Mittwoch,
11.12.2019 - 15:06
7 min. inkl. Video
Awo-Abschied im Doppelpack

Von Olaf Streubig
Leiter Lokalredaktion und stv. Chefredakteur
WIESBADEN - Die Wiesbadener Arbeiterwohlfahrt (Awo) hat erste Konsequenzen aus der Kritik der vergangenen Wochen gezogen. Im Rahmen einer Pressekonferenz erklärte die stellvertretende Vorsitzende Elke Wansner, dass „derzeit umfassende Prüfungen“ laufen. Der Awo-Bundesverband nehme Unterlagen unter die Lupe und die Gehaltsstruktur der Geschäftsführer werde durch Fachanwälte auf Angemessenheit überprüft. Außerdem werde der in der Kritik stehende „Mitarbeiterpool“ von Awo Wiesbaden und Awo Frankfurt derzeit aufgelöst. Auch die Ehrenamtspauschalen, die Hauptamtliche des einen Kreisverbandes im jeweils anderen kassiert haben, seien abgeschafft worden. Dies geschah, nachdem es in dieser Zeitung moniert worden war. Offenbar zu hohe Autopauschalen wurden bereits reduziert.
„Das Finanzamt Wiesbaden prüft derzeit die Lohnsteuer, das Finanzamt Frankfurt nimmt eine Betriebsprüfung vor“, teilte Wansner mit. Auch das Bundeszentralamt für Steuern wirke an der Prüfung mit. Der Awo Bundesverband habe zudem die finanziellen Zuwendungen an den Kreisverband Wiesbaden gestoppt.
Aktuell sind die Verantwortlichen der Awo Wiesbaden in Sorge, dass ihrem Verein womöglich die Gemeinnützigkeit aberkannt werden könnte. „Falls das aufgrund der verschiedenen Vorwürfe geschieht, dann aber sicher nur temporär“, sagte Murat Burcu dieser Zeitung nach der Pressekonferenz. Er selbst war als stellvertretender Geschäftsführer in die Schlagzeilen geraten, weil im Bericht von Wirtschaftsprüfern für ihn Arbeitgeber-Bruttopersonalkosten von 256.000 Euro genannt worden war. Für die langjährige Geschäftsführerin Hannelore Richter waren Arbeitgeber-Bruttopersonalkosten von 344.000 Euro aufgeführt worden. Im Rahmen der Pressekonferenz sagte Wansner, „aus Datenschutzgründen“ würden weder sie noch Burcu dazu Auskunft geben. Nach der Pressekonferenz allerdings bezifferte Burcu sein Monatsgehalt dann doch – und zwar mit 12.500 Euro. Zudem habe er mit einem Beratervertrag zwei Jahre lang 6000 Euro monatlich kassiert. Der Zusatzverdienst sei im Umfeld der Arbeiterwohlfahrt „moralisch und ethisch etwas problematisch. Das würde ich heute nicht mehr so machen“, sagte Burcu.

Gereon Richter und Hannelore Richter von der Wiesbadener Awo. (Fotos: Sascha Kopp)
Auch Wansner sagte: „Bei vielen Dingen hätte ich vielleicht genauer hinsehen müssen.“ Wie berichtet ist seit dem 1. November eine Anwältin als sogenannte Compliance Officer bestellt. Sie soll „die Einhaltung von Gesetzen, Vorschriften und des internen Regel- und Wertesystems kontrollieren“. Außerdem könnten Mitarbeiter dort anonyme Hinweise abgeben.
Überraschend teilte Wansner auf Nachfrage mit, dass Gereon Richter am Dienstag sein Amt als Geschäftsführer aufgegeben habe. Seine Tätigkeit als Fachbereichsleiter der pädagogischen Einrichtungen führe er aber weiter fort. Seine Mutter Hannelore Richter, die seit ihrem Ausscheiden als Geschäftsführerin Projekte betreuen sollte, werde nicht mehr für die Awo arbeiten, sagt Wansner.
Überraschend teilte Wansner auf Nachfrage mit, dass Gereon Richter am Dienstag sein Amt als Geschäftsführer aufgegeben habe. Seine Tätigkeit als Fachbereichsleiter der pädagogischen Einrichtungen führe er aber weiter fort. Seine Mutter Hannelore Richter, die seit ihrem Ausscheiden als Geschäftsführerin Projekte betreuen sollte, werde nicht mehr für die Awo arbeiten, sagt Wansner.
Hannelore Richters Ehemann Jürgen Richter ist weiterhin Geschäftsführer der Awo Frankfurt und stellvertretender Kreisvorsitzender in Wiesbaden. Das Vize-Amt lässt er derzeit ruhen. Der Vorsitzende Wolfgang Stasche war am vergangenen Wochenende nach Enthüllungen dieser Zeitung zurückgetreten. Im Januar soll im Rahmen einer außerordentlichen Kreiskonferenz ein neuer Vorstand gewählt werden.
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