Gateway Gardens: Frankfurts neuer Stadtteil hofft auf Schub

Gateway Gardens wurde 2004 als "Global Business Village" am Flughafen konzipiert. Lange verharrte der Stadtteil im Dornröschenschlaf. Jetzt kommt für rund 300 Millionen Euro...

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FRANKFURT. Es ist eine der ungewöhnlichsten urbanen Zonen in ganz Deutschland: Eingezwängt zwischen Flughafenterminals und Autobahnkreuzen sowie dem Frankfurter Stadtwald ist im vergangenen Jahrzehnt Gateway Gardens entstanden. Frankfurt hat einen ganz neuen Stadtteil geschaffen, der als Herzstück sogar einen sieben Hektar großen Park hat. Doch spielende Kinder wird man dort nicht antreffen. Denn in Gateway Gardens wohnt niemand.

Mit einer Mischung aus Hotels und Büros hat die Stadt die 35 Hektar in der lärmumtosten Zone von Beginn an als reines Gewerbegebiet angelegt - und seither als "Global Business Village" vermarktet. In unmittelbarer Nähe von Deutschlands größtem Airport sollten dort die "besten Köpfe" der Welt zusammenkommen und neue Geschäftsideen entwickeln. Firmen sollten den Knotenpunkt zum vernetzten Arbeiten nutzen.

Ein Konzept, das von der Logistik recht einleuchtend klingt. Bis zum Jahr 2026 sollen dort einmal 18.000 Menschen arbeiten, so hofft man. Doch von diesem ehrgeizigen Ziel ist Gateway Gardens, 15 Jahre nach Gründung der Grundstücksgesellschaft noch ein ganzes Stück entfernt. Es gehen dort knapp 5000 Menschen ihrer Arbeit nach.

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S-Bahn-Anschluss für den Flughafen-Stadtteil

Derzeit herrscht aber Aufbruchsstimmung: Im Dezember erhält Gateway Gardens, wo einst US-Militärangehörige wohnten, einen rund 300 Millionen Euro teuren S-Bahn-Anschluss. "Das gibt uns einen großen Schwung", sagt Jörg Guderian, einer der Geschäftsführer der Gesellschaft, die die Stadt gemeinsam mit zwei großen Immobilien- und Projektentwicklern und dem Flughafenbetreiber Fraport betreibt.

Das Projekt, eines der größten der Bahn im Rhein-Main-Gebiet, wird von der öffentlichen Hand stark gefördert. Denn Gateway Gardens, das bisher vom nahen Flughafen mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur schwer erreichbar ist, soll endlich gut angebunden werden. Bereits am 1. September steht ein weiter wichtiger Termin an: Dann wollen ein großer Supermarkt und eine Kita in Gateway Gardens eröffnen. Ein "Modehaus" und ein Fitness-Studio sind für die Beschäftigten ebenfalls geplant.

Von der Verbesserung der Infrastruktur erwartet Gateway Gardens auch Fortschritte bei der Vermarktung. Viele Interessenten hätten sich bislang abwartend verhalten, heißt es bei der Gesellschaft. Derzeit ist etwa die Hälfte des Geländes an Firmen und ein halbes Dutzend Hotels vermietet. Größter Arbeitgeber ist der Lufthansa-Caterer LSG Sky Chefs. Auch die Bahn-Tochter Schenker, die Fluggesellschaft Condor und der Maschinenbauer Kion sind dort präsent. Siemens will sich dort ebenfalls ansiedeln.

Den neuen "Push" will Gateway Gardens auch beim Konzept nutzen. Die geplante Bruttogeschossfläche wurde in einem veränderten Bebauungsplan von 700.000 auf 800.000 Quadratmeter erhöht, wie Carolyn von Monschaw sagt, die die Interessen der Stadt als Geschäftsführerin in der Grundstücksgesellschaft vertritt. Planungsdezernent Mike Josef (SPD) hat vor wenigen Tagen den Änderungen bereits zugestimmt, wie sein Sprecher Mark Gellert sagt. Er rechnet damit, dass Magistrat und Stadtverordnetenversammlung in den kommenden Monaten den angepassten Bebauungsplan ebenfalls absegnen.

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In Gateway Gardens sind außerdem vier weitere Hochhäuser mit einer Höhe zwischen 30 und 60 Metern als "Eingangstore" geplant. Eines steht schon dank einer Ausnahmegenehmigung. Denn wegen des Flughafens gibt es für Hochhäuser, die Radarwellen reflektieren können, besonders strenge Anforderungen. Es müssen dafür spezielle Gutachten angefertigt werden.

Einschränkungen gibt es auch für Hotels. Das in Frankfurt immer beliebtere "Boardinghouse", wo Businessleute aus aller Welt sich gerne zeitweise im Jahr in kleinen Apartments einquartieren, gibt es inzwischen auch dort. Doch in Gateway Gardens, das ja kein Wohngebiet ist, gibt es Grenzen für diese neue Hotel-Art. Dort darf jemand nur wenige Wochen im Jahr im "Boardinghouse" wohnen.

Alles Dinge, mit denen die Grundstücksgesellschaft sich auseinandersetzen muss. Dort gibt man sich aber für die Zukunft auch deshalb optimistisch, weil die Mieten in Gateway Gardens deutlich unter denen der Frankfurter City liegen. Bei 20 Euro liegt der Quadratmeterpreis für Firmen, wie Guderian sagt. In der Innenstadt kann es mehr als das Doppelte sein.

Neun Minuten bis in die Innenstadt

Der S-Bahn-Anschluss, der eigentlich schon früher eingeplant war, wird Gateway Gardens künftig in neun Minuten mit der Innenstadt verknüpfen. Wer die Groß-Baustelle derzeit sieht, fragt sich allerdings, ob die mit dem Fahrplanwechsel im Dezember geplante Eröffnung des Bahnhofs wirklich eingehalten werden kann. "Wir sind voll im Plan", versichert aber standhaft Bahnsprecher Thomas Bischoff.

Aber auch danach gibt es für Gateway Gardens in Sachen Infrastruktur noch einiges zu tun. Vom Terminal 2 ist es für Fußgänger in den Stadtteil eigentlich nicht weit, doch der Weg ist bisher eher beschwerlich. Und für Radfahrer kann der Weg vom Terminal 1 nach Gateway Gardens über die verkehrsreichen Flughafenzubringer-Straßen lebensgefährlich sein. "Dem wollen wir uns stellen", sagt Guderian zu diesen Problemen.

Immerhin will Gateway Gardens auf dem eigenen Gelände bei der Mobilität vorbildlich sein: E-Bikes und elektrische Fahrzeuge sollen selbstverständlich sein. Schnelllade-Stationen gibt es bereits.

Von Thomas Maier