„Karl, der Spätlesereiter“ ziert jetzt Ampel in Walluf

Ab sofort weist „Karl, der Spätlesereiter“ an den Wallufer Fußgängerampeln den Weg über die Straße. Autor Patrick Kunkel und Künstler Michael Apitz (von links) präsentieren das neue Motiv mit dem Wallufer Bürgermeister Nikolaos Stavridis.          Foto: DigiAtel/Heibel

Vor 35 Jahren hat die Comicfigur in der Wallufer Hauptstraße das Licht der Welt erblickt. Ab sofort weist sie dort als Ampelmotiv den Weg. Eine erste Version war abgelehnt worden.

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WIESBADEN. Wer in Walluf künftig die Hauptstraße überqueren möchte, begegnet dort einem Comic-Helden, der seinerzeit als deutscher Asterix gefeiert wurde. Mit Traube in der Hand und der typischen Tollenfrisur leuchtet „Karl, der Spätlesereiter“ Fußgängern ab sofort den Weg über die Straße.

Die zwei Ampelanlagen der Kommune stehen dabei beide nur wenige Meter von dem Haus entfernt, in dem die Figur vor knapp 35 Jahren zeichnerisch das Licht der Welt erblickte. Damit folgt Walluf dem Beispiel anderer deutscher Städte und Kommunen. So gibt es in Mainz die „Mainzelmännchen“, in Friedberg die Elvis-Presley-Ampeln und in Neustadt an der Weinstraße, wo alljährlich die Weinkönigin gekürt wird, wird man von einer kleinen Weinkönigin über die Straße geleitet. Es war diese Figur mit Cocktailkleid, Krönchen und Traube, die die Wallufer auf Initiative der Bloggerin „Rheingauprinzessin“, Tanja Werle, als Vorbild für ihr eigenes individualisiertes Ampelmännchen nahmen.

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Version mit Hund ging nicht durch

Für Bürgermeister Nikolaos Stavridis (parteilos) war schnell klar, dass nur Karl infrage kommt, das traditionelle Ampelmännchen zu ersetzen. Eine Idee, die bei dem Ur-Wallufer Künstler Michael Apitz auf offene Ohren stieß. „Er hat sich gefreut wie ein Honigkuchenpferd“, erzählt Stavridis. Mehrere 100 Mal habe er als Kind die Ampel an der Bushaltestelle „Kirchgasse“ überquert, um einen Schulfreund zu besuchen, erzählt Apitz. Den Zebrastreifen etwas weiter nördlich am Johannisbrunnen, wo heute die zweite Ampelanlage zu finden ist, wiederum habe er auf seinem Schulweg genutzt. „Dass hier nun an beiden Ampeln meiner Heimatgemeinde mein Karl den Weg weist, ist wirklich einzigartig.“

Kurz darauf gab es eine erste gezeichnete Version: Karl mit seinem treuen Begleiter, dem edlen Rassehund „Grandpatte“ (französisch „große Pfote“) an der Seite, mit Lachmund, Auge und Stechschritt. Doch offenbar darf sich ein neues Ampelmännchen in Deutschland nicht allzu sehr vom Original unterscheiden. In dieser Version sehe es nicht eindeutig genug nach Gehen oder Stehen aus, lautete die Antwort der Straßenverkehrsbehörde. Der Hund müsse weg. Und auch das Lachgesicht, wie Apitz mit der Zeit erkennen sollte. Letztlich dauerte es neun Monate und etwa drei Karl-Versionen von der Idee bis zur fertigen Motivampel. Mit der Genehmigung in der Hand ging alles ganz schnell. Technisch müsse man nämlich nur eine Schablone bestellen und an der Ampel anbringen, erklärt Stavridis.

Bald T-Shirts mit Karl-Motiv?

„Viel mehr Reduzierung ging nicht mehr“, sagt Apitz lachend. Doch der neue Karl ist dank der Tolle deutlich als Karl erkennbar. Auch eine Erklärungstafel soll demnächst noch angebracht werden. Als Nächstes hat Apitz ein T-Shirt mit dem neuen Wallufer Ampel-Karl geplant – getreu dem Berliner Vorbild mit einem grünen Karl auf der Vorderseite und einem roten auf der Rückseite. Sein Traum jedoch wäre eine weitere Ampel an anderer Stelle im Rheingau. Gedanklich sei der Spätlesereiter nämlich in Martinsthal entstanden. „Karl muss da also auch noch hin.“ Und könne sich von dort dann gerne über den gesamten Rheingau ausbreiten, fügt er lachend hinzu.