Darmstädter AfD feiert sich mit Facebook-Kommentaren selbst
Die AfD in Darmstadt sorgt mit Eigenlob-Kommentaren auf Facebook für Wirbel. Die Verantwortlichen haben wohl vergessen, den Account zu wechseln.
Von Prisca Jourdan und Frank Horneff
Publik gemacht hat den Fehltritt der Darmstädter AfD die Initiative "Hooligans gegen Satzbau". Screenshot: Twitter/Hooligans gegen Satzbau
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DARMSTADT - "Ihr von der AfD bringt wirklich gute und mutige Beiträge, die man woanders nicht liest. Vor kurzem hat auch die CSU noch so geschrieben", heißt es bei Facebook unter einem Posting der AfD Darmstadt. Geschrieben hat das Lob für die politische Arbeit - die AfD Darmstadt. Das sorgte im Internet in den vergangenen Tagen für viel Häme und Spott auf Kosten der Rechtspopulisten.
Wie konnte das passieren? Vermutlich, weil der zuständige Social-Media-Beauftragte vergessen hat, vom offiziellen Nutzerprofil der AfD Darmstadt in einen Fake-Account zu wechseln, der sonst zum Schreiben von positiven Kommentaren genutzt wird. Das ist nicht nur peinlich, sondern legt auch nahe, dass die Partei zustimmende Kommentare unter ihren Posts regelmäßig selbst verfasst. In diesem Fall ging dieses Vorhaben allerdings gewaltig nach hinten los.
Nachdem die satirische Initiative "Hooligans gegen Satzbau" den Fauxpas der Darmstädter AfD auf Facebook und Twitter publik gemacht hatte, erntete die Partei Hohn und Spott der Nutzer unter ihren Posts. "Da ist wohl jemand beim Umloggen auf der Maus ausgerutscht", ist noch einer der netteren Kommentare. Andere vermuten, dass die Verantwortlichen wohl einfach "zu blöde für das Wechseln zum Fake-Account sind". Zudem hatten die unfreiwilligen Selbstgespräche der Partei dazu geführt, dass andere Nutzer ähnliche äußerst unterhaltsame Dialoge zu führen begannen, um sich über das Verhalten der AfD lustig zu machen.
"Ich mache mir nichts aus diesen ganzen sozialen Medien"
Inzwischen hat wohl auch die Darmstädter AfD Wind von ihrem medialen Missgeschick bekommen, die entsprechenden Postings wurden mittlerweile jedenfalls bei Facebook gelöscht. Auch das hat Reaktionen hervorgerufen. Das Fehlen der "ganzen tollen Beiträge und lustigen Kommentare" wird von Nutzern auf ironische Weise bedauert. Weiter heißt es "ich glaube, die AfD ist nix für mich. Ihr seid vermutlich nur eine Fake-Partei."
Günter Zabel, Fraktionsvorsitzender der AfD im Stadtparlament, hat nach eigener Darstellung von dem Wirbel nicht viel mitbekommen. "Ich mache mir nichts aus diesen ganzen sozialen Medien. Ich bin mehr so für die politische Arbeit zuständig, Facebook und diesen ganzen Kram machen bei uns andere, ich weiß gar nicht so genau, was die da eigentlich treiben" erzählt Zabel. "Fragen Sie mal nach beim Pressesprecher des Kreisverbandes, der hatte doch einen Lehrstuhl für Medieninformation, der weiß das vielleicht eher." Auf den Mann solle diese Zeitung auch nach Auskunft des AfD-Kreisvorsitzenden Holger Swars setzen: "Das ist unser Experte."
Der von Zabel und Swars angesprochene Experte ist der Journalist und AfD-Stadtverordnete Wolfgang Schöhl, der eine Rückrufbitte dieser Zeitung bis zum Dienstagabend allerdings unbeantwortet ließ.
Von Wolfgang Schöhl heißt es auf seiner Homepage: "Ich bin in den letzten beiden Jahrzehnten Medien- und Informationswissenschaftler an der Hochschule Darmstadt gewesen." Das muss dann in der Zeit lange vor Facebook und Co. gewesen sein.