Keine Perspektive für Biotech-Start-Ups in Mainz?

Biotechnologie ist eine Zukunftsbranche. Der Ausbau des Biotechnologiestandorts ist nicht ohne Grund ein Kernanliegen der rheinland-pfälzischen Landesregierung. Archivfoto: dpa
© Archivfoto: dpa

Die rheinland-pfälzische Regierung schwärmt von den Chancen des Biotechnologie-Standortes. Vorzeige-Gründer müssen sich jedoch nach anderen Standorten umsehen. Zwei Beispiele.

Anzeige

MAINZ. Der atemberaubende Erfolg von Biontech lässt die Fantasie blühen: Die rheinland-pfälzische Landesregierung und die Stadtspitze sehen Mainz schon als „Biotechnologiestandort mit internationaler Strahlkraft“. Tatsächlich ist hier die Umsetzung von Forschungsergebnissen in unternehmerische Erfolge auch jenseits des bisher alles überstrahlenden Leuchtturms Biontech keine Zukunftsmusik. Im Umfeld von Mainzer Universität und Mainzer Universitätsmedizin gibt es bereits mehr als ein halbes Dutzend Start-Ups, die das Zeug dazu haben, mit den von ihnen entwickelten biotechnologischen Verfahren medizinische Therapien und auch den Pflanzenschutz zu revolutionieren.

Das Problem: Die seit zwei Jahren propagierten Visionen der Landes- und Stadtpolitik beziehen sich auf die mittlere bis ferne Zukunft. Wertvolle Zeit ist schon verloren gegangen. Wir stellen unter den folgenden Links zwei Gründer vor, die ihre Unternehmen gerne in Mainz zum Erfolg bringen würden. In der Landeshauptstadt stehen ihnen aber in absehbarer Zeit keine Laborkapazitäten zur Verfügung, die sie dringend für ihre Expansion brauchen. So könnten sie bald gezwungen sein, mit ihren bahnbrechenden Entwicklungen Mainz den Rücken zu kehren. Das wäre eine schwere Hypothek für die hochtrabenden Pläne der Landesregierung.

Anzeige

Start-Ups schließen Abwanderung nicht aus

Fallbeispiel Nr. 1: Prof. Andrea Tüttenberg (50) und ihr Unternehmen ActiTrexx gelten als Vorzeige-Start-Up der Mainzer Universitätsmedizin. Ihre revolutionären biotechnologischen Therapien könnte die Abstoßreaktionen von Leukämiepatienten gegen die Stammzellen-Therapie vergessen machen. Die klinischen Studien stehen unmittelbar bevor. „Wir brauchen aber jetzt schon eine Lösung für unsere Expansion in zwei Jahren“, sagt Tüttenberg - aber weder Stadt noch Land können ihr diese Perspektive aufzeigen.

Prof. Andrea Tüttenberg in einem der Labore, die sie an der Mainzer Unimedizin im Moment noch mitnutzen kann.  Foto: Lukas Görlach
Prof. Andrea Tüttenberg in einem der Labore, die sie an der Mainzer Unimedizin im Moment noch mitnutzen kann. Foto: Lukas Görlach
© Lukas Görlach

Fallbeispiel Nr. 2: Prof. Frederik Wurm vom Max-Planck-Institut für Polymerforschung und sein Start-Up LigniLabs schicken sich an, mit ihrem biotechnologischen Verfahren den Pflanzenschutz zu revolutionieren. Mit ihrem ersten Produkt können Sie Rebstöcke von der Pilzkrankheit Esca befreien, gegen die bisher kein herkömmliches Fungizid wirkt. Die Forscher haben dafür eine Plattformtechnologie entwickelt. Sie sind deshalb mehr als zuversichtlich, mit ihrer Technik auch Pilzkrankheiten anderer Gehölze kostengünstig und umweltschonend behandeln zu können. Auch hier sagt Frederik Wurm: „Wenn Mainz nicht schnell genug ist, müssen wir unsere Zelte woanders aufschlagen“. Konkrete Standorte hat er bereits im Auge.

Noch forscht Frederik Wurm im Labor eines Max-Planck-Instituts. Sein Start-up braucht aber eine Perspektive. Foto: LigniLabs
Noch forscht Frederik Wurm im Labor eines Max-Planck-Instituts. Sein Start-up braucht aber eine Perspektive. Foto: LigniLabs
© LigniLabs
Anzeige