Dreyer zur Corona-Entwicklung: „Wir müssen jetzt handeln“

Malu Dreyer. Archivfoto: Sascha Kopp
© Archivfoto: Sascha Kopp

Persönliche Kontakte sollen drastisch eingeschränkt werden. Ministerpräsidentin Dreyer verspricht, die Freizeitbranche werde nicht allein gelassen.

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MAINZ. Der Bund will mit drastischen Kontaktbeschränkungen die massiv steigenden Corona-Infektionszahlen in den Griff bekommen. "Wir erleben derzeit eine dynamische Ausbreitung des Coronavirus. Aus einzelnen regionalen Risikogebieten hat sich eine nahezu rote Landkarte entwickelt, in Rheinland-Pfalz und weiten Teilen von Deutschland", berichtet die rheinland-pfälzische Regierung. Neben der dezentralen Virusbekämpfung diskutieren die Ministerpräsidentinnen und –präsidenten mit der Kanzlerin auch über deutschlandweit strengere Schutzmaßnahmen. "Der Schutz der Bevölkerung steht für die Landesregierung dabei an erster Stelle."

Aufzeichnung der Pressekonferenz mit Malu Dreyer

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Deutliche Einschränkungen des täglichen Lebens

Im Kampf gegen die zweite Corona-Welle wird es auch in Rheinland-Pfalz weitere deutliche Einschränkungen des täglichen Lebens geben. So werden von Montag an und bis Ende des Monats Treffen in der Öffentlichkeit stärker begrenzt, erlaubt sind nur noch Zusammenkünfte von Angehörigen von höchstens zwei Hausständen bei insgesamt maximal zehn Personen. Das kündigte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) am Mittwoch in Mainz nach der Schalte mit den anderen Länderchefs und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) an.

Schließen müssen im November demnach auch Gaststätten im Land sowie Kultur- und Freizeiteinrichtungen wie Theater, Opfern, Konzerthäuser, Kinos oder Freizeitparks. Im Sport soll dann nur noch Individualsport erlaubt sein.

„Wir wollen nicht zulassen, dass eine Infektionswelle dazu führt, dass Erkrankte nicht behandelt werden können – weil auch unter Ärzten und Pflegepersonal das Virus zu Ausfällen führt – und Krankenhäuser überlastet sind“, sagte Dreyer. Deswegen müsse man jetzt den „Überlastungsschalter“ drücken und die Infektionswelle brechen.

Der Beschluss der Bund-Länder-Runde zielt darauf ab, persönliche Kontakte in der Freizeit drastisch massiv zu begrenzen, „damit Kitas, Schulen und das Wirtschaftsleben nicht runtergefahren werden müssen“, so Dreyer. Es sei das mildere Mittel, sich in der Freizeit einzuschränken, statt das Wirtschaftsleben und damit Einkommen zu reduzieren und statt Schulen und Kitas zu schließen.

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Abstand halten und Kontakte reduzieren

Die wichtigsten Helfer im Kampf gegen Corona seien die Menschen, denn das Virus lebe von persönlichen Begegnungen. „Deswegen müssen wir diese reduzieren, wenn wir nicht riskieren wollen, dass die Krankheit unkontrolliert wütet“, sagte Dreyer. Die wichtigste Maßnahme in der kommenden Zeit werde es sein, Abstand zu halten und Treffen von Menschen außerhalb der Angehörigen des eigenen Hausstands auf ein absolut nötiges Minimum zu reduzieren. Auch die Zahl der schweren Verläufe steige wieder und auch die Zahl der Todesfälle. „Deswegen sind sich Länder und Bundesregierung einig: Wir müssen jetzt handeln.“ Ansonsten seien die Folgen für die Wirtschaft gravierend. Freizeit und Unterhaltung seien wichtige Wirtschaftsbereiche – diese werde man nicht allein lassen. Unternehmen, die von temporären Schließungen betroffen sind, werde der Bund eine Nothilfe gewähren, um sie für die finanziellen Ausfälle zu entschädigen.

Die Zahl der bestätigten Corona-Infektionen in Rheinland-Pfalz stieg unterdessen nach Angaben des Gesundheitsministeriums bis Mittwoch um 630 auf 18_405 seit Beginn der Pandemie. Es war der zweite Tag in Folge mit mehr als 600 neu mit dem Coronavirus infizierten Menschen. Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus stieg um drei auf 279.