Kleiner Raum, freundliche Atmosphäre: Ein Darmstädter Sushi-Restaurant wurde als schönstes Restaurant des deutschsprachigen Raums ausgezeichnet. Was die Jury zum Jubeln brachte.
DARMSTADT. Erste Überraschung: Das „schönste Restaurant“ des deutschsprachigen Raums liegt in Darmstadt. Zweite Überraschung: Es findet sich in einer Ecke der Stadt, wo man nicht unbedingt danach suchen würde: „Shokudo Sushi & Noodles“ bietet in einem Büro- und Gesundheitskomplex an der Mina-Rees-Straße neben großer Karte auch wechselndes Mittagsmenü vor allem für die vielen Mitarbeiter im und um den Telekom-Distrikt. Bei einem Wettbewerb des Münchner Callwey-Verlags in Zusammenarbeit mit dem Bund der Innenarchitekten und dem Hotel- und Gaststättenverband Dehoga wurde das kleine Eck-Lokal von Eigentümer Hung Pham Do vor Restaurants in Brixen, Basel und Wien prämiert. Insgesamt wurden 50 Lokale ausgezeichnet.
Restaurant transportiert die kulturellen Werte Japans
Wer eintritt, blickt an der Kasse vorbei direkt in den Küchenbereich, wo Fisch, Gurken und Avocado mit der Bambusmatte frisch in Reis und Algenblätter gewickelt werden. Der Gastraum ist klein, bietet nur Sitze für 26 Personen an neun Tischen, die sich aber auch zu einer langen Tafel zusammenschieben lassen. Raumhohe Fensternischen sorgen am Tag für eine freundliche Helligkeit. Das Darmstädter Büro „Design in Architektur“ hat das Raumkonzept entworfen: Im Hintergrund grüßt überlebensgroß eine Geisha, um die herum Koi-Karpfen fliegen. Das Muster von Schuppen findet sich an der Thekenverkleidung. Gelochte Scheiben über den Lampen mögen den polyglotten Gast an Siebe erinnern, mit denen Reis gewaschen wird. Eschenholz-Lamellen an Wänden und Sitzelementen sorgen ebenso wie grau-blaue Stoffbezüge für ein luftig-helles Ambiente. Wobei Innenarchitekt Ingo Haerlin, der den Raum mit seiner Frau Bianca Lautenschläger gestaltet hat, im Gespräch betont, auch bei Kunstlicht entfalte der Raum eine ansprechende Wirkung. Das „Shokudo“ hat bis 21 Uhr geöffnet.
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Die Pappschachteln und Papiertaschen an der Theke, die für das Take-Away-Geschäft dort gestapelt werden, muss man sich wegdenken. Prämiert wurde von einer Jury aus Architektur- und Gastrokennern ja der pure Raum-Entwurf. „Ohne zu verkitschen, sind die kulturellen Werte Japans unter Verwendung traditioneller Formensprache an diesen Ort transportiert worden“, heißt es in der Laudatio. „Der Raum ist klein und niedrig für ein Restaurant und wirkt dennoch großzügig und offen. Diese Großzügigkeit ist auch dem Spiel mit dem Licht und der Verwendung heller, echter Materialien zu verdanken.“
Im toten Winkel der Stadt
Das „Shokudo“ ist bereits das dritte Lokal, das der aus Thailand stammende Hung Pham Do in Darmstadt betreibt. Auch die beiden anderen Restaurants bieten Sushi- und Nudelgerichte – und reimen sich auf seinen Namen: Das „Zendo“ vis-à-vis vom Kennedyhaus, bietet Reisröllchen auf dem Transportband. Im „Ichido“ an der Holzstraße vis-à-vis von der Kult-Disko „Krone“ wählt man seine Speisen an Tablet-Computern. „Im Shokudo geht es eher à la carte zu“, sagt Herr Do und betont, dass er in seinem neuesten Geschäft gerne gastlich dekoriert, wenn Kunden Platz nehmen.
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Im ersten und zweiten Lockdown lief das Geschäft hingegen im Abhol- und Bringmodus. Dennoch habe das „Shokudo“ während der Pandemie nicht schließen müssen. Und mittlerweile laufe es auch am Abend, wenn in der Bürostadt die Tischrechner längst runtergefahren sind. Im vermeintlich toten Winkel der Stadt gibt es ja nun auch das angeblich schönste Lokal weit und breit zu entdecken. Und Herr Do frohlockt: „Die Leute finden uns.“