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) hat angekündigt, mit nach Darmstadt zu fahren.